Zusammenfassung
Was ist der Gegenstand der soziologischen Familienforschung? Wenn man die gegenwärtige Lage des Faches betrachtet, kann man durchaus zu der Einschätzung gelangen, daß der soziologischen Familienforschung der Gegenstand abhanden gekommen ist. Dazu hat weniger der Wandel der Familie beigetragen als vielmehr die grassierende Beliebigkeit der Gegenstandsbestimmung. In der neueren familiensoziologischen Literatur findet man in unsystematischer Buntheit als Gegenstand die bürgerliche Kernfamilie, die Familie, familiale Lebensformen, Lebensformen und nicht-familiale Lebensformen. Diese Beliebigkeit ist insofern problematisch, als die Ergebnisse der Familienforschung und ihre Interpretation unmittelbar von der Gegenstandsbestimmung, heißt vom gewählten Bezugspunkt, abhängig sind. Nehmen wir das Beispiel „Wandel der Familie“. Es ist heute ein Allgemeinplatz, daß in den letzten dreißig Jahren ein bedeutsamer Wandel der Familie stattgefunden hat. Über das Ausmaß dieses Wandels und seine Folgen für die Gesellschaft und die Zukunft der Familie bestehen jedoch sehr unterschiedliche Einschätzungen. Positionen, die im jüngsten Wandel der Familie einen grundsätzlichen Gestaltwandel sehen und die die gegenwärtige Situation als historisch neuartig betrachten, stehen Interpretationen gegenüber, die den Wandel von Ehe und Familie weniger dramatisch erscheinen lassen. Gesprochen wird dort vom Bedeutungswandel der Familie und von der relativen Stabilität ihrer Strukturen und Funktionen.
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