Zusammenfassung
Wenn man von Berlin (West) spricht, so ist zuerst daran zu erinnern, daß „Groß-Berlin“ nicht nur eine junge Großstadt war — was den endgültigen Gesamtberliner Kommunalverband betraf (Gründung Groß-Berlin 1921) und sich damit die Zusammensetzung aus über 100 Städten und Gemeinden im weiteren Stadtbild noch lange erhielt — sondern auch als Reichshauptstadt sehr viel weniger das ebenfalls noch junge „Reich“ repräsentierte als zum Beispiel Paris Frankreich vertrat oder Londen das Commonwealth. Berlin war nicht nur die preußische Reichshauptstadt, sondern überhaupt eine „aufgesetzte“ Hauptstadt, die zwar nach Größe, Lebendigkeit und Bedeutung die anderen Hauptstädte der deutschen Länder und Provinzen weit überflügelte, trotzdem aber in einer stillen Konkurrenz zu ihnen blieb. Dieses Verhältnis Groß-Berlins zum Reich wurde durch den im Nationalsozialismus verordneten Zentralisierungsschub auch nicht gerade verbessert. Berlin wurde zwar verstärkt Reichshauptstadt, repräsentierte aber trotzdem nicht das „Deutsche Reich“ in seiner Vielfalt. Es konnte die Gegensätze zwischen Ost und West in Deutschland nur formal überbrücken; innerhalb des Spannungsgefälles Nord-Süd wurde es eher dem Norden zugeschlagen. Was jedoch die Toleranz und Großzügigkeit der Berliner betraf, so fanden sie im übrigen deutschen Klima nur an wenigen Stellen ihr Gegenstück.
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von Baeyer-Katte, W., Claessens, D., Feger, H., Neidhardt, F. (1982). Die Entstehungsbedingungen für die „scene“. In: Gruppenprozesse. Analysen zum Terrorismus, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14409-0_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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