Einleitung

Zusammenfassung

Wer sich noch vor einigen Dezennien in Form einer Monographie mit Johannes Philoponos aus Alexandria beschäftigte, mußte in Theologie, Philosophie und klassischer Philologie als Außenseiter gelten. Über dem um 570 n. Chr., also etwa zum Zeitpunkt der Geburt des Propheten Mohammed verstorbenen Alexandriner schwebte das Verdikt des spätgeborenen und daher zu originellem Denken nicht befähigten Epigonen. Weder eine Zusammenschau seines Wirkens, in der versucht worden wäre, die Geschichte seines Denkens nachzuzeichnen und in die Geistigkeit des 6. Jahrhunderts einzuordnen, noch eine textimmanente Betrachtung seiner erhaltenen Opera schien der Mühe wert. An diesem Befund vermochten auch zwei Glanzleistungen der Philologie zur Jahrhundertwende, die Edition der Aristoteleskommentare des Philoponos in den CAG sowie die von Reichardt bei Teubner besorgte Ausgabe von De Opificio Mundi (=Opm.) nichts zu ändern.¹ Doch seit R. Sorabji vor etwas mehr als einem Jahrzehnt in seinem Buch Philoponus and the Rejection of Aristotelian Science zwölf Bei-träge namhafter Gelehrter vereinte,² beginnt Philoponos auf der Landkarte der theologischen und philosophischen Forschung den ihm gebührenden Platz zu behaupten.