Zusammenfassung
Der Frage nach dem ideologischen, literaturkritischen und ästhetischen Einfluß Börnes und Heines auf das Schaffen des Jungen Deutschland hat sich die Forschung bereits intensiv angenommen. Weniger der Frage nach den publizistischen Impulsen, die von ihnen ausgingen; und gar nicht der Frage, welchen Einfluß etwa die publizistisch fortgeschrittenere französische Presse auf den jungdeutschen Journalismus ausgeübt hat. (Auch Menzels Anregungen in dem Zusammenhang dürfen nicht unerwähnt bleiben. Auf ihn werde ich noch später zurückkommen.)1 — Mit der folgenden Analyse der publizistischen Einflüsse und Anregungen beabsichtige ich jedoch nicht, monokausale Zusammenhänge zu konstruieren. Es bleibt dahingestellt, in welchem Grad die „Vorbilder“ der Jungdeutschen Leitbildfunktion besaßen.
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Literatur
S.u. Kap. B. IV.1.4
Ferner redigierte Börne für sechs Monate die politische Tageszeitung “Zeitung der freien Stadt Frankfurt” (1. Hälfte des Jahres 1819) und drei Monate die Zeitschrift “Zeitschwingen” (3. Juli bis 9. Oktober 1819). Tendenzen der “Wage” treffen mutatis mutandis auch auf die “Zeitschwingen” zu.
Im Widerspruch zu seinen fortschrittlichen Vorstellungen von der Gleichheit der Menschen erscheint allerdings Börnes Frauenbild. Im Zusammenhang mit der Kritik einer Neuerscheinung (“Iduna, Schriften deutscher Frauen, gewidmet den Frauen”, 1821) ist zu lesen: Frauen “sollen lesen, aber niemals schreiben”. (Die Wage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben Wissenschaft und Kunst. Bd. I: Frankfurt/M 1818–1820. Bd. II: Frankfurt 1820–1821. Hier: Bd. II, H. 4, S. 42.) “Männer brauchen nicht gut zu schreiben um schreiben zu dürfen; die Schriftstellerey hat eine ganz andere Bedeutung als man gewöhnlich glaubt. Das Schreiben ersezt die Stelle des öffentlichen Redens, das in den Staaten des Alterthums gefordert und bewilligt ward. Jeder Bürger darf und soll seine Meynung sagen, wie sie auch beschaffen sey. Frauen aber, haben weder Bürger-Pflichten noch Bürger-Rechte; sie werden erst auf dem Markte geduldet, seitdem wir Männer Marktweiber geworden sind. Sie müssen sich ändern, wie wir uns. Auch als Gewerbe dürfen Männer schreiben, Weiber aber nicht; sie haben den Reichthum nur zu erhalten, nicht zu vermehren.” (Ebd., S. 43).
Es werden anfänglich nur Aufführungen der “Frankfurter Volksbühne” besprochen. Ab Juli 1820 (8.H.) erscheinen dann erste Literaturrezensionen.
Der 2. Band ist daher wesentlich stärker literaturbezogen’.
Die Wage. Bd. I, H. 1, S. 21 f.
Ebd., Bd. I, H. 6, S. 278.
Ebd., S. 274.
S. u. Kap. C.II.5.
Vgl. Helmut Koopmann: Einführung zu “ Der Literaturstreit”. In: Albrecht Schöne (Hg.): Kontroversen, alte und neue. Bd. 2. Tübingen 1986, S. 138.
Die im Zeitalter der Aufklärung anzutreffende Polemik stand eher unter dem Aspekt der Wahrheitsfindung’. Die Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden, und die Wahrung bürgerlicher Konvention ließen persönliche Beleidigungen als unangemessen und niveaulos erscheinen. `Objektivität’ und Räsonnement besaßen Leitfunktion.
Die Wage. Bd. II, S. 1 f.
Ein Beispiel für eine besonders gelungene Satire ist die “Monographie der deutschen Post-schnecke”. (Bd. II, H. 2, S. 1 ff.).
Bd. I, H. 6, S. 273.
Ebd., S. 272.
Ebd., H. 7, S. 325.
Ebd., S. 305
Ebd., S. 318.
Ebd., S. 320.
Vgl. Wolfgang Labuhn: Literatur und Öffentlichkeit im Vormärz. Das Beispiel Ludwig Börne. Königstein/Ts. 1980, S. 350.
Vgl. Karl Gutzkow: Börne’s Leben (= Ludwig Börne’s gesammelte Schriften. Supple-mentband). Hamburg 1840, S. 146.
Vgl. dazu: Helmut Koopmann: Doppeldeutiges - Zum literarischen Stil Ludwig Börnes. In: Ludwig Börne 1786–1837. Bearbeitet von Alfred Estermann, a.a.O., S. 175–187.
La Balance, Paris 1836, S. 49.
Ebd., S. 50.
Gutzkow/Wienbarg an Börne (14.9.1835). In: Houben: Rep. III, Sp. 409 f.
Zit. n. “Ludwig Börne 1786–1837”. Bearbeitet von Alfred Estermann, a.a.O., S. 129.
Vgl. Erich Harsing: Wolfgang Menzel und das junge Deutschland. (Diss.) Düsseldorf 1909, S. 42.
Ebd., S. 43.
Lindner war publizistisch bereits erfahren. 1817 gab er zusammen mit Ludwig Wieland das “Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung” (im Verlag von Friedrich Justin Bertuch erschienen) heraus. - Näheres dazu s. Kurt Koszyk: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Berlin 1966, S. 45 ff.
Das Blatt wurde 1795 von Ernst Ludwig Posselt unter dem Titel “Europäische Annalen” begründet; 1821 wurde es unter Friedrich Murhards Redaktion in “Allgemeine politische Annalen” umbenannt. Nach dessen Verhaftung 1824 übernahm der bayerische Ministerialrat Belli de Pino die Leitung des Blattes, das fortan als “Neue allgemeine politische Annalen” erschien. - Vgl. Otto Steuer: Cotta in München 1827–1831. München 1931. S. 28 f. - Und: Jan-Christoph Hauschild (Hg.) in Verbindung mit Heidemarie Vahl: Verboten! Das Junge Deutschland 1835. Literatur und Zensur im Vormärz, a.a.O., S. 64 f.
S. ausführlicher: Otto Steuer, ebd.
Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke - Briefwechsel - Lebenszeugnisse. Hg. von den Nationalen Forschungs-und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. - Berlin, Paris 1970 ff. Bd. 10, S. 350.
Heinrich Heine: Sämtliche Werke. Düsseldorfer Ausgabe. Hg. von Manfred Windfuhr. - Hamburg 1973 ff. Bd. VIII, S. 178 f.
Säkularausgabe, a.a.O., Bd. 20, S. 416. - S. zu diesem Aspekt auch: Heidemarie Vahl: `Journale sind unsere Festungen’. In: Jan-Christoph Hauschild (Hg.): Verboten! [Chwr(133)], a.a.O., S. 135 ff.
Neue allgemeine politische Annalen, 27. Band, H. 4, Stuttgart u. Tübingen 1828, S. 378 ff.: “Körperliche Strafe”. - In seinen “Englischen Fragmenten” (“Reisebilder IV”) wendet sich Heine ebenfalls dezidiert gegen körperliche Züchtigung. Über Heines Justizkritik im Zusammenhang von Peitsche, Folter und Strafvollzug vgl. Eckhardt Meyer-Krentler. Willkomm und Abschied - Herzschlag und Peitschenhieb. Goethe - Mörike - Heine. München 1987, S. 157 ff.
Neue allgemeine politische Annalen, 27. Band, H. 1, S. 57 f.
Ebd., S. 58.
Ebd., S. 59.
Düsseldorfer Ausgabe, a.a.O., Bd. XI, S. 136.
S. Kap. B. IV.1.
Neue allgemeine politische Annalen, 27. Bd., H. 3, S. 286.
Ebd., H. 3, S. 297.
Ebd., H. 3, S. 295 f.
Ebd., S. 296.
Ebd., S. 298.
S. Kap. B.IV.2.
Zur Ich-Form kann sich Heine hier allerdings noch nicht entschließen. Ein wenig versteckt er sich noch hinter dem `Pluralis majestatis’.
Beispiele für die genannten Stilmittel (Hervorhebung von der Verf.): Bildhafte Sprache, z. B. Kriegsmetaphorik. “Daher das Bestreben, eine Goethesche Landmiliz auf die Beine zu bringen. Ueberall Garnisonen und aufmunternde Beförderungen. Die alten Romantiker, die Janitscharen, werden zu regulären Truppen zugestutzt, müssen ihre Kessel abliefern, müssen die Goethesche Uniform anziehen, müssen täglich exerziren. Die Rekruten lärmen und trinken und schreien Vivat; die Trompeter blasen -” (Ebd., H. 3, S. 297). Und: Vergleiche, die der Veranschaulichung dienen und die Phantasie des Lesers anregen sollen: Er vergleicht den “Ideenwitz” Menzels mit einer “wilden Ehe zwischen Scherz und Weisheit”. (Ebd., H. 3, S. 288 f.). Heterogene Fügungen, die einerseits komisch, andererseits verfremdend wirken und dadurch die Aufmerksamkeit des Lesers provozieren: “vor dem Uebermuth des Reichthums und der Gewalt schüzt Euch nichts - als der Tod und die Satyre.” (S. 289). Expressivität:“ [Chwr(133)] so werdet darüber nicht allzu sehr aufgebracht, Ihr edlen Pantalone des deutschen Vaterlandes!” (S. 289). - “Der Alte! wie zahm und milde ist er geworden! Wie sehr hat er sich gebessert!” (S. 298). Hyperbolik/Witz: “Wir theilen die Meinung eines witzigen Mannes, der keck behauptet: unter hundert Pietisten sind neun und neunzig Schurken und ein Esel.” (S. 292). Mündlicher Sprachgebrauch: Ellipsen: “Ebenfalls die Begeisterung für Schiller.” (S. 295). -“Überall Garnisonen und aufmunternde Beförderungen.” (S. 297). Drastik: “ [Chwr(133)] wie wir sie bei der blöden Jüngerschaar nachgeknetet finden”. (S. 298). Fragen: “Wird Kunst und Alterthum im Stande seyn, Natur und Jugend zurückzudrängen?” (S. 298).
Ebd., H. 4, S. 392.
Zeitung für die elegante Welt, Bd. I, Nr. 110 vorn 8.6.1833, S. 437.
Ebd., S. 438.
Phönix, Bd. I, Nr. 12 vom 14.1.1835, S. 48.
Programm der Deutschen Revue, S. 4.
S. dazu ausführlicher: Nelly Furman: La Revue des Deux Mondes et le Romantisme (1831–1848). Genève 1975, S. 11 ff.
Damit war dieser Typus den heutigen “Westermann’s Monatsheften ” nicht unähnlich.
Revue des Deux Mondes. Table générale 1831–1874. Paris 1875. Introduction, p. I.
Ebd., p. II.
Ebd.
Ebd., p. III.
Ebd.
Ebd.
Ebd., p. VII.
Ebd., p. I.
Ebd., p. III.
Ebd., p. VI.
Ebd.
Deutsche Revue, S. 4.
Zit. n. Houben, Rep. III, Sp. 414.
Wiedergabe des Briefes als Faksimile, s. Anh. IV, S. 269.
Vgl. Houben, Rep. III, Sp. 407–415.
Gans war Redakteur der angesehenen “Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik”; die Hegelianer Hotho und Rosenkranz gehörten zu den Mitarbeitern dieser “Jahrbücher”. - Von einem Journal als spezifischem Organ des Jungen Deutschland kann keine Rede sein. Ebensowenig kann zum Zeitpunkt der Gründung der “Deutschen Revue” von einer Konföderation der Jungdeutschen gesprochen werden. Laube und Mundt wurden wie die anderen angeschrieben.
Revue de Paris, Nouvelle Série, Premiere Année. Tome II. Bruxelles 1834. Unter der Rubrik “Album”, p. 306.
An deutscher Literatur wurden z. B. Hebbel und Jean Paul besprochen.
In: Houben, Rep. III, Sp. 299.
Allgemeine Preußische Staats-Zeitung Nr. 320 vom 18.11.1835; Allgemeine Zeitung vom 26.11.1835; Intelligenzblatt Nr. 17 der Zeitung für die Elegante Welt vom 1.12.1835; Frankfurter Journal Nr. 343 vom 13.12.1835: Zit. n. Houben, Rep. III, Sp. 301.
Deutsche Revue, S. 4.
Ebd.
Eiger Blühur bezeichnet in dem Zusammenhang die 1698 bei Gottfried Liebernickel inHamburg erschienene Sammlung von “Vorreden” der “Relation aus dem Parnasso”, “in einer Dreyjährigen Reise auff diesem Erden-Runde angemercket” als “älteste Feuilleton-Sammlung, die uns bekannt ist.” - Vgl. Eiger Blühm: Von der Zeitungen Notwendig-und Nutzbarkeit auf der Reise. In: Wolfgang Griep und Hans-Wolf Jäger (Hg.): Reisen im 18. Jahrhundert. Neue Untersuchungen. Heidelberg 1986, S. 6.
Zur Geschichte des Feuilletons allgemein s. Wilmont Haacke: Handbuch des Feuilletons. 3 Bde. Emsdetten 1951–1953. - Zum Feuilleton des “Journal des Débats” im besonderen s. Ruth Jakoby: Das Feuilleton des `Journal des Débats’ von 1814–1830. Ein Beitrag zur Literaturdiskussion der Restauration. Tübingen 1988.
Vgl. Margot Lindemann: Deutsche Presse bis 1815. Geschichte der deutschen Presse. Teil. Berlin 1969, S. 269 f.
S. Kap. B.V.1.2.
Hans Bender: Nachwort zur Anthologie Klassiker des Feuilletons. Stuttgart 1979, S.
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Brandes, H. (1991). Publizistische Vorbilder und Einflüsse. In: Die Zeitschriften des Jungen Deutschland. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14445-8_6
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