Zusammenfassung
Computer und Macht in Organisationen: Das ist ein Thema, das den Realitäts-und Eigensinn lähmen kann. Es mobilisiert Gefühle der Ohnmacht und Omnipotenz, der Angst und Euphorie. Nüchtern betrachtet, ist die Bandbreite, die wir vorgefunden haben, weit. Sie reicht von der grundlegenden Reorganisation und Informatisierung eines ganzen Versicherungsunternehmens bis zu einem eher deplazierten Zeiterfassungssystem in einer kleinen Molkereigenossenschaft, von einer umfassenden Neukonzeption der Produktionslogistik bis zu einem (vorläufig) begrenzten Baustein computergestützter Konstruktion, von Personalinformationssystemen zu Zwekken hochfliegender strategischer Planung bis zu Abrechnungssystemen mit bescheidener administrativer Funktion. Nüchtern betrachtet, erweist sich der Computer dabei (bisher) immer noch als um so stumpfere Waffe, je komplexer und unschärfer die Probleme und je mehr es dispositive statt bloß administrative Funktionen sind, die er unterstützen soll. Das Massengeschäft von Versicherungen und Banken, die Massendaten der Entgeltabrechnung, der Produktionsmengenplanung, der Versandabwicklung, der Zeit- und Betriebsdatenerfassung: das sind Einsatzfelder, auf denen er seine Stärken zeigen kann. Wenn es komplexer und unschärfer wird, ist er schnell überfordert. Mit einer wirklichen Produktionsplanung und -steuerung hat er Probleme. Personalplanungsaufgaben offenbaren frühe Grenzen. Schon in den ersteren Funktionen aber erhöht er das Potential erreichbarer Prozeßbeherrschung gewaltig.
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Literatur
Responsive Rationalität nennt Waldenfels (1987, 46 ff.) jene Ordnung, die die Art und Weise regelt, wie einer sich auf Fremdes einläßt. Der Zwielichtigkeit dieser Ordnung kommt man mit den rationalistischen Fiktionen einer strategischen Organisationsanalyse in keiner Weise bei. Das macht die methodologischen Grenzen einer solchen Analyse deutlich. Anregungen für eine phänomenologische Organisationsanalyse, die dieses Zwielicht nicht mit dem Scheinwerfer rationalistischer Prämissen beleuchtet und zerstört, kann man ebd., zum Beispiel S. 66 ff., finden.
Daß in solcher Kommunikation auch Geltungsansprüche im Habermasschen Sinne erhoben werden, zeigt sich, wir haben darauf hingewiesen, an der wie selbstverständlich negativen Besetzung des Begriffs der „politischen Entscheidung“ unter Managern, die damit nicht-sachgerechte, eben mit bloßer Macht „von oben” durchgesetzte Entscheidungen meinen — und kritisieren. Ein typisches Beispiel ist die Klage eines Managers, „daß Expertenmeinung immer nur dann gefragt ist, wenn es den Entscheidern in den Kram paßt“. Moniert wird damit die fehlende — mit Macht übergangene — Legitimation solcher Entscheidungen, und zwar zumindest implizit unter Rekurs auf „ideale” oder doch akzeptable Argumentationsbedingungen. Daß letztere tagtäglich verletzt werden, weiß natürlich jeder — und hört doch nicht auf, es als Verletzung zu empfinden.
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Ortmann, G., Windeler, A., Becker, A., Schulz, HJ. (1990). Die Ohnmacht der Computer und die Macht der Vernunft. Kleines Plädoyer für soziale Rationalität. In: Computer und Macht in Organisationen. Sozialverträgliche Technikgestaltung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11998-2_8
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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