Zusammenfassung
Zu den Aufgaben wissenschaftlicher Theoriebildung gehört es, das Verhältnis von Anwendungsbreite und Tiefenschärfe ihrer Begriffe und theoretischen Hypothesen zu regulieren. Je mehr Sachverhalte ein Begriff übergreifen soll, desto unbestimmter wird er. Wissenschaftspolitisch ist dieses Gesetz von außerordentlicher Bedeutung. Je stärker ein Fach entwickelt wird und je mehr verschiedenartiges Wissen sich ansammelt, desto schwieriger wird es, noch eine Gesamtkonzeption zu bilden, die man wissenschaftlich vertreten könnte. Der Fortschritt scheint in eine Fülle unzusammenhängender Details zu führen. Die Integration des Faches bleibt dagegen spekulativ veranlagten Unternehmern überlassen, die sich von den fachüblichen Standards dispensieren und sich mit Geschick der Kontrolle entziehen. Ihnen kann die Kreation von kurzlebigen Begriffsmoden gelingen, die die Forschung allenfalls anregen, nicht aber wirklich anleiten können. Die Zusammenschau ist mit dem Makel des Unseriösen behaftet, die Wissensvermehrung selbst mit dem Makel der Zusammenhanglosigkeit—beides Formen der Beliebigkeit.
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Luhmann, N. (1975). Interaktion, Organisation, Gesellschaft. In: Soziologische Aufklärung 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12374-3_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-12374-3_1
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