Zusammenfassung
Bisher haben wir die Entwicklung der tatsächlichen Strafaten und die Berichterstattung über das Thema „Ausländer und Asylbewerber“ getrennt dargestellt. Der Vergleich der jeweiligen Schaubilder zeigt zwar, daß — betrachtet man die Zahlen monatsweise — beide Entwicklungen parallel verlaufen. Aus einer solchen parallelen Entwicklung kann man jedoch nicht ablesen, ob die Berichterstattung zu einer weiteren Ausbreitung fremdenfeindlicher Straftaten geführt hat oder ob sie lediglich die aufgetretenen Straftaten dargestellt hat. Dies betrifft die Frage der Kausalität. Kann die Medienberichterstattung als Ursache weiterer Straftaten angesehen werden bzw. kann umgekehrt das Auftreten von Straftaten als Ursache der Berichterstattung verstanden werden? Im strengen Sinne kann man bei nicht-experimentellen Untersuchungsanlagen keine Kausalität feststellen. Um in unserem Fall die Berichterstattung tatsächlich als Ursache weiterer Straftaten identifzieren zu können, müßten wir in einem experimentellen Design potentielle Straftäter per Zufall in eine Kontroll- und Experimentalgruppe unterteilen, den Mitgliedern der Experimentalgruppe Berichte mit fremdenfeindlichen Straftaten, den Mitglieder der Kontrollgruppe Berichte über andere Themen präsentieren und nachher erfassen, wie häufig beide Gruppen fremdenfeindlich agieren. Ein solches Vorgehen ist weder vom Aufwand her noch aus ethischen Gesichtspunkten heraus vertretbar.142 Darüber hinaus würden Ergebnisse aus einer solchen Untersuchungsanlage zurecht kritisiert werden, weil die Probanden einer relativ artifiziellen Situation ausgesetzt werden und die soziale Realität, in der sich potentielle Gewalttäter befinden und aus der heraus sie agieren, vernachlässigt würde.
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Brosius, HB., Esser, F. (1995). Ergebnisse: Eskalation durch Berichterstattung. In: Eskalation durch Berichterstattung?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12097-1_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-12097-1_10
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