Praktische Anwendung der Wertlehre von Marx

Zusammenfassung

Marx hat die differenzierte Mehrwerttheorie als konkrete Verteilungslehre sowohl für den Kapitalismus im Sinne einer warenproduzierenden »Kapitalwirtschaft« ¹ als auch für eine sozialistische Übergangswirtschaft herausgearbeitet. Die Anwendung der differenzierten Wertlehre für den Kapitalismus ergibt sich aus der Marxschen Betrachtung der Zirkulationskosten, den faux frais der Produktion, im II. und III. Band des Kapitals. Die Anwendung dieser Wertlehre im Sozialismus als Übergangsgesellschaft ergibt sich aus den Marxschen Thesen zur Kritik des Gothaer Programms. Wenn wir daher nach der Aussagekraft der Mehrwertlehre in heutiger Perspektive fragen, so heißt das, daß die praktisch-ökonomische Anwendbarkeit der Formel W = c + v + m, die kalkulatorische Gültigkeit der Mehrwerttheorie und die verteilungstheoretische Aussagekraft der Kategorie des Mehrwerts als Grad der Ausbeutung der unmittelbaren Arbeit von der Differenzierung der Kostenbestandteile in der Mehrwertrechnung bzw. von der Modifizierung der Wertkalkulation abhängt. Erst durch eine solche Modifizierung gewinnt die Theorie des Mehrwerts als Theorie eines ungerechtfertigt angeeigneten Arbeitsprodukts (Ausbeutung) praktisch politische Relevanz, der nicht mehr durch den Hinweis auf Nichtoperationalisierbarkeit der Wertformel und der strikten Arbeitswertlehre bei Marx ausgewichen werden kann. Diese Relevanz besteht sowohl für das gegenwärtige System des Kapitalismus als auch für das gegenwärtige System des Sozialismus, solange und soweit das sozialistische System noch als Warenwirtschaft mit Arbeitsteilung und Produktion von Waren für einen Markt existiert.