Zusammenfassung
In der vorgetragenen „offenen“ Auffassung der Begrifflichkeit steckt zunächst einmal der gewichtige Vorteil, daß sie keine verfrühte Trennungslinie zieht zu den Dezentralisationsdiskussionen in anderen Wissenschaftsdisziplinen. Die gewahrte Affinität wurde an einem eher willkürlich gewählten Beispiel für die einzelwirtschaftlich orientierte Organisationslehre bereits einmal demonstriert. Theoriegeschichtlich läßt sich eine einigermaßen stringente Kontinuität bis hin zu Henry Fayol verfolgen. Dieser „Taylor der Verwaltungswissenschaft“ war sicherlich im Grundsatz von einer nahezu naturgesetzlichen Bewegung hin zu zentralisierten Organisationen überzeugt,1 denn nur so sah er eine Möglichkeit, die fortschreitende produktivitätssteigernde Arbeitsteilung im Zaume eines einheitlichen, abgestimmten Organisationsertrages zu halten.2 Gleichwohl war Zentralisation für ihn kein unabdingbares Dogma, sondern — entsprechend seiner pragmatischen, erfahrungsbezogenen Theoriebegründung3 — lediglich eine „Frage des Maßes“: da jeweils die Zwischenglieder der Hierarchie bei sich auch Variierungsmöglichkeiten sichern konnten, wurde die fehlerfreie Umsetzung des Führungswillens zum stets riskanten Unterfangen und die faktische Gestaltungskompetenz der einzelnen Ebenen zugleich zum Bemessungskriterium der graduellen Dezentralisation/Zentralisation.4 Die Fortführung dieser produktivitätsorientierten Organisationslehre des „scientific management“5 bot Luther Gulick, der klar an einem „zentralistischen bias“ anknüpfte, als er das Prinzip der „Einheit der Auftragserteilung“ zur unabdingbaren Voraussetzung von Effizienz in Organisationen deklarierte.6 Gerade in der funktionalen Abstimmung der organisatorischen Einzelaktivitäten sah Gulick die Essenz einer reibungslosen, integrierten Gesamtaktivität. Diese Abstimmung mußte in jedem Fall widerspruchsfrei sein, die kooperierenden Einheiten durften nicht heterogen, die Fachkompetenz und Zuständigkeit in Sachfragen nicht durch Laieneinfluß angefochten sein.7
Produktivität durch Einheitlichkeit? — Flexibilität durch Entlastung: die Funktionen der Systemdifferenzierung — Der Bürger als Konsument — Dienstleistungen, kollektive Erstellung und Externalitäten — Individualistische oder institutionelle Perspektive — Läuterungen des Neomarxismus — Von der Verantwortlichkeit zur Redistribution
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Prätorius, R. (1989). „Dezentralisation“ im sozialwissenschaftlichen Theoriespektrum. In: Einbindung und Freiraum. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 114. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14442-7_5
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