Zusammenfassung
Auf dem Verso des sehr feinen Papyrusblattes sind die Reste von zwei Kolumnen erkennbar. Die erste ist lediglich durch die beiden Endbuchstaben der ersten Zeile und durch die Ausläufer von zwei Querhasten am Ende von zwei weiteren Zeilen (Z. 2 und auf Höhe von Col. II 8) vertreten; die lang ausgezogenen Buchstaben waren wahrscheinlich jeweils ein ε,weniger wahrscheinlich, aber nicht auszuschließen ist α 1. In der zweiten Kolumne sind die Anfänge von 8 Zeilen deutlich lesbar; sie zeigen eine leicht nach rechts geneigte, mit feiner Feder geschriebene Schrift des späten 2., frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. Vergleichbar ist die Hand des P. Oxy. VI 852 (pl. II u. III, 2./3. Jh., Euripides, Hypsipyle) und die des P. Giss. 175 (Philologus 67, 1908, 321–324 m. Taf., ca. 200 n. Chr., Xenophon, Symposion); man wird also auch den vorliegenden Papyrus in die Zeit um 200 n. Chr. datieren können.
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Literatur
Auf der Recto-Seite steht am rechten Rand eine Zahlenreihe, deren Buchstaben alle mit lang ausgezogenen waagerechten Strichen auslaufen; es ist nicht auszuschließen, daß der Text der Verso-Seite an eine freie Stelle zwischen zwei ähnlichen Listen geschrieben ist und die Ausläufer der Buchstaben aus der ersten Kolumne zu einer ebensolchen Zahlenreihe gehören. Dagegen spricht allerdings die Form des e in Kol. II, welches anders aussieht als auf dem Recto; s. auch den Komm. zu Kol. I 1.
Die Anordnung läßt auch an Epigramme denken, wie z. B. AP IX 381 und 382 (s. u. S. 36); dagegen ist einzuwenden, daß der zweite Text auf den ersten inhaltlich Bezug nimmt, und daß Epigramme nicht mit µsµvraw anzufangen pflegen.
Erleichtert wurde dieses Vorgehen durch die Tatsache, daß die Antike den Begriff der literarischen Originalität und des literarischen Eigentums in unserem Sinne nicht kannte. Dazu und zum folgenden vgl. L. Adam, Ober die Unsicherheit literarischen Eigentums bei Griechen und Römern, Düsseldorf 1907, 69–77; E. Stemplinger, Das Plagiat in der griechischen Literatur, Leipzig — Berlin 1912, 193–195; O. Crusius, RE III 2, Sp. 1930–1932 s. v. Cento. Sammlungen: Corpusculum poesiae epicae Graecae ludibundae, Vol. I ed. P. Brandt, Leipzig 1885, Vol. II ed. C. Wachsmuth, Leipzig 1888.
Zu den ernst gemeinten Centonen gehören natürlich auch die zahlreichen christlichen Poeme dieser Art; vgl. Homerici Centones, a veteribus vocati Oµredxevrva, ed. H. Stephanus, Paris 1578.
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Kramer, B., Erler, M., Hagedorn, D., Hübner, R. (1980). Adespotum: Fragment aus einem Homercento. In: Kramer, B., Erler, M., Hagedorn, D., Hübner, R. (eds) Kölner Papyri. Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, vol 7/3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14384-0_3
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