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Die Innovative Funktion von Literatur. Theoretische Auffassungen und Ergebnisse Empirischer Untersuchungen

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Zusammenfassung

Anhand einer Übersicht literaturwissenschaftlicher und literaturpsychologischer Auffassungen (Abschn. 2.1.2. und 2.1.3.) soll gezeigt werden, wie sehr in der theoretischen Diskussion die innovative Funktion von Literatur akzentuiert. Zugleich dient diese Übersicht als Ausgangspunkt für unsere empirischen Untersuchungen. Wenn Literatur in der Literaturwissenschaft eine innovative Funktion zugeschrieben wird, geschieht dies vornehmlich aufgrund von Textinterpretationen und Annahmen über die Eigenart der literarischen Kommunikation. Viele Aussagen sind stark normativ und beruhen oft auf persönlicher Vorliebe und Erfahrung der einzelnen Literaturwissenschaftler. Um die Erfahrungen realer Leser hat man sich wenig gekümmert oder kümmern wollen.

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Anmerkungen zu Kapitel 2

  1. Schwarz (1981) projiziert zu Unrecht die späteren Erkenntnisse auf die früheren.

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  2. Siehe auch die Bemerkung über Spet in Fokkema & Ibsch 1977, S. 22.

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  3. Vodicka (1976) befaßt sich mit der Literaturgeschichtsschreibung.

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  4. Neben der ’Ästhetik der Gegenüberstellung’ nennt Lotmann die ’Ästhetik der Identität’: der Kode bleibt derselbe, aber der Inhalt der Nachricht ist neu.

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  5. Kreitler & Kreitler (1972) bezeichnen den Prozeß, in dem das Allgemeine am Besonderen gezeigt wird, als ’abstraction’; auch Eibl (1976) formuliert diesen in der Geschichte der Literaturtheorie bekannten Gedanken in dem von ihm entwickelten theoretischen Rahmen um.

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  6. Auf S. 253–256 umschreibt Iser die Konsequenz der “In der kontrafaktischen Spaltung erfolgende(n) Abhebung des Subjekts von sich selbst” subtil als eine Artikulation des Subjekts, in der sich Bedeutungskonstitution und Effekt kaum voneinander unterscheiden lassen. Die Spaltung im lesenden Subjekt bedeute eine Spannung, die ’die Affektion des Subjekts’ zur Folge habe, die selbst wieder die ’Spontaneität des Subjekts’ mobilisiere: “Solche unterschiedlich modalisierten Spontaneitäten sind Stellungnahmen des lesenden Subjekts, durch die es die noch ungekammte Erfahrung der Gegenwärtigkeit im Text mit dem eigenen Erfahrungshaushalt wieder zu verbinden trachtet. Da aber der Text über die jeweilige Besonderheit der freigesetzten Spontaneität des Subjekts verfugt, kommt eine bisher dem Bewußtsein des Subjekts entzogene Sphäre ans Licht.” (S. 254) Literatur biete die Gelegenheit, “durch Formulierung von Unformuliertem uns selbst zu formulieren” (S. 257). Iser benennt diese Erscheinungen mit Konzepten, die der Phänomenologie und Psychoanalyse entnommen wurden.

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  7. Hebel arbeitet seine Ideen zwecks ihrer Anwendung in der Literaturdidaktik aus.

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  8. Im ursprünglichen Text kursiv gedruckt.

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  9. Die Einteilung Martindales ist auch nicht vollständig. Kreitler & Kreitler (1972) nennen neben der Informationstheorie noch die Gestalttheorie als eine Richtung, auf die sich die Kunstpsychologie gestützt habe. Salber (1972) legt, wenn wir recht sehen, eine Literaturtheorie vor, die sich an die Gestalttheorie anlehnt. Die innovative Funktion von Literatur ist darin vertreten (z.B. S. 52). Wir gehen nicht auf diese Studie ein, weil Salbers Standpunkt sich durch die Weise der Darstellung kaum für eine kurze systematische Wiedergabe eignet.

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  10. Wolff zitiert Rank & Sachs (1913) und Kris (1952).

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  11. Freud hat seine Erkenntnisse in bezug auf Wünsche von Rezipienten — unbewußt, verdrängt — und Effekte der Rezeption — möglicher Erkenntnisgewinn — nicht in systematischer Form vorgelegt. Auch hat er sie nicht den Änderungen in seiner Theorie über das psychische Funktionieren angepaßt. Das Entwerfen einer systematischen Ästhetik war auch nicht seine Absicht (Spector 1972). Damit soll nicht gesagt sein, daß es keinen Zusammenhang zwischen seinen ästhetischen Auffassungen und seinem übrigen Werk gibt. So hat er sich über den Ursprung des Dramas in Totem und Tabu geäußert, und die Idee der ’Vorlust’ kommt in Der Witz und seine Beziehungen zum Unbewußten zur Sprache. Nach von Matt (1972) spricht Freud im erstgenannten Werk auch von der sozialen Funktion von Kunst, und zwar als von einer ’Freisetzung des sonst Verbotenen’; diese Ansicht beruht auf einer postulierten Analogie in der Entwicklung von Individuum und Gesellschaft. In Das Unbehagen in der Kultur zeigt sich Freud pessimistischer; jetzt ist von einer ’milden Narkose’ die Rede.

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  12. Neben Wolffs Studie gibt es mehrere andere Versuche, Freuds Äußerungen über Kunst und Literatur zu systematisieren, meistens aus einer später entwickelten theoretischen Perspektive (Ich — Psychologie, Semiotik, Lacan). Rank & Sachs (1913) stehen am Anfang einer langen Reihe (u.a. Bellemin — Noël 1978; Beutin 1972; Kris 1952; Orlando 1978; Spector 1972; Groeben 1972, S. 94–137, gibt eine Systematisierung zwecks einer methodischen Ortsbestimmung gegenüber der hermeneutischen und empirischen Literaturwissenschaft; Kraft 1984 skizziert die Bedeutung der Entwicklungen in der psychoanalytischen Theorie).

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  13. Je nachdem, welche theoretische Position in der Literaturwissenschaft und der Psychoanalyse eingenommen wird, sind bei der Funktionsbestimmmung von Literatur viele Akzentuierungen möglich, ohne daß dadurch der Diskussion wesentlich neue Elemente hinzugefügt würden. Drei Beispiele aus demselben Jahr: Schneider (1982) schließt an die Theorie Balints über die traumatische Trennung von Mutter und Kind an und übernimmt von Wellershoff den Gedanken, daß Literatur eine innovative Funktion hat. Die Leseerfahrung kennt somit regressive (Regression zur primären Identifikation von Mutter und Kind) und progressive (das Experimentieren mit dem Neuen) Momente. Scherg (1982) wählt Kohuts Theorie über den Narzißmus als Bezugsrahmen und folgert u.a. aufgrund einer Analyse von Rezeptionsdokumenten (Leserbriefe an Thomas Mann), daß Lesen einen positiven Beitrag zum psychischen Wohlbefinden durch “die Herstellung eines narzistischen Gleichgewichts” liefert. In einer kritisch — hermeneutischen Analyse argumentiert Lorenzer (1982), daß die Funktion von Literatur darin bestehe, verdinglichte individuelle Bewußtseinsstrukturen durch unbewußte Bilder, die auf der Ebene sinnlicher Bilder zum Ausdruck gelangen, zu untergraben.

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  14. Urba & Kudszus (1981) gehen auf andere rezeptionstheoretische Studien ein. Die Studie Wyatts (1976) wird von Schmidt (1982d) besprochen. Wir beschränken uns auf die Freudsche psychoanalytische Richtung, wodurch vor allem das analytisch — psychologische Werk CG. Jungs ausgeschlossen wird.

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  15. Für die Bestimmung von Hollands Stellung in der amerikanischen Literaturwissenschaft, für die Beziehung seines Werkes zur empirischen Rezeptionstheorie und für eine methodische Evaluation verweisen wir auf Klemenz — Belgardt (1982) und Mailloux (1982).

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  16. Der erste Teil des Zitats ist bei Holland kursiv gedruckt.

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  17. Baudouin (1975/1929) hat schon früher mit Hilfe der Methode der freien Assoziation gezeigt, daß das rezipierte Werk Ausdruck der projizierten Komplexe des Lesers ist und daß ästhetischer Genuß durch Wunscherfüllung und Konfliktlösung entsteht (cf. auch Wilkinso & Cargill 1955).

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  18. Cf. auch Anm. 28.

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  19. Mit den psychoanalytischen Auffassungen eng verwandt ist die sog. Bibliotherapie (auch wohl als ’poetry therapy bezeichnet). Es besteht darüber eine sehr umfangreiche theoretische Literatur, auch gibt es viele Berichte therapeutischer Behandlungen und Ergebnisse (’case studies’). An der Bibliotherapie wird aus methodologischen Gründen viel Kritik geübt. Auch bestreitet man die Vergleichbarkeit des normalen Lesens und des mehr oder weniger gezwungenen Lesens klinisch zu behandelnder Patienten. (Cf. die folgenden Veröffentlichungen: Gillis 1978; Leedy 1969; Leeuwenburg (Hrsg.) 1975; Rubin (Hrsg.), 1978; Shapiro 1979; Shrodes 1949; Thielicke, 1977. Beurteilungen und weitere Literaturangaben in: Groeben 1972, S. 79; Klemenz — Belgardt 1982, S. 166–168; Lindauer 1974, S. 165–167; Purve & Beach 1972, S. 28–30; Schlos & Grundy 1971.) Der Zusammenhang mit Identifikation wird von Seeman (1981) behandelt. Auf die Bibliotherapie sind wir nicht eingegangen, auch nicht auf die von verschiedenen Paradigmen geführte Diskussion über Katharsis und Aggression. (Siehe für eine allgemein — ästhetische Studie etwa Konecki, Crozier und Doob 1976; eine Einführung in das Thema als allgemein — psychologisches Problem gibt Weiner 1980, S. 38–40.)

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  20. Dieses Verfahren ist eine arousal — verringernde ethologische Variable.

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  21. Wir lassen die Funktion von Kunst auf ontogenetischem Niveau außer Betracht.

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  22. Zu dieser Variante des Innovationsgedankens äußert sich Gombrich (in Bergonzi 1968) in kritischem Sinne, seine Bedenken beziehen sich vornehmlich auf Peckhams einseitige Beachtung der Abweichung von Erwartungen, welche u.a. auf dessen Interesse für Avantgarde — Kunst zurückzuführen ist.

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  23. Nämlich in Kapitel 11 ’Literature: Prose and Poetry’ und im Abschnitt ’Tension and Reüef in Narrative Representational Contents’ in Kapitel 12.

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  24. Bei Berlyne ’Curiosity drive’.

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  25. Ibsch (1984) unterscheidet verschiedene Arten von Dissonanz, und zwar Dissonanz, die durch Verständnisbarrieren entstanden ist, durch Brechung literarischer Normen, durch ein unerwünschtes und den Relevanzrahmen des Lesers sprengendes Thema und schließlich durch Unvereinbarkeit mit (sozialen) Normen.

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  26. Ibsch (1984) nennt noch andere Theorien.

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  27. McGuire suggeriert, daß in der Kunst aus der Not eine Tugend gemacht werde: das obligate Ertragen eines gewissen Maßes an Inkonsistenz werde selbst positiv bewertet (McGuire 1966). In diesem Zusammenhang sei hingewiesen auf die Diskussion über die Frage, ob Dissonanztheorien und optimale Diskrepanztheorien (z.B. Berlyne) komplementär oder inkonsistent sind (siehe u.a. Abelson et al. 1968 (Bd. II); McGuire 1966).

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  28. Bei Beac & Purves, S. 24–28, gibt es auch eine Klassifikation von Effekten.

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  29. Viehoff (1982a) übt daran Kritik; Heuermann, Huh & Röttger (1983) replizieren. Zur Verdeutlichung folgendes: unter ’Sujet’ verstehen Heuermann, Huh & Röttger mit Lotman die ’konkrete Ereignishaftigkeit’ eines Textes, d.h. die Versetzung einer Erzählfigur von einem semantischen Feld mit bestimmten Normen und Werten in ein semantisches Feld mit Normen und Werten, die denen des ersteren Feldes entgegengesetzt sind.

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  30. Lindauer (1974, S. 161) berichtet über eine Studie Drakes (1970), in der Veränderungen in den Interpretationen eines Begriffs gezeigt werden (mit Hilfe eines semantischen Differentials) anläßlich der Lektüre eines Gedichts. Auch erwähnt er die Resultate einer Untersuchung von Accamore und ihm selbst (Accamore und Lindauer 1973), die die Gewöhnungsbedingungen neuer Poesie zum Gegenstand hat; es handelt sich um das Erkennen — Lernen des Stils eines Autors.

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  31. Eibl (1976) behandelt dasselbe Problem.

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Schram, D.H. (1991). Die Innovative Funktion von Literatur. Theoretische Auffassungen und Ergebnisse Empirischer Untersuchungen. In: Norm und Normbrechung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14010-8_2

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