Die Politik der Literatur

Zusammenfassung

Literatur und Politik — schon ein verzweifelter Philosoph hatte vermutet, daß hierüber nur ein „amusischer Mensch“ räsonieren könne, weil das „Zarteste, Zerbrechlichste“ mit dem „Getriebe“ (Adorno 1981, 49) konfrontiert werde. Literatur und Politik scheinen tatsächlich unvereinbare Sphären zu sein, die nur um den Preis des Banausentums miteinander in Kontakt gebracht werden können. Andererseits haben Literaturwissenschaft und Ästhetik gerade da Zusammenhänge konstruiert, wo der gute Geschmack ansonsten harte Differenzen sieht: in der Annahme, daß Literatur wesensmäßig politisch sei. Auf solche quasi-ontologischen Qualifikationen, die seit Anfang der 50er Jahre unter dem Titel ‚Engagement‘ reflektiert wurden, hat eine so suggestive Ästhetik wie die Adornos mit äußerster Erregung reagiert — freilich nur, um die Literatur in ein gesellschaftliches Außen zu manövrieren, von dem aus eine ‚richtige Praxis‘ zumindest noch erträumt werden konnte (vgl. Adorno 1981, 409–430).

„Der Text ist (sollte sein) jene ungenierte Person, die Vater Politik ihren Hintern zeigt“.

Roland Barthes