Zusammenfassung
Zu Beginn eines Kapitel, das sich mit ‚Grundbegriffen‘ der Cultural Studies befasst, erscheint es mir angebracht, auf einen Aufsatz von Stuart Hall zu verweisen, nämlich Cultural Studies: Zwei Paradigmen (S. Hall 1980e; S. Hall 1981; dt. S. Hall 1999a). Aufgrund der Interdisziplinarität der Cultural Studies, ihrer Ausdifferenzierung und unterschiedlichen Entstehungskontexte ist es nämlich nicht möglich, einfach auf eine oder zwei grundlegende Publikationen zu verweisen, in denen die ‚Grundbegriffe‘ dieses Ansatzes dargelegt würden. Die in den Cultural Studies zentralen Begriffe und Konzepte entstammen höchst unterschiedlichen Traditionen. Dennoch handelt es sich hier nicht um ein eklektizistisches Konglomerat, und genau dies verdeutlicht Stuart Hall, wenn er von zwei „‚Hautparadigmen‘ der Cultural Studies“ (S. Hall 1999a: 128) spricht, nämlich dem Kulturalismus und dem Strukturalismus bzw. der Semiotik. Der Kulturalismus ist jene Tradition, in der die Publikationen The Uses of Literacy von Richard Hoggart, Raymond Williams’ Culture and Society und E.P. Thompsons The Making of the English Working Class stehen bzw. die diese in der in den Cultural Studies relevanten Form begründet haben (siehe dazu Kap. 3.1). Der Kern des Kulturalismus lässt sich vielleicht damit charakterisieren, dass in ihm Kultur als eng verknüpft mit sämtlichen gesellschaftlichen Praktiken begriffen wird, wobei diese als eine gemeinsame Form menschlichen Tätigseins verstanden werden (vgl. S. Hall 1999a: 122). Die Semiotik bzw. der Strukturalismus und die sich anschließende Rezeption des Poststrukturalismus fand insbesondere über Claude Lévi-Strauss und Roland Barthes Eingang in die Cultural Studies. Hierdurch wurde das auf Ferdinand de Saussure zurückgehende linguistische Paradigma zu einem zentralen Fundament kulturtheoretisch orientierter Medienanalyse. Die Hauptstärke des (Post-)Strukturalismus ist für die Cultural Studies darin zu sehen, dass er es ermöglicht, „über die Beziehungen innerhalb einer Struktur nachzudenken, [...] ohne sie auf bloße Beziehungen zwischen Personen zu reduzieren“ (S. Hall 1999a: 129; Herv. i. O.).
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Hepp, A. (2004). Ein erster Zugang: ‚Grundbegriffe‘ der Cultural Studies. In: Cultural Studies und Medienanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12005-6_2
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