Zusammenfassung
Im Alltag westlicher Gesellschaften besteht zwischen Geld und Moral eine latente, jedoch immer gegenwärtige Beziehung. Geld mag uns bei der Abwicklung von Geschäften im Alltag als ein neutrales Verkehrsmittel zur Regulierung des Warentausches erscheinen, doch in bestimmten Situationen zeigt es seine andere Seite und wird zu einem mit Bedeutung aufgeladenen Medium, das moralisch konnotiert ist und für die Geldbenutzer Fragen der Achtung und des Ansehens und damit das Risiko von Peinlichkeit und Gesichtsverlust mit sich führt. Zwischen „Geld“ und „Geltung“ wie zwischen „Schulden“ und „Schuld“ besteht eine unauflösbare Beziehung. Wer zu wenig Geld besitzt, kann ebenso zum Moralisierungsobjekt werden wie derjenige, der zu viel davon hat. Der Umgang mit Geld („geizig“) ist ebenso mit Fragen der Achtung verknüpft wie dessen Herkunft („schmutziges Geld“). Nicht zuletzt behaupten etliche Sprichwörter und Redewendungen einen Zusammenhang von Geld und Moral, was freilich, wie so oft, von anderen Sprichwörtern gerade dementiert wird: „Geld stinkt nicht“.
Eine kürzere, inhaltlich leicht modifizierte Version dieses Textes ist unter dem Titel „‚drüben is er ja auch nich fiinfzehn Mark‘: Geld und Moral in ostdeutschen Familientischgesprächen nach der Wende“, erschienen in: Gräbe, Sylvia (Hrsg.), Vom Umgang mit Geld: Finanzmanagement in Haushalt und Familien. Frankfurt/M.: Campus, 121–142.
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Bergmann, J., Blöcher, V. (1999). „Kieken, lauschen, Preise vergleichen“: Über Geld und Moral in ostdeutschen Familiengesprächen nach der Wende. In: Bergmann, J., Luckmann, T. (eds) Kommunikative Konstruktion von Moral. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12193-0_10
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