Methodisches Vorgehen

Zusammenfassung

Eine Grundvoraussetzung für zuverlässige Aussagen über soziale Phänomene sind Daten, die das Untersuchungsobjekt adäquat beschreiben. Im vorliegenden Kontext sollen soziale Strukturen in terroristischen Gruppen analysiert werden. Dazu ist zunächst der Begriff der „sozialen Struktur“ näher zu erläutern. Collins/Raven (1969) definieren soziale Struktur als Beziehungen zwischen Elementen einer sozialen Einheit. Elemente — hier als Terminus Technicus gebraucht — sind im vorliegenden Fall die Mitglieder terroristischer Gruppierungen; die soziale Einheit beschreibt hier die jeweilige Gruppe. Der Begriff „Beziehung“ ist zunächst noch relativ global. Unter Beziehung können sehr unterschiedliche Qualitäten wie Attraktivität, Einfluß oder bloßer Kontakt verstanden werden. Mit der Entscheidung darüber, welches dieser Konzepte erfaßt werden soll, ergibt sich die Frage, wie es erfaßt werden soll, genauer, welche Daten das Konzept repräsentieren können. Ein in den Sozialwissenschaften übliches Verfahren wäre z.B. die Erhebung über einen speziell konstruierten Fragebogen. Da aus verständlichen Gründen jedoch die hier behandelte Gruppe nicht für eine direkte Befragung zur Verfügung stand, mußten die Daten benutzt werden, zu denen ein Zugang bestand, hier im weitesten Sinne Aktenmaterial (s. u.). Damit war gleichzeitig kein Entscheidungsfreiraum mehr für die Analyse einer bestimmten Art sozialer Beziehungen gegeben, die verwendeten Daten enthielten lediglich Aussagen über das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Kontakt zwischen Gruppenmitgliedern. Über die Qualität oder Intensität des Kontakts lagen keine oder nur sehr vage Beschreibungen vor, so daß auf die Beachtung von qualitativen Unterschieden bei der Analyse ganz verzichtet wurde.