Fragen zur Übertragbarkeit der amerikanischen Erfahrungen — kritische Anmerkungen

Zusammenfassung

Die in diesem Buch zusamengetragenen Beispiele US-amerikanischer Basisinitiativen zu Gesundheit spiegeln in doppelter Weise die amerikanische Realität. Sie weisen zum einen auf die gewaltigen Probleme hin, auf die Versäumnisse etwa in der Umwelt- und Gesundheitsschutzpolitik. Zum anderen sind ihr Zustandekommen, ihr Erfindungsreichtum und ihre Aktionsformen nur erklärlich auf dem Hintergrund der spezifischen Bedingungen der amerikanischen Gesellschaft. Bei aller Kritik an einzelnen politischen Entscheidungen ihrer Regierung sind die Mitstreiter dieser Initiativen zugleich doch auch geprägt von den Werten und Normen der US-Gesellschaft und stellen einen wichtigen Teil davon dar. Wie bei jedem zwischengesellschaftlichen Vergleich stellt sich deshalb die Frage nach der Übertragbarkeit. Können Bürgerinitiativen und Professionelle, die sich in der Bundesrepublik für mehr Gesundheit engagieren, von den amerikanischen Beispielen lernen? Lassen sich die US-Erfahrungen überhaupt hierzulande verwerten oder sind sie so stark in ihren spezifischen kulturellen und institutionellen Hintergrund eingebettet, daß ähnliche Aktionsformen hier wirkungslos verpuffen würden? In einer Abwägung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer beiden Gesellschaften komme ich im folgenden zu dem Schluß, daß es genügend gemeinsame Tendenzen gibt, so daß uns die dargestellten US-Erfahrungen sinnvolle Anregungen und Hinweise geben können. Gleichzeitig stellen sich dem kritischen Betrachter aber eine Reihe von weiteren Fragen, etwa nach den Gefahren und „Nebenwirkungen“ einer Teilübernahme von US-amerikanischen Strategien sowie nach den Grenzen ihrer Arbeitsformen. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels soll einigen dieser möglichen Gefahren nachgegangen werden.