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Zusammenfassung

Man kann Religion unterschiedlich definieren. Die Diskussion darüber ist innerhalb von verschiedenen theoretischen Konzeptionen möglich. Es kommt auf das jeweilige Erkenntnisinteresse an. Von daher erfolgt die Auswahl des Standpunktes. Schwierig bzw. worauf es ankommt ist eigentlich nur, daß der gewählte Aspekt die Möglichkeit verspricht, das zu erforschende Phänomen einem über das alltägliche Wissen hinausführenden Verständnis zuzuführen. Man muß dabei auf bereits Gewußtes und Bekanntes Rücksicht nehmen. Auf unseren Fall bezogen heißt das, daß das, was gemeinhin unter »Religion« verstanden wird, soweit einzelne Menschen, menschliche Gruppen und ganze Gesellschaften davon Gebrauch machen, einer Erklärung zugeführt wird, die innerhalb des gegenwärtigen menschlichen Handelns Argumente und damit Selektionsmaßstäbe einführt, die auf den verschiedensten Organisationsniveaus menschlicher Interaktionen handlungsrelevant sein können. Wir beschränken uns dabei auf das personale, individuelle Organisationsniveau, sehen also davon ab, daß Religion auch »eine (oder immer) bestimmte Art von Gemeinschaftshandeln« 1 (Gruppenniveau) 2 ist. Unser Erkenntnisinteresse richtet sich also darauf, wo und wie Religion auf der Persönlichkeitsebene zum Unterschied von der Gruppenebene und der sozialstrukturellen Ebene auftritt und wie dort Religion »arbeitet« 3.

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Literatur

  1. Vgl. M. Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Tübingen 1947, S. 227.

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  2. Vgl. J. Wössner: Religion im Umbruch. Stuttgart 1972, S. 45.

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  3. Zur Unterscheidung der drei genannten Ebenen (oder Faktoren) Personale Ebene (Faktor), interpersonale Ebene (= Faktor im Sinne von Gruppe) und transpersonale Ebene (= Faktor im Sinne von Gesellschaft, Sozialstruktur, Institutionen usw.) vgl. J. Wössner: Das soziale Feld, in: Kölner Zschr. f. Soziologie und Sozialpsychologie, 21. Jg. (1969), S. 16 ff.

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  4. So z. B. G. Lenski: Religion und Realität. Köln 1967, S. 206.

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  5. Vgl. Fr. Fürstenberg: Einleitung in: Religionssoziologie. Neuwied und Berlin 1964, S. 15; A. Malewski: Verhalten und Interaktion. Tübingen 1967, S. 49 f.

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  6. M. Weber: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. III, S. 88 f.

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  7. Für den Systembegriff vgl. W. Buckley: Soziology and Modern System Theory. Englewood Cliffs. New Jersey 1967, S. 41: »Chwr(133) a complex of elements of components directly or indirectly related in a causal network, such that each component is relativ to at least some others in a more or less stable way within any particular period of time.«

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  8. Für die Begriffsgeschichte dieses Terminus vgl. S. Freud: Gesammelte Werke, Band XIV. Fischer-Verlag, Frankfurt/Main 1948, S. 301 f.: Die spekulative Abstraktion der Triebe zu »letzten Prinzipien« hat eine Realität der psychischen Vertretung der Triebe, durch die diese vermittelbar sind. Diese »Vertreter sind nun mit bestimmten Quantitäten von Energie (elektroenzephalographisch meßbar) besetzt, wobei eine Stauung vermieden wird und die Gesamtsumme der Erregungen vom dadurch belasteten Apparat möglichst geringe gehalten wird«. Diese Energiebesetzung (und »Minimierung«) wird als die Kathexis bezeichnet. T. Parsons versteht vom Standpunkt eines Handelnden gesehen unter Kathexis diejenige Kategorie, »welche die Bedeutung seiner tatsächlichen und möglichen Beziehungen zu einem Objekt seiner Umwelt für seinen Innenzustand beschreibt«. Kathexis ist der Prozeß, durch den der input von »Befriedigung« (gratification) oder »Zielverwirklidiung« in das Verhaltenssystem des Handelnden beschrieben werden kann. Kathexis ist also die Einwirkung des Objektsystems bzw. der Umgebung auf den betreffenden Handelnden im Sinne einer Einzelperson oder Gruppe. Vgl. T. Parsons: Einige Grundzüge der allgemeinen Theorie des Handelns, in: H. Hartmann (Hrsg.): Moderne amerikanische Soziologie. Stuttgart 1967, S. 155.

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  9. Die analytischen Kategorien von Personalisation, Sozialisation und Enkulturation, wie sie von G. Wurzbacher (Der Mensch als soziales und personales Wesen, Stuttgart 1963) verwendet werden, müßten in diesem Zusammenhang diskutiert werden, wobei die Frage zu entscheiden wäre, ob Personalisation nur innerhalb des von der Sozialisation und Enkulturation vermittelten Rahmens gesehen wird, oder ob der soziokulturelle Rahmen nicht bloß als individuierbar erlebt wird, sondern auch als grundsätzlich transzendierbar. Im zweiten Falle würde es auf eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der »kathektischen Persönlichkeit« ankommen.

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  10. Für die engere Fassung des Begriffs »Kognition« der hier das Affektiv-Gefühlsmäßige nicht konnotiert, bei T. Parsons: Einige Grundzüge der allgemeinen Theorie des Handelns, a.a.O., S. 155: »Chwr(133) Kognition ist der Prozeß, durch den der Zustand externer ObjekteChwr(133) zu einem Bündel von Zeichen wird, die das Handeln des >beobachtenden< Aktors bestimmen oder beeinflussen können. Kognition ist die Kategorie im Bezugsrahmen des Handelns, durch die der Zustand eines Systemteils, der vom Innenzustand eines zweiten am stärksten abhängig ist, Einfluß auf jenen zweiten auszuüben beginnt. Mit anderen Worten, Kognition ist der Prozeß, durch den ein input von Informationen in die empfangende Einheit beschrieben wird.«

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  11. »Persönlich identifizierbare Handlungen« werden hier unterschieden von »sozial identifizierbaren Handlungen«. Letztere brauchen keine »Elemente« in der Kathexis bzw. im personalen Wertsystem sein. In einer Topik der Persönlichkeit würden wir z. B. Rechenarten, Erdkundewissen, Geschichtszahlen, Wissen um moralische Standards, die nicht die eigenen sind, in einem anderen »Raum« ansiedeln als das persönlich gewünschte Wissen und die persönlich vertretenen Werte. »Sozial identifizierbare Handlungen« können »persönlich identifizierbare« sein, brauchen es aber nicht. Wenn wir nicht nur eine personale Kathexis annahmen, sondern auch eine solche von Gruppen und Gesellschaften, so wird gerade in der heute »kritischen« Situation vieles als (sozial noch identifizierbarer) Ballast angeprangert, dessen kathektisdhe Verwendungsfähigkeit aber verneint wird bzw. in Zweifel steht.

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  12. Zum Begriff der Spannung vgl. O. R. Rogers, in: S. Koch (Hrsg.): Psychology. A Study of a science, Vol. 3. New York 1959, S. 185–256.

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  13. Vgl. E. L. Thorndike, in: E. R. Hilgard: Theories of Beginning. New York 1965, S. 15–47; G. C. Homans: Elementarformen sozialen Verhaltens. Köln 1968, S. 45.

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  14. L. Festinger: A Theory of Cognitive Dissonance. Evanston, Ill., 1957, S. 13, 178, 261.

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  15. Vgl. G. C. Homans: a.a.O., S. 199 ff., 239.

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  16. Für das Verhältnis von Spannungsreduktionen und Intensität der Spannung vgl. W. Wüstendörfer: Die Diffusion von Neuerungen unter besonderer Berücksichtigung eines handlungstheoretischen Ansatzes (unveröffentlichtes Manuskript). Nürnberg 1968, S. 38.

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  17. J. W. Brehem und A. R. Cohen (Re-evaluation of choice alternatives as a function of their number and qualitative similarity) stellen die obigen »Kathexis-Regel« mit dem Dissonanz-Theorem von Festinger so dar: »Das zentrale Konzept dieser Theorie besteht darin, daß eine Person, die Kognitionen über sich der Umgebung gegenüber aufrechterhält, die inkonsistent mit anderen sind, eine psychologische >Dissonanz< erfährt, die dadurch zu reduzieren oder zu eliminieren versucht wird, daß die Anzahl der inkonsistenten Kognitionen im Verhältnis zu den konsistenten reduziert wird.« In: W. E. Vinacke, W. R. Wilson und G. M. Meredith (Hrsg.): Dimensions of Social Psychology. Chicago 1964, S. 156.

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  18. E. Entlicher (Ein theoretisches Konzept zur Erklärung von »Religion« und »religiösem Handeln«, Linz 1970, unveröffentlidites Manuskript, S. 31) weist auf A. Malewski (Verhalten und Interaktion, Tübingen 1967, S. 78) hin, wonach es berechtigt sei, von einem Bedürfnis nach Konsistenz zu sprechen: »Die kognitive Dissonanz wirkt in ähnlicher Weise wie ein Hungerzustand, ein sexuelles Bedürfnis,Chwr(133) oder irgendein anderer Spannungszustand, der durch die Nichtbefriedigung irgendeines Bedürfnisses hervorgerufen worden ist.«

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  19. Wertsystem wird hier einmal im Sinne von Struktur eines bestimmten Wertkomplexes wie etwa der »Wirtschaft« verwendet, zum anderen wird damit auch die Struktur des Beziehungskomplexes verschiedener Werte zueinander wie »Wirtschaft«, »Religion«, »Bildung« usw. gemeint. Beide Bedeutungen werden im folgenden unter einem »Wertsystem« konnotiert.

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  20. Erörterung des Verhältnisses von Mensch und Gesellschaft scheint dies nicht möglich. Für einen Versuch in dieser Richtung vgl. Th. Luckmann: Religion in der modernen Gesellschaft, in: J. Wössner (Hrsg.): Religion im Umbruch. Soziologische Beiträge zur Situation von Religion und Kirche in der gegenwärtigen Gesellschaft. Stuttgart 1972.

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  21. Hier wäre auf die Substituierbarkeit solcher Verweisungsgehalte und deren »funktionaler Äquivalenz« einzugehen.

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  22. Die Problematik konkreter Religionen ist die Struktur ihres Verweisungsgehaltes hinsichtlich »Absolutheit« und »Annahme« und deren Vermischung mit mehr oder weniger zufälligen Elementen (Kirchensteuer, Politik usw.), was zu sekundären Spannungen führt, deren Reduktion oft mit Schwierigkeiten, ja sogar zu Austritten aus organisierten Religionssystemen führt. Welche Spannungen damit jeweils für eine Person, eine Gruppe und eine Gesellschaft bzw. hinsichtlich gesellschaftlich-politischer Fragen auftreten, muß der persönlichen Biographie, der Gruppen-und Gesellschaftsanalyse überlassen bleiben. Jedenfalls ist dieser Problemkreis nur empirisch erfaßbar. Für eine ausführliche Behandlung einer ähnlichen Fragestellung vgl. K. W. Dahm, N. Luhmann, D. Stoodt: Religion-System und Sozialisation. Darmstadt und Neuwied 1972.

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  23. Vgl. F. H. Tenbruck: Wissenschaft und Religion, in: J. Wössner (Hrsg.): Religion im Umbruch, a.a.O., S. 217 ff.

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  24. Die Diskussion über die »Säkularisierung« hat hier zwar weiterzukommen versucht, führte aber bis heute zu keinem eindeutigen Ergebnis.

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  25. Vgl. hierzu den Hinweis bei J. Wössner: Religion als soziales Phänomen, in: Ders. (Hrsg.): Religion im Umbruch, a.a.O., S. 16 ff.

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  26. E. Erikson: Kind und Gesellschaft, Zürich-Stuttgart 1957.

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  27. R. Spitz: Hospitalismus, in: The Psychoanalytik Study of the Child, vol. I and II, New York 1945/46.

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  28. D. Claessens: Familie und Wertsystem. Berlin 1962, S. 62 ff.

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  29. Funktionale Äquivalente können hier sein: Sex, Droge, Sekte, Hippies, Jesus-People usw.

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  30. Vgl. E. Entlicher, a.a.O., S. 35 ff.

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  31. G. C. Homans, a.a.O., S. 158.

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  32. Vgl. in diesem Zusammenhang L. A. Vaskovics: Familie und religiöse Sozialisation. Wien 1970; J. Wössner: Familie-Kirche-Sozialisation, in: G. Wurzbacher (Hrsg.): Die Familie als Sozialisationsfaktor. Stuttgart 1968.

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Günter Dux Thomas Luckmann Joachim Matthes

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Wössner, J. (1973). Systemanalyse und »Religiöse Bedürfnisse«. In: Dux, G., Luckmann, T., Matthes, J. (eds) Zur Theorie der Religion / Sociological Theories of Religion. Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie / International Yearbook for the Sociology of Religion, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14253-9_3

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