Zusammenfassung
Versucht man für die Geschichte der Baader-Meinhof-Gruppe, für ihre Militanz, ihr Durchhaltevermögen, ihre Erfolge und schließlich ihr Scheitern Erklärungen zu finden, so besteht eine Gefahr in der Personalisierung der Handlungsverläufe. Zwar zeigt gerade das Schicksal der ersten RAF-Vereinigung die Bedeutung auch individueller Momente, insofern gerade diese Gruppierung mit Baader, Ensslin, Mahler und Meinhof kräftige Gestalten von besonderem Format besaß. Charismatische Elemente haben in diesem Falle ein überdurchschnittliches Gewicht besessen. Aber auch deren Durchschlagskraft ist abhängig von günstigen Konstellationen, kleinen und großen. Sie müssen auf eine kongeniale Anhängerschaft treffen, und deren Beeindruckbarkeit setzt voraus, daß eine gemeinsame Umwelt für gemeinschaftliche Aktionen Gründe liefert, die zu subjektiv überzeugenden Sinnkonstruktionen benutzt werden können. Daß diese im Gang der Entwicklung leer und brüchig werden können, ohne daß die eingeschlagenen Handlungsrichtungen dann noch korrigiert werden, mag daran liegen, daß es in sich aufschaukelnden Situationsfolgen zu einer relativen Verselbständigung von Prozessen kommen kann, so daß ursprüngliche Motive zurücktreten und auf anderen Ebenen neue entstehen, zwanghaft induzierte. Natürlich gibt es darin keine Automatik. Schiere Zufälle sind nicht ungewöhnlich. Und überall existieren Spielräume, in denen die Betroffenen individuell zu entscheiden haben. Aber diese sind durch Umstände begrenzt, die nur teilweise beherrschbar sind. Es gibt Verstrickungen, in denen der einzelne weder vor noch zurück kann.
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von Baeyer-Katte, W., Claessens, D., Feger, H., Neidhardt, F. (1982). Entstehungsbedingungen der Gruppenbildung. In: Gruppenprozesse. Analysen zum Terrorismus, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14409-0_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14409-0_16
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11582-5
Online ISBN: 978-3-663-14409-0
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