Zusammenfassung
In richtiger Erkenntnis der Tatsache, daß jede Investition mit der Festlegung von Zahlungsmitteln verbunden ist, liegt nahezu allen Betrachtungsweisen und den aus ihnen abgeleiteten Finanzierungsmaximen die Forderung zugrunde, daß die Dauer der Kapitalüberlassung der Dauer der Kapitalverwendung oder Kapitalbindung entsprechen müsse. Mit anderen Worten, zwischen der Investition und ihrer Finanzierung müsse Kongruenz hinsichtlich des Betrages und der Fristen bestehen. Dabei wird unter dem Begriff der Bindungsdauer die Zeit verstanden, während der das in einem einzelnen Investitionsobjekt, einer Gruppe von Objekten, im gesamten Vermögensbestand usw. gebundene Kapital wieder freigesetzt wird30). Der Zweck dieser Maxime dürfte in erster Linie in der Liquiditätssicherung zu sehen sein. Indem man Fristenkongruenz fordert, hofft man, die aufgenommenen Finanzierungsmittel aus dem Gelde zurückzahlen zu können, das im Zuge des Umsatzprozesses aus dem betreffenden Investitionsobjekt, der Gruppe usw. freigesetzt wird. Man möchte den Rückzahlungstermin zum Beispiel eines aufzunehmenden Kredits so weit in die Zukunft verlegen, bis der zu finanzierende Vermögensteil die für die Tilgung des Kredits notwendigen Zahlungsmittel selbst reproduziert hat. Dabei orientiert man sich für die Bemessung der Kapitalüberlassungsdauer an der Bindungs- oder Wiedergeldwerdungsdauer des Kapitals in dem betreffenden Vermögensobjekt.
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Referenzen
So versteht Polak (Enige Grondslagen..., a. a. O., S. 47, zitiert bei Mey, Theoretische Bedrijfseconomie, a. a. O., S. 17) unter der Bindungsdauer die Zeit, „die vergeht von dem Augenblick, in dem das Kapital in einem bestimmten Kapitalgut investiert wird, bis zu dem Zeitpunkt, in dem es wieder in Form von Geld verfügbar ist“.
Dabei müßte exakt bestimmt werden, welche Auszahlungen der jeweiligen Gruppe zugerechnet werden sollen, ob nur Auszahlungen für die Neu-, Ersatzbeschaffung und Instandhaltung von Anlagen der betreffenden Gruppe oder auch Auszahlungen für Löhne, Materialbeschaffungen usw. zur Nutzung dieser Anlagen. Entsprechendes gilt für die Einzahlungen. Das gleiche Problem tritt bekanntlich auch bei der Investitionsplanung auf, wenn die Vorteilhaftigkeit einer einzelnen Investition geprüft werden soll.
H. Albach, Zur Finanzierung von Kapitalgesellschaften..., a. a. O., S. 26.
H. Albach, Rentabilität und Sicherheit als Kriterien betrieblicher Investitionsentscheidungen, Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Wiesbaden, 30 Jg. (1960), S. 595.
Vgl. J. L. Mey, Theoretische Bedrijfseconomie II, a.a.O., S. 19 ff.; ferner H. O. Goldschmidt, Financial planning in industry, a. a. O., S. 83 ff., sowie R.-R. Hoffmann, a. a. O., S. 95 ff. Es ist leicht einzusehen, daß die Diversität der Einzahlungen für die Struktur des Kapitalbedarfs von der gleichen Bedeutung sein muß wie die Diversität der Auszahlungen. Denn der Kapitalbedarf ergibt sich bekanntlich als Differenz der kumulierten Auszahlungen und der kumulierten Einzahlungen.
Vgl. dazu auch H. Koch, in: Gegenwartsfragen finanzieller Unternehmungs-führung, a. a. O., S. 124.
R.-R. Hoffmann, a. a. O., S. 91.
Ebenda, S. 92.
H. O. Goldschmidt, Financial planning in industry, a. a. O., S. 105.
R.-R. Hoffmann (a. a. O., S. 82 f.) spricht in Anlehnung an Gutenberg von dem Risiko mangelnder Kapitalnachfolge, das es grundsätzlich ratsam erscheinen lasse, „die betriebliche Investitions- und Finanzpolitik nach den entwickelten klassischen Finanzierungsgrundsätzen auszurichten“. (S. 104.)
B. Pruyt, Het jaarverslag en de liquiditeit, De Naamloze Vennootschap, Jaar-gang 34 (1956), S. 3.
J. H. van der Schroeff, Omlooptijd van het vermögen en vervangingsverplich-ting, Maandblad voor Accountancy en Bedrijfshuishoudkunde I, 1941, S. 219 ff.
A. J. Diepenhorst, Het element der onzekerheid in de bedrijfseconomische pro-blematiek, Amsterdam 1951, S. 63 ff.
A. Th. De Lange, a. a. O., S. 36 f.
Th. M. Scholten, De liquiditeit van de onderneming, Bedrijfseconomische Mo-nographieën, XXXVI, Leiden 1962, S. 136.
Vgl. dazu L. Mülhaupt, Ansatzpunkte für eine Theorie der Kreditbank, Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Band 12 (1961), S. 132 ff., hier S. 140 f.
Über die Bedeutung der Wiedergeldwerdungsdauer für die Finanzplanung des Unternehmers vgl. Abschnitt III dieser Arbeit (S. 67 ff.).
H. Albach, Investition und Liquidität. Die Planung des optimalen Investitionsbudgets, Wiesbaden 1962, S. 59.
H. O. Goldschmidt, a. a. O., S. 109.
H. J. van der Schroeff, Omlooptijd van het vermögen en vervangingsverplich-ting, a. a. O., S. 220; ferner S. Klaarekoper, Grondbeginselen der bedrijfseconomie I, Amsterdam 1948, S. 379 ff.
J. L. Mey, Theoretische Bedrijfseconomie II., a. a. O., S. 31.
J. L. Mey, Kritische Bemerkungen, a. a. O., S. 527.
J. L. Mey, Kritische Bemerkungen, a. a. O., S. 531.
B. Pruyt, a. a. O., S. 3.
„Mit einer gewissen Berechtigung wird sich deshalb sagen lassen, daß ein relativ hoher Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital die Aufrechterhaltung der finanziellen Ordnung im Unternehmen erleichtert.“ E. Gutenberg, Gewinnverwendungspolitik, in: Finanzierungshandbuch, hrsg. von H. Janberg, Wiesbaden 1964, S. 76.
D. Härle, Finanzierungsregeln und ihre Problematik, a. a. O., S. 32 ff., sowie ders., Finanzierungsregeln und Liquiditätsbeurteilungen, in: Finanzierungshandbuch, a. a. O., S. 139 ff.
Vgl. dazu M. Lohmann, Zur Problematik der Goldenen Bilanzregel, Die Wirtschaftsprüfung, 12. Jg. (1959), S. 141 ff.
D. Härle, Finanzierungsregeln und ihre Problematik, a. a. O., S. 86 ff.,
sowie ders., Finanzierungsregeln und Liquiditätsbeurteilungen, a. a. O., S. 139 ff.
Fr. Kinnebrock, Gibt es allgemeingültige Finanzierungsregeln?, Die Wirtschaftsprüfung, 14. Jg. (1961), S. 229 ff.
H. Albach, Zur Finanzierung von Kapitalgesellschaften durch ihre Gesellschafter, a. a. O., S. 653 ff.
E. Gutenberg, Gewinnverwendungspolitik, a. a. O., S. 68 ff.
Vgl. dazu Abschnitt III dieser Arbeit (S. 67 ff.).
In der Literatur wird daher vielfach gefordert, daß die durch die goldene Bilanzregel der neueren Fassung fixierte horizontale Relation durch eine vertikale Relation, d. h. durch ein bestimmtes Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital ergänzt wird.
E. Gutenberg, Gewinnverwendungspolitik, a. a. O., S. 69.
Vgl. dazu auch D. Härle, Finanzierungsregeln und ihre Problematik, a. a. O., S. 49.
Vgl. dazu insbesondere K. Hax, Die langfristigen Finanzdispositionen, in: Handbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. I, Betriebswirtschaft, Köln und Opladen 1958, S. 458.
Von einem Geldbedarf für außerordentliche Ausgaben sei abgesehen.
Diese Feststellung gilt nicht nur für die goldene Bilanzregel, sondern selbstverständlich in gleichem Maße für alle aus der objekt-, gruppen- und gesamt-vermögensbezogenen Betrachtungsweise hergeleiteten Finanzierungsnormen.
M. Lohmann, Zur Problematik der goldenen Binlanzregel, a. a. O., S. 141.
Vgl. hierzu auch H. Reinboth, Schuldscheindarlehen als Mittel der Unternehmungsfinanzierung, Wiesbaden 1965, S. 125 ff.
Vgl. dazu D. Härle, a. a. O., S. 120 ff., sowie H. Reinboth, a. a. O., S. 158 ff.
Auf das Problem der Sicherheit, das bei einer solchen Betrachtungsweise auftritt, wird im letzten Teil dieses Beitrages eingegangen. Vgl. dazu Abschnitt III, S. 67 ff.
J. L. Mey, Emissie-Onderzoek, a. a. O., S. 50.
J. L. Mey, Kritische Bemerkungen..., a. a. O., S. 531.
Ebenda, S. 526.
C. F. Scheffer, Financieringstheorie en financieringspraktijk, Maandschrift Economie, Tijdschrift voor Algemeen Economische, Bedrijfs-Economische en Sociale Vraagstukken, 21. Jg. (1957), Nr. 4, S. 141 ff.
Vgl. dazu auch van der Velden, De obligatiefinanciering in deze tijd, Maandblad voor Bedrijfsadministratie, Mai 1956, S. 89.
Vgl. H. Albach, Zur Finanzierung von Kapitalgesellschaften durch ihre Gesellschafter, a.a.O., S. 667 ff. Vgl. auch die dort angegebene weitere Literatur zu dieser Frage.
Vgl. ferner H. Hesse, Die herkömmlichen Finanzierungsgrundsätze im Lichte der Erfahrungen aus unserer jüngsten Wirtschaftsgeschichte, Kiel 1958 (unveröffentlichte Diplomarbeit);
H. Lipfert, Wandlungen von Kapitalstruktur und Finanzierungsformen deutscher Industrie-Aktiengesellschaften, in: Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, Schriften des Vereins für Social-politik, Neue Folge, Band 30/11, Berlin 1964, S. 576 ff.;
ders., Finanzierungsregeln und Bilanzstrukturen, in: Finanzierungshandbuch, a.a.O., S. 163 ff.;
ferner R. Berndsen, Erkenntniswert der Bilanzstatistik der Aktiengesellschaften für die Finanzierung der Unternehmen, ebenda, S. 91 ff.
H. Hesse, a. a. O., S. 19 f.
H. Albach, Investition und Liquidität, a. a. O., S. 134.
H.D. Deppe, Zur Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung von Kreditinstituten, Weltwirtschaftliches Archiv, Band 86 (1961), S. 305 ff.
Vgl. dazu im einzelnen E. Schneider, Kapitalbehov, Kapitaldaekning og Likvi-ditet in Handels-og Industrivirksomheder, Nationalokonomisk Tidsskrift, Koben-havn, 79. Jg. (1941), S. 183 ff.;
ders., in deutscher Übersetzung, Geldbedarf, Kapitaldeckung und Liquidität in Handels- und Industrieunternehmungen, in: Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft, Tübingen 1964, S. 361.
Vgl. dazu H. D. Deppe, Zur Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung von Kreditinstituten, a. a. O., S. 306.
Vgl. hierzu auch E. Witte, Die Liquiditätspolitik der Unternehmung, Veröffentlichungen der Akademie für Wirtschaft und Politik, Tübingen 1963.
Begriffe nach R. Johns, Die Vollrechnung der Gemeinden, Sonderdruck aus der Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung, 32. Jg. (1938), S. 5. Der Begriff der Ausgabe (Einnahme) wird hier im Sinne von Auszahlungen (Einzahlungen) verwendet.
Mit dem Zusammenhang zwischen Liquiditätspolitik und Investitionspolitik unter Berücksichtigung der Interdependenz der Planperioden hat sich besonders H. Albach in seinem Buch: Investition und Liquidität, a.a.O., befaßt, auf das hier hingewiesen sei.
Vgl. dazu D. Härle, Finanzierungsregeln und ihre Problematik, a. a. O., S. 85; sowie K. v. Wysocki, Das Postulat der Finanzkongruenz als Spielregel, Veröffentlichungen der Wirtschaftshochschule Mannheim, Reihe 2, Heft 9, Stuttgart 1962, S. 8 ff.
L. Orth, Die kurzfristige Finanzplanung industrieller Unternehmungen, Beiträge zur Betriebswirtschaftlichen Forschung, hrsg. von E. Gutenberg, W. Hasenack, K. Hax und E. Schäfer, Bd. 13, Köln und Opladen 1961, S. 25.
H. Albach, Investition und Liquidität, a. a. O., S. 180.
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Mülhaupt, L. (1966). Die Problematik des Bindungsgedankens. In: Der Bindungsgedanke in der Finanzierungslehre. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-13601-9_2
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