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Entwicklungslinien der bürgerlichen Agrartheorie in der Bundesrepublik Deutschland

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Produktion und Lebensverhältnisse auf dem Land

Part of the book series: Leviathan ((LSOND,volume 2))

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Zusammenfassung

Daß bürgerliche Gesellschaftstheorien nicht nur mehr oder weniger zutreffende deskriptive Elemente, sondern vor allem auch Ideologie enthalten, ist eine geläufige und keineswegs allein von Marxisten geteilte Auffassung. Sie fällt freilich ihrerseits leicht der Vulgarisierung anheim und bedarf daher des fortlaufenden Belegs. Eine gute Gelegenheit hierzu bietet die Analyse der Agrartheorie der BRD der letzten 30 Jahre und zwar auf Grund einer für den Kritiker besonders günstigen Kombination von Umständen: Mit der Agrarfrage schleppt der Kapitalismus auf der ganzen Welt ein strukturelles Grundproblem mit sich, welches jedoch je nach den Zeitumständen den Aspekt wechselt, die äußerlichen Fragestellungen haben sich gerade in der BRD mehrfach gewandelt. Dazu existiert eine Gemeinschaft von Wissenschaftlern, welche, ganz entgegen ihrer offiziellen Programmatik, unprätentiöse Stückwerk-Technologie zu betreiben,1 in Wirklichkeit bei der Beantwortung einer Tagesfrage nur zu leicht glauben, ein besonders zeitloses Problem ausgeräumt zu haben. So läßt sich einerseits sehr schön ihre beim Wechsel der Tagesproblematik periodisch auftretende Verlegenheit beobachten und andererseits offenbaren die jeweiligen Erklärungsmuster im Nachhinein ihre interessendienende Natur nur umso deutlicher. Es liegt etwas vom Hase- und Igel-Spiel in diesem Prozeß: Ist nach mühevoller Arbeit eine „Agrartheorie“ fertig, so haben sich die Probleme so verschoben, daß sie uninteressant geworden ist. Die folgende skizzenhafte Darstellung2 will den bisher zweimal notwendigen „Paradigmenwechsel“ aufzeigen — die drei Perioden, in denen jeweils eine Leitvorstellung das Feld beherrschte (bzw. in denen eine solche fehlt) mögen hier vereinfachend als „neoliberale“, „neoklassische“ und „pragmatistische“ Phase bezeichnet sein.

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Anmerkungen

  1. Soweit wissenschaftstheoretische Fragen angesprochen werden, beherrscht in der westdeutschen Agrarökonomik eine überaus dogmatische und naiv-buchstabengläubige Rezeption der Werke K. R. Poppers das Feld. vgl. G. Schmitt.. Zur Methodologie der agrarsozial-ökonomischen Forschung, in: Agrarwirtschaft, Jg. 14, S. 32 ff. (1965); Derselbe: Zum Verhältnis der Agrarökonomik zur Agrarpolitik, in: Agrarwirtschaft, Jg. 21, S. 213 ff. (1972).

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  2. Zur ausführlicheren Darstellung, jedoch ohne die neuere Entwicklung, vgl. meine Broschüre: Zur Kritik der bürgerlichen Agrarökonomie, Plakat-Bauernverlag, H. 6, Stuttgart Offenbach 1974, 111 S. Dort auch Literaturhinweise und weitere Belege für hier vertretene Positionen.

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  3. Die vorliegenden Ausführungen beziehen sich nicht auf die in mancher Beziehung abweichende Entwicklung in der landwirtschaftlichen Betriebswirtschaftslehre. Auch Sonder-gebiete wie die Währungspolitik sind nicht angesprochen.

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  4. Vgl. C. Puvogel: Der Weg zum Landwirtschaftsgesetz, Bonn München 1957.

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  5. Das politische Weltbild des Neoliberalismus sowie schon aus der Weimarer Zeit zu belegende unliberale und antidemokratische Vorurteile seiner maßgeblichen Exponenten arbeitet überzeugend heraus U. Runge: Antinomien des Freiheitsbegriffs im Rechtsbild des Ordoliberalismus. Reihe Juristische Studien, hrsgg. v. Mitgl. d. Fachber. Rechtswiss. d. Univ. Tübingen, Bd. 27, Tübingen 1971.

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  6. H. Niehaus: Das Bauerntum in Wirtschaft und Gesellschaft, in: Agrarpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft, Wortlaut der Vorträge und Diskussion auf der 5. Arbeitstagung der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft am 13. 3. 1956 in Bad Godesberg, Ludwigsburg 1956, S. 16. Weitere Dokumente neoliberaler Agrarideologie: Derselbe: Leitbilder der Wirtschafts-und Agrarpolitik in der modernen Gesellschaft, Stuttgart 1957; R. Plate: Marktstellung der Landwirtschaft und Disparität, in: Hilfe zur Selbsthilfe für die Landwirtschaft, Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Tagungsprotokoll Nr. 10, Ludwigsburg 1958, S. 64 ff.

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  7. H. Niehaus: Leitbilder…, a.a.O., S. 237.

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  8. Ebenda, S. 246.

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  9. Ebenda, S. 210.

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  10. Vgl. G. Schmitt: Landwirtschaft in der Marktwirtschaft: Das Dilemma der Agrarpolitik, in: D. Cassel, G. Gutmann und H. J. Thieme (Hrsg.): 25 Jahre Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1972, S. 329 ff.

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  11. Vgl. G. Schmitt: Landwirtschaft in der Marktwirtschaft…, a.a.O., A. Hanau: Die Stellung der Landwirtschaft in der Sozialen Marktwirtschaft, in: Agrarwirtschaft, Jg. 7, S. 1 ff. (1958), R. Plate und G. Neidlinger: Agrarmärkte und Landwirtschaft im Strukturwandel der 70er Jahre, Hiltrup bei Münster 1971.

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  12. Als Wendepunkt kann auf EWG-Ebene der sog. „Mansholt-Plan“ (Memorandum zur Reform der Landwirtschaft in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Brüssel 1968) und in der BRD das nach dem damaligen Landwirtschaftsminister Höcherl benannte Agrarprogramm angesehen werden (Arbeitsprogramm für die Agrarpolitik der Bundesregierung, hrsgg. vom BML, Reihe Landwirtschaft — angewandte Wissenschaft, H. 134, Hiltrup bei Münster 1968).

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  13. Wirkung einer Senkung der Agrarpreise im Rahmen einer gemeinsamen Agrarpolitik der EWG auf die Einkommensverhältnisse der Landwirtschaft in der BR Deutschland.“ Gemeinsames Gutachten von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats beim BML und von wissenschaftlichen Beratern der Kommission der EWG, Brüssel, Juni 1962. Dieses „Professorengutachten” schlug wie eine Bombe in die Diskussion ein, bekanntere Fassung: R. Plate, E. Woermann, unter Mitarbeit von D. Grupe: Landwirtschaft im Strukturwandel der Volkswirtschaft, in: Agrarwirtschaft, Sonderheft 14, Hannover 1962.

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  14. Vgl. Anmerkung 12.

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  15. Vgl. H.-J. Puhle: Agrarische Interessenpolitik und preußischer Konservativismus, Hannover 1971; Derselbe: Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften, Göttingen 1975.

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  16. Vereinzelten Ansätzen der Problemformulierung (Ausnahme vgl. Anm. 23) feht völlig der zündende Funke, wie er für die guten Darstellungen der Abwanderungsdoktrin (vgl. z. B. Hanau, 1958, vgl. Anm. 11) oder erst recht die Kontroverse um 1970 (vgl. Anm. 21 typisch war, sie sind vielmehr regelrecht langweilig. Vgl. etwa: G. Schmitt; Zukünftige Forschungsaufgaben im Bereich der Agrarpolitik, in: Derselbe und H. Albrecht (Hrsg.): Forschung und Ausbildung im Bereich der Wirtschafts-und Sozialwissenschaften des Landbaues, Schr. d. Ges. f. Wirtsch.- u. Soz.-Wiss. d. Landbaues e. V., Bd. 12, München Bern Wien 1975, S. 193 ff., sowie die anderen Beiträge in diesem Band; vgl. ferner: D. Schmidt und G. Schmitt Auf dem Wege zu einer positiven ökonomischen Theorie der Agrarpolitik, in: Berichte über Landwirtschaft, Bd. 52, S. 521 ff. (1975). Statt dessen findet man ebenso pedantische wie selbstbeweihräuchemde Retrospektiven, vgl. G. Schmitt: Entwicklung und Stand der wissenschaftlichen Agrarpolitik im Spiegel von 25 Jahren „Agrarwirtschaft“, in: Agrarwirtschaft, Jg. 26, S. 23 ff. sowie die anderen Beiträge im Heft 1 (1977) dieser Zeitschrift.

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  17. G. Schmitt: Entwicklung und Stand…, a.a.O., S. 39.

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  18. Vgl. C. A. McCoy und J. Playford (eds.): Apolitical Politics, A Critique of Behaviourism, New York 1969, ferner: C. B. Macpherson: Demokratietheorie, München 1977, insbes. S. 225 ff: Markwirtschaftliche Begriffe in der politischen Theorie. Vgl. auch in dieser Zeitschrift: E. Schlicht: Die Theorie der kollektiven Entscheidung und der individualistische Ansatz, in: Leviathan, Jg. 2. S. 265 ff. (1974).

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  19. F. Kromka: Deutsche Agrarsoziologie am Ende?, in: Agrarwirtschaft Jg. 27, S. 38 (1978).

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  20. Vgl. G. Weinschenck und W. Henrichsmeyer: Landwirtschaft bis 1980, in: Agrarwirtschaft Jg. 19, S. 1 ff. (1970), G Weinschenck: Agrarpolitik in diesem Jahrzehnt, in Landwirtschaft 1980, aus den öffentlichen Anhörungen des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Deutschen Bundestages „Zur Sache“ 2/71, Themen parlamentarischer Beratung, hrsgg. vom Presse-und Informationszentrum des Deutschen Bundestages, Bonn 1971, S. 167 ff.

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  21. Vgl. die sich am Artikel von G. Weinschenck und W. Henrichsmeyer (vgl. Anm. 20) entzündende Debatte zwischen diesen Autoren und ihren Gegnern Plate und Böckenhoff in den Heften 1, 3, 4 und 5 (1970) der „Agrarwirtschaft“.

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  22. U. Koester und S. Tangermann: Alternativen der Agrarpolitik. Eine Kosten-Nutzen-Analyse im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in: Landwirtschaft-angewandte Wissenschaft, H. 182, Münster Hiltrup 1976.

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  23. Vgl. Th. Heidhues: Einige agrarpolitische Krisenherde bei veränderten gesamt-und weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in: Agrarwirtschaft, Jg. 25, S. 232 ff (1976).

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Hampicke, U. (1979). Entwicklungslinien der bürgerlichen Agrartheorie in der Bundesrepublik Deutschland. In: Poppinga, O. (eds) Produktion und Lebensverhältnisse auf dem Land. Leviathan, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14333-8_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14333-8_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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