Die Zeitschriften des Jungen Deutschland pp 176-198 | Cite as
Struktur- und Stilelemente
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Zusammenfassung
Die Struktur der jungdeutschen Journale ist so heterogen, daß diese nicht unter einem Zeitschriftentyp zusammenzufassen sind. Ihre Vielfalt spiegelt den in publizistischer Hinsicht interessanten Entwicklungsprozeß der Jungdeutschen wider. Zu Beginn ihrer Herausgebertätigkeit stehen noch traditionelle Gattungen im Vordergrund, die sie in Ermangelung anderer Vorbilder nachahmen: 1. die literarische Zeitschrift („Aurora“) und 2. das kritische Repertorium („Forum“). — Dieser Phase der ‚Individualzeitschriften‘ (Hömberg) schließt sich die der ‚Kollektivzeitschriften‘ an: Sie arbeiten als Redakteur/Journalist an ‚großen‘ Blättern, die bereits Tradition haben („Zeitung für die elegante Welt“, ab 1801), eine Tradition fortsetzen („Mitternachtzeitung“, 1826 als „Mitternachtblatt“ gegründet) oder konzeptionell auf tradierte Formen zurückgreifen („Phönix“). Es handelt sich dabei also 3. um die „Literatur- und Konservationsblätter“, die belletristischen Journale. Die 4. Kategorie jungdeutscher Periodika gehört dem Revue-Typ an („Deutsche Revue“, der „Literarische Zodiacus“). Diese Zeitschriftengattung wird zum Idealtyp jungdeutscher Publizistik; Struktur und Konzeption dieses Typs entspricht ihren publizistischen Intentionen am ehesten.
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Literatur
- 1.In der jakobinischen Literatur und Publizistik tauchen diese Bezeichnungen bereits auf. (S. z. B. Forster “Pariser Umrisse”, 1793 f. oder Rebmann: “Die Geißel”, 1797–1799).Google Scholar
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- 11.Ebd., S. 178 f., Fußnote.Google Scholar
- 12.Ebd., S. 125.Google Scholar
- 13.Zum Gebrauch des Schlagworts vgl. Wulf Wülfing: Schlagworte des Jungen Deutschland, a.a.O. - Zu einzelnen Aspekten jungdeutscher Metaphorik s. Mark Joel Webber: The Concept of Organic Growth in Young Germany. (Diss. Yale-University 1976). Ann Arbor 1985.Google Scholar
- 14.Vgl. dazu besonders die neueren Arbeiten zur historischen Metaphorologie von Rudolf Drux: Überlegungen zu einer historischen Metaphorologie. Am Beispiel des Automaten-Tropus in der Literatur der Restaurationszeit. In: Germanistik - Forschungsstand und Perspektiven. Vorträge des Deutschen Germanistentages 1984. Hg. von Georg Stötzel. 2. Teil. Berlin, New York 1985, S. 541–545. - Ders.: Marionette Mensch. Ein Metaphern-komplex und sein Kontext von E.T.A. Hoffmann bis Georg Büchner. München 1986. - Zum Komplex der Staats-und Herrschaftsmetaphorik vgl. die materialreiche Studie von Dietmar Peil: Untersuchungen zur Staats-und Herrschaftsmetaphorik in literarischen Zeugnissen von der Antike bis zur Gegenwart. München 1983.Google Scholar
- 15.Vgl. dazu: Paul Ricoeur: La métaphore vive. Paris 1975. Deutsche Ausgabe: Die lebendige Metapher. Aus dem Französischen von Rainer Rochlitz. München 1986.Google Scholar
- 16.Vgl. Paul Ricoeur, a.a.O., S. I ff.Google Scholar
- 17.Vgl. vor allem die Studie von Hans-Wolf Jäger: Politische Metaphorik im Jakobinismus und im Vormärz. Stuttgart 1979.Google Scholar
- 18.Forum, Bd. II, S. 9. - Hervorhebungen - auch im folgenden innerhalb dieses Kapitels – von mir.Google Scholar
- 19.Ebd., S. 49.Google Scholar
- 20.Schriften in bunter Reihe, S. 118 f.Google Scholar
- 21.Anderen Weg ein; sie verachten scheinbar die Angebetete und ignoriren aufs Schneidenste: um alles Skandal zu vermeiden, besuchen sie die Herzenskönigin nur bei Nacht und ergreifen in öffentlicher Gesellschaft jede Gelegenheit ihr Missfallen zu äussern. Das lass ich mir nun immerhin gelten, wenn ein Schriftsteller auftritt, seine eigene natürliche lgcktheit vorzeigt, und darauf ausgeht, dass man in ihn sich verliebe [Chwr(133)].Google Scholar
- 22.Forum, Bd. I, 1. H., S. 137 f.Google Scholar
- 23.Zu einer Etablierung dieser Rubrik kam es wegen des frühen Endes der Zeitschrift nicht mehr.Google Scholar
- 24.Vgl. Wolfgang Martens: Zur Metaphorik schriftstellerischer Konkurrenz 1770–1800. In: Franz Josef Worstbrock und Helmut Koopmann (Hg.): Formen und Formgeschichte des Streitens. - Der Literaturstreit. (Kontroversen, alte und neue. Hg. von Albrecht Schöne. Bd. 2) Tübingen 1986. S. 160–171.Google Scholar
- 25.Ingrid Oesterle/Günter Oesterle: Der literarische Bürgerkrieg. Gutzkow, Heine, Börne wider Menzel. Polemik nach der Kunstperiode und in der Restauration. In: Gert Mattenklott/Klaus R. Scherpe (Hg.): Demokratisch-revolutionäre Literatur in Deutschland: Vormärz. Kronberg/Ts. 1975. S. 151–185.Google Scholar
- 26.S. die Fehde zwischen Gutzkow und Menzel.Google Scholar
- 27.S. die Streitereien - trotz ideologischer Nähe - zwischen Gutzkow und Mundt. - Vgl. z. B. Mundts Rezensionen im “Literarischen Zodiacus”; Bd. II, S. 281–286.Google Scholar
- 28.Im “Forum” heißt es noch über Menzel: “Und es zieht mich hin zu dem Manne.” (Forum, Bd. I, S. 43).Google Scholar
- 29.Forum, Bd. I, S. 247 f.Google Scholar
- 30.Ebd., S. 249.Google Scholar
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- 35.Frankfurter Telegraph, Bd. II, Nr. 9, April 1837, S. 67.Google Scholar
- 36.Ebd., S. 69.Google Scholar
- 37.Literarischer Zodiacus, Bd. II, S. 281.Google Scholar
- 38.Ebd., S. 282.Google Scholar
- 39.Zeitung für die elegante Welt, Nr. 3 vom 4.1.1833, S. 9.Google Scholar
- 40.Zeitung für die elegante Welt, Bd. II, Nr. 183 vom 19.9.1833, S. 731.Google Scholar
- 41.Zu diesem zentralen Thema der Jungdeutschen s. unten Kap. C. II.4.Google Scholar
- 42.Forum, Bd. II, Nr. 9 vom 29.8.1831, S. 33. - Gutzkow erhielt von der Zensur die Erlaubnis, über Gegenstände der `Poesie’ unter Ausschluß politischer Themen zu schreiben. Daß das Naturbild eine bevorzugte Metapher darstellt, muß nicht betont werden. So findet sich selbstverständlich dieser Metaphernkomplex auch im Bereich der Literatur-und Journalkritik. Gutzkow bezeichnet z. B. Gubitz’ “Gesellschafter” als “stinkende Wucherblume” (Forum, Bd. I, S. 209), die Berliner Presse “ein sumpfiges Feld”. (Forum Bd. I, S. 165). Über den (literarischen) Humor ist zu lesen: “Ein Baum, der in der Erde wurzelt und seine Zweige sehnsüchtig zum Himmel streckt; derselbe Baum von dem Satire und Elegie abgerissene Zweige sind.” (Ebd., S. 221). Die Aufgabe der Literaturkritik wird folgendermaßen umschrieben: “Das Feld ist zu säubern, und wo nicht alles niederzureissen, mancher Stamm doch zu verpflanzen, mancher Auswuchs zu beschneiden.” (Ebd., S. 62).Google Scholar
- 43.Forum, Bd. I, S. 56.Google Scholar
- 44.Ebd.,Bd. II, S. 7.Google Scholar
- 45.Frankfurter Telegraph, Bd. I, Nr. 29, März 1837, (“Pariser Journalistik”), unpag.Google Scholar
- 46.Forum, Bd. I, S. 60.Google Scholar
- 47.Frankfurter Telegraph, Bd. II, Nr. 3, April 1837, S. 17 f.Google Scholar
- 48.Ebd., S. 18.Google Scholar
- 49.Ebd., S. 19.Google Scholar
- 50.Forum, Bd. II, S. 2.Google Scholar
- 51.Zeitung für die elegante Welt, Bd. I, S. 10.Google Scholar
- 52.Forum, Bd. I, S. 106.Google Scholar
- 53.Deutsche Revue, S. 46.Google Scholar
- 54.Zum positiven Aspekt der `neuen’ Zeit im Kontext der jungdeutschen Schlagwort-Rhetorik vgl. die materialreiche Arbeit von Wulf Wülfing: Schlagworte des Jungen Deutschland, a.a.O., bes. Kap. II des dritten Teils.Google Scholar
- 55.Deutsche Revue, S. 45.Google Scholar
- 56.Zeitung für die elegante Welt, Bd. I, Nr. 3 vom 4.1.1833, S. 10. - Die hier vertretene Auffassung von der extrem politischen Funktion der Literatur ist zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht als Legitimationsversuch zu deuten, sich publizistisch auf das Literarische zu konzentrieren, sondern wohl eher Ausdruck einer euphorischen Überschätzung der gesellschaftlichen Funktion der Literatur.Google Scholar
- 57.Zeitung für die elegante Welt, Bd. I, S. 11 f. - Zum Bild des Staatsschiffes’ als politische Metapher vgl. Peil, a.a.O., S. 700 ff.Google Scholar
- 58.In der rückblickenden Beurteilung des “Phönix” greift Gutzkow die Metapher wieder auf: “Den `Frühling’, den die Zeitung ankündigte, konnte sie nicht bringen, weil sein Herausgeber, Eduard Duller, noch zu konservativ war.” (Vgl. Rückblicke auf mein Leben, a.a.O., S. 121).Google Scholar
- 59.Zeitung für die elegante Welt, Bd. I, S. 1.Google Scholar
- 60.Ebd., Nr. 42 vom 28.2.1833, S. 165.Google Scholar
- 61.Forum, Bd. I, S. 78.Google Scholar
- 62.Ebd., S. 59.Google Scholar
- 63.Ebd., S. 152.Google Scholar
- 64.Ebd., S. 153.Google Scholar
- 65.Forum, Bd. II, S. 2.Google Scholar
- 66.Vgl. Hans-Wolf Jäger, a.a.O., passim.Google Scholar
- 67.Der erste elektrische Telegraph wurde 1809 von S. Th. von Sömmering gebaut. H. Chr. fbrsted entdeckte 1820 das Prinzip des Magnetnadeltelegraphen. W.F. Cooke und C. Wheatstone konstruierten 1837 den ersten elektromagnetischen Vier-und Fünfnadeltelegraphen; ebenfalls 1837 erfand S. Morse den nach ihm benannten Apparat des Klopfers und Zeigertelegraphen.Google Scholar
- 68.Frankfurter Telegraph, Bd. I, Nr. 1, Januar 1837, unpag.Google Scholar
- 69.So etwa in Wienbargs Reflexionen “Die Poesie und die Industrie”. (Deutsches Literaturblatt, Nr. 21 vom 20.2.1841, S. 29 ff.). Oder in der Nr. 18 vom 6.2.1841, wo es u.a. heißt: “werden wir also eine Poesie, des Handels, der Industrie, der Eisenbahnen haben, wie wir eine Poesie des Ritterthums und der Religion, der Minne und des Frühlings gehabt haben?” (S. 22). Da die Poesie “dem Leben in allen seinen Entwickelungen und Gestaltungen zu folgen” habe (S. 22), ergibt sich daraus, “daß wir den Einfluß der `Börsen-, Tarif-und Handels-Bilanzen’ anerkennen müssen, und daß der einzelne Schriftsteller nur den Beruf und die Pflicht hat, von seinem Standpunkte aus den Uebergang in diese neue Lebensanschauung zu vermitteln - nicht aber, sich derselben gewaltsam entgegenzustemmen.” (S. 23). Die “Werkstatt und das Comptoir, die Börse und der Waarenmarkt” sollten daher der Poesie nicht “unzugänglich bleiben” (S. 22), die “Wendung aufs Commercielle und Industrielle hin” erfolgen. (S. 22 f.).70 Zit. n. Houben, Rep. III, Sp. 141 f.Google Scholar
- 71.Auch Wienbarg wählt das Bild des Thierkreises’ für seine Zeitanalysen “Wanderungen durch den Thierkreis” (1835).Google Scholar
- 72.Ausführlicher s. u. Kap. C.II.S.Google Scholar
- 73.S. obiges Beispiel im Zusammenhang mit der Funktion des Kritikers.Google Scholar
- 74.Deutsche Revue, S. 46.Google Scholar
- 75.Ebd., S. 47.Google Scholar
- 76.So ist gelegentlich von der `stilistischen Sorglosigkeit’ (Sengle) der Jungdeutschen die Rede; und im DDR-Vormärz-Band (“Erläuterungen zur deutschen Literatur”) wird von der “ästhetischen Verlotterung” des Jungen Deutschland allgemein gesprochen. (S. 245 f.).Google Scholar