Zusammenfassung
Rezeption und Bedeutung des Weber’schen Werkes weisen ein Kuriosum auf: ausgerechnet seine wissenschaftstheoretischen Aufsätze haben ein Maß an Aufmerksamkeit zu erregen vermocht, hinter der die übrigen Arbeiten zurücktreten. An Bekanntheit gleich sind ihnen am ehesten noch die religionssoziologischen, insbesondere »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus«. Die jedoch sind ihrerseits durch ein deutlich in den Vordergrund gerücktes wissenschaftstheoretisches Interesse bestimmt Niemand wäre über diese Verteilung der Wertschätzung verwunderter gewesen als Weber. Denn Weber war kein Logiker und wollte keiner sein. Zeit seines Lebens hat er sich als bloßer Dilettant auf diesem Gebiet gefühlt. Nur die Not der Verhältnisse veranlaßte ihn, sich mit erkenntnistheoretischen Fragen zu befassen. Auch unter diesem Zwang ging seine Absicht lediglich dahin, das in der Erkenntnistheorie absolut Selbstverständliche in der methodologischen Diskussion der ihm vertrauten Disziplinen: der Nationalökonomie, der Geschichte, Jurisprudenz und schließlich der Soziologie zur Geltung zu bringen.
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Anmerkungen
Max Weber,Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 31968.
H. Rickert,Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Tübingen 1928.
Weber verwendet den Begriff »chaotisch« mehrfach in dem hier erörterten Zusammenhang; s. WL 177; natürlich ist er nicht im gleichen Sinne gebraucht wie bei Kant. Entscheidend ist jedoch, daß er der gleichen erkenntnistheoretischen Konstellation: der absoluten Vorlagerung des Subjekts entspringt.
Max Weber,Wirtschaft und Gesellschaft, Köln 1964 (Studienausgabe).
F. Tenbruck,Die Genesis der Methodologie Max Webers, Köln. Ztschr. f. Soz. u. Sozpsych. 1956, S. 573 ff. (600 ff., 625).
H. Rickert, 1. c. S. 133.
H. Plessner,Macht und menschliche Natur, in: Zwischen Philosophie und Gesellschaft, Bern 1953, S. 226.
Vgl. P. Winch,Understanding a Primitive Society, American Philosophical Quarterly 4, 1964, S. 307 ff.
Vgl. H. Rickert, 1. c. insbes. S. 78 ff.
Mehrfach weist M. Weber diese Vorstellung zurück; WL 92, 110; ebenso Rickert, 1. c. 82).
Vgl. H. Rickert, 1. c. 95, 138, 142).
Vgl. insbesondere WL, S. 255 ff. (254).
Vgl. dazu die jüngst von Chr. v. Ferber wieder beigezogene Dissertation von Chr. Steding,Politik und Wissenschaft bei Max Weber, Breslau 1932; sowie Chr. v. Ferber,Die Gewalt in der Politik, Stuttgart 1970, S. 40 f.
W. Dray,Explanations in History, Oxford 31966.
K. Popper,Logik der Forschung, Tübingen 21966, S. 31.
W. Stegmüller, Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Band I, Berlin 1969, S. 102.
Vgl. dazu besonders P. Winch, Die Idee der Sozialwissenschaft, Frankfurt 1966.
U. Beck,Soziologische Normativität, Köln. Zeitschr. f. Soz. und Sozpsych. 1972, S. 220 f.
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Dux, G. (1974). Gegenstand und Methode. Am Beispiel der Wissenschaftslehre Max Webers. In: Dux, G., Luckmann, T. (eds) Sachlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14323-9_13
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