Einkommensverteilungspolitik

Zusammenfassung

Als Einkommensverteilungspolitik wollen wir alle Eingriffe in den Prozeß der Einkommensentstehung definieren, die allgemein die Zielsetzung verfolgen, die Einkommensverteilung zu verändern. Diese Eingriffe brauchen sich dabei nicht auf den reinen Einkommensentstehungsprozeß selbst beschränken, d. h. auf die Faktoren, die die Nachfrage nach und das Angebot von Arbeit verschiedener Art oder anderer Produktionsfaktoren, wie z. B. Kapital, beeinflussen. Diese Eingriffsart könnte man alsdirekten Eingriff bezeichnen. Bekannte Beispiele hierfür sind u. a. das Festlegen von Mindestlöhnen oder einer Obergrenze für Dividendenzahlungen. Solche Maßnahmen könnten unerwarteterweise das Marktgleichgewicht storen — wahrscheinlich sogar zum Nachteil derer, denen durch die politischen Entscheidungsträger ein Vorteil zugedacht war, wenn sie nicht auf der Grundlage einer sorgfältigen Analyse der Funktionsweise der jeweiligen Märkte aufbaut. Ein breiteres Spektrum von wirtschaftspolitischen Maßnahmen sind jene, die Einflußfaktoren betreffen, die „hinter“ den jeweiligen Marktkräften stehen. In Deutschland werden sie als „marktkonform“ bezeichnet. Wir werden sie indirekte Maßnahmen nennen. Ihr Vorteil liegt darin, daß sie das Marktgleichgewicht nicht stören, sondern lediglich verschieben. Allerdings sind die Unterschiede gegenüber den direkten Maßnahmen nicht so eindeutig, wie einige Autoren vermutet haben. Auf die eine oder andere Art bewirkt eine Einkommensverteilungspolitik eine Veränderung des Systems der freien Marktwirtschaft bzw. des laissez-faire, gerade weil das Ergebnis des Systems eines vollkommen freien Marktes aus sozialen Gründen als nicht-akzeptabel betrachtet wird. Dieser Ansicht entspricht die umfangreiche Liste von staatlichen Eingriffen in der jüngeren Geschichte, angefangen von dem Verbot der Kinderarbeit bis hin zur Aufstellung von ökologischen Standards.