Zusammenfassung
Von George Washington wird überliefert, er habe die Wähler seines Distriktes mit Wein, Bier, Rum und anderen Annehmlichkeiten erfreut (Jamieson, 1986, S. 1). Heute beherrschen — neben den Plakaten und Kundgebungen — Kugelschreiber, Aufkleber, Luftballons, Anstecker und weiteres Allerlei den Straßenwahlkampf. Doch erscheinen in der Mediendemokratie derartige Mühen um das Wohlwollen der Wählerschaft antiquiert. Moderner Wahlkampf ist Medienwahlkampf, in erster Linie: Fernsehwahlkampf. Zumindest sind sich die Kommentatoren seit einigen Jahrzehnten weitgehend darüber einig, daß die Darstellung von Politik und ihren Akteuren im Fernsehen eine wichtige Determinante des Wahlentscheides sei (vgl. stellvertretend Müller, 1999) — obgleich Medienwirkungen en detail schwer nachzuzeichnen sind. Vordergründig fallen die Wahlspots auf, „paid media“ im amerikanischen Branchenslang, mehr oder minder bezahlte Sendeminuten, die für jeden ersichtlich Werbebotschaften der Parteien oder Kandidaten zu transportieren suchen. Gleichwohl betonen sowohl Wahlkampfmanager als auch die politische Kommunikationsforschung einhellig die Rolle von „free media“ für die Selbstdarstellung wie Wahrnehmung der Politik, von alltäglicher Medienberichterstattung, die offenbar unbezahlt, doch von „Wert“ ist: Redeausschnitte, Interviews, Zitat-Happen („Sound-Bites“), Pressekonferenzen, Zitationen, Zusammenfassungen von Positionen und Vorhaben, Berichte von Sitzungen, Parteitagen, Reisen etc.
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Kamps, K. (2000). Im Wahlkampf nichts Neues. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Wahlkampf in den Medien — Wahlkampf mit den Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12440-5_6
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