Zusammenfassung
Hochschulen sind seltsame Gebilde: Sie organisieren Wissenschaft als Forschung und Lehre und desorganisieren sie zugleich. Sie funktionieren als normative Institutionen, die, so hat es verstärkt den Anschein, die Geltung ihrer handlungsleitenden Ideen vielfach untergraben und aushöhlen. Gewiss ist auch hier zwischen interessierten Alarmbildern und profaner, oft keineswegs leistungsschwacher Normalität und Funktionsroutine zu unterscheiden, also zu fragen, ob nicht auch die Wahrnehmung der Hochschulmisere einer pars-pro-toto-Verzerrung (Elias/Scotson 1990, S. 13) unterliegt, die die „schlechtesten“ Beispiele generalisiert und erregten Akteuren gleichzeitig die Möglichkeit bietet, sich in permanenter Anklägerpose als Wächter und Normhüter zu profilieren. Ob diejenigen Angehörigen der Universität, die unablässig deren Verfall beklagen, sie in ihrer eigenen Arbeit und Person glaubwürdig repräsentieren oder nicht, ist stets eine empirische Frage.
Dem Aufsatz liegt ein Vortrag zugrunde, den ich im November 1999 in Hagen auf der gemeinsamen Tagung der DGS-Sektionen „Soziologie der Politik“ und „Wissenschafts-und Technikforschung”, die dem Thema Macht in der Hochschule gewidmet war, gehalten habe. Einige Diskussionen der Tagung sind in die Endfassung eingeflossen.
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Paris, R. (2001). Machtfreiheit als negative Utopie. In: Stölting, E., Schimank, U. (eds) Die Krise der Universitäten. Leviathan Zeitschrift für Sozialwissenschaft, vol 20. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12044-5_10
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