Zusammenfassung
Politik und Sozialwissenschaften scheinen auf den ersten Blick zwei entgegengesetzten Handlungssystemen anzugehören, die durch unterschiedliche Rationalitäten bestimmt werden. Während die Sozialwissenschaften darauf drängen, einerseits die Legitimität ihrer selbstaufgegebenen Fragestellungen nach Aufklärung über soziale Realitäten und die Wissenschaftlichkeit ihrer Forschungen anerkannt zu erhalten, besteht andererseits bei ihnen die Tendenz, ihre wissenschaftliche Integrität vor allem daran zu messen, inwieweit es einer sozialwissenschaftlichen Forschung gelingt, die Anforderungen der Herrschenden zu ignorieren oder zu kritisieren. Im Unterschied hierzu besitzt die Welt der Politik für ihre Entscheidungen eine durchaus eigene, von der wissenschaftlichen Rationalität abzugrenzende Handlungsrationalität. Daher beteiligt sie sich nur zögernd am Unterfangen, ihre eigenen Maßnahmen zu prüfen oder ihr Handeln evaluieren zu lassen. In der Regel zieht die Politik unscharfe, flexible Aussagen klaren Bewertungen vor; gegenüber länger-fristigen Überlegungen und theoretischen Konstrukten, die weder unmittelbare Problemlösungen erbringen noch einfache Maßnahmenrezepte ermöglichen, verhält sie sich eher kritisch. Wie können zwei so gegensätzliche Welten sich jemals treffen? Sie befassen sich mit unterschiedlichen Aufgaben, und es steht zu erwarten, daß Interventionen in die „andere Welt“ nicht ohne negative Auswirkungen bleiben oder eigenen Schaden bewirken. Politische Interventionen in der Wissenschaft entarten schnell in eine Manipulation der Wissenschaft und unterlaufen dadurch die Prämissen wissenschaftlicher Vorgehensweisen; übertriebene Beschäftigung der Wissenschaftler mit Wünschen der Regierung würde die Wissenschaft von ihrem längerfristigen Zeithorizont ablenken. Dennoch, itdie zwei Welten haben sich getroffen.
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Bibliographie
OECD, Reviews of Social Science Policy: France, Paris 1975.
OECD, Reviews of Social Science Policy: Norway, Paris 1976.
OECD, Reviews of Social Science Policy: Japan, Paris 1977.
OECD, Social Sciences in Policy Making, Paris 1979.
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© 1984 Springer Fachmedien Wiesbaden
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Ferné, G. (1984). Die Grenzen und die Chancen einer Programmevaluierung. Erfahrungen aus OECD-Ländern. In: Hellstern, GM., Wollmann, H. (eds) Handbuch zur Evaluierungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14406-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11523-8
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