Zusammenfassung
Subsidiarität (abgeleitet von lat. subsidium = Hilfe 1) ist im sozialwissenschaftlichen Verständnis ein antitotalitäres und demokratisch-pluralistisches Prinzip, das eng mit Föderalismus- und Dezentralisierungsvorstellungen (die im übrigen nicht ohne weiteres zusammenfallen) verbunden ist. Was aber meint Subsidiarität? Unter Subsidiarität versteht man im allgemeinen — und dem gebildeten Laien fällt dabei sofort die katholische Soziallehre und die päpstliche Sozialenzyklika “Quadragesimo anno” ein -, daß übergeordnete Einheiten eines Gesamtgefüges nur dort fördernd und unterstützend eingreifen sollen, wo ohne ihr Eingreifen und ohne ihre Hilfestellung ansonsten Wesentliches unterbleiben müßte, d.h. nach dem Subsidiaritätsprinzip wird die gesamtgesellschaftliche Verantwortung stets nur dann bemüht, wenn die kleineren Solidargemeinschaften unterer Ebene überfordert sind, wobei auch hier vornehmlich eine “Hilfe zur Selbsthilfe” und keine entmündigende Dauerbetreuung oder therapeutische Bevormundung erfolgen soll.
Die Regierung hat für die Bevölkerung das zu besorgen, wonach die Menschen ein Bedürfnis haben, was sie aber selbst nicht tun können oder doch, auf sich selbst gestellt, nicht ebensogut selber tun können. In all das, was die Menschen ebensogut selber tun können, hat die Regierung sich nicht einzumischen.
Abraham Lincoln
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Literature
In der Enzyklika “Quadragesimo anno” vom 15. Mai 1931 unter Papst Pius XI. wurde das Subsidiaritätsprinzip als sozialphilosophischer Grundsatz angesprochen, und zwar als “gravissimum principium”. Es ist unklar und strittig, ob dieser Ausdruck als “oberster Grundsatz” im Sinne des höchstrangigen philosophischen Prinzips oder als “hochbedeutsamer Grundsatz” i.S. der Nachrangigkeit gegenüber einem übergeordneten Axiom zu übersetzen bzw. zu interpretieren ist. Auch eine etymologische Klärung des Subsidiaritätsbegriffs führt nicht weiter; denn “subsidium” entstammt eigentlich der römischen Militärsprache und bezeichnet ursprünglich den Einsatz der Reservetruppe in der zweite Linie, pejorativ bedeutet es aber zugleich auch “Hintertreffen”. Vgl. Richter 1987, S. 311, Anm. 4.
Siehe zur rechtlichen Diskussion u.a. Merten 1993.
Für weiterführende Hinweise danke ich Frank Ettrich und Alexander Thumfart.
Die Grundlage für die Demokratie von unten“, Leserbrief von Dr. Gerold Schmidt, in: Süddeutsche Zeitung , Nr. 260 vom 10. November 1992, S. B.
SZ am Wochenende, 2./3. Januar 1993, S. 80.
Karikatur von Mohr im Artikel von Schöndube 1993.
Bd. XIX/1993, S. 246 = SZ vom 15. Oktober 1992, Nr. 238, S. 2.
Hort 1992, S. 15.
Ebd., S. 3.
Frankenberger 1993, S. 14.
Münster 1992, S. 10.
NZZ, Fernausgabe Nr. 230 vom 4./5. Oktober 1992, S. 2.
Siehe Kinsky 1986, S. 43f.
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Waschkuhn, A. (1995). Einleitung. In: Was ist Subsidiarität?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12443-6_1
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