Zusammenfassung
Das Tragwerk ist immer ein wesentlicher Teil des Bauwerks, der Architektur gewesen. Gleichgültig, ob der Mensch nur einen einfachen Schutz für sich und seine Familie errichtete, oder ob er große Räume umfing, in denen hunderte von Menschen beten, handeln, diskutieren oder sich unterhalten lassen konnten, immer hatte er bestimmte Baustoffe in bestimmten Mengen so zu gestalten, daß sein Bauwerk der Erdanziehung und anderen gefährlichen Kräften widerstand. Gegen Wind, Blitz, Erdbeben und Feuer mußten Baustoffe und Arbeit möglichst in dem Maße aufgewendet werden, das zu ihrer Verfügbarkeit in einem vernünftigen Verhältnis stand. Und weil dem Menschen seit frühester Zeit ein Sinn für Schönheit zu eigen ist, mußten Konstruktionen sich auch nach bestimmten ästhetischen Prinzipien richten, und dies oft mehr als bloß nach Tragfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Man könnte deshalb denken, das Tragwerk sei immer für wichtig angesehen worden und habe, in bestimmtem Sinne, die Architektur festgelegt. Dies ist nicht der Fall. Großartige Bauten sind in der Vergangenheit errichtet worden und werden immer noch geschaffen, bei denen auf die Korrektheit des Tragwerks keine Rücksicht genommen ist. Der Parthenon, ein Bau von göttlicher Schönheit, übersetzt die Formen einer Holzbau-Struktur in Marmor und ist deshalb, strukturell gesehen, ›falsch‹. Holz kann in Wirklichkeit Zugspannungen aufnehmen, und waagerechte Bauglieder, mit ihrem Anspruch an Zug- und Druckfestigkeit, werden sehr wohl aus Holz gebaut.
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Salvadori, M. (1977). Architektur und Tragwerk. In: Tragwerk und Architektur. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-13900-3_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-13900-3_1
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08658-9
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