Zusammenfassung
Aus dem Griechischen kommender Begriff für Gesetzlosigkeit, Ungeregeltheit. In der europäischen Neuzeit wurde der Begriff zunächst in der Theologie — vor allem in England im 17. Jahrhundert (anomy) — im Zusammenhang mit religiösen Regelverletzungen gebräuchlich. Durkheim führte den Begriff mit seinem Werk über die soziale Arbeitsteilung (1893) in die Soziologie ein, so daß Anomie zu einem der Grundbegriffe dieser Wissenschaft wurde. Durkheim unterschied drei anormale soziale Formen; darunter auch die anomistische Form: die Möglichkeit eines Zustands sozialer Desintegration als spezifische Folge zunehmender Arbeitsteilung und des Übergangs zu einer neuen Form gesellschaftlicher Solidarität. Die unterschiedlichen anormalen sozialen Formen vermischend wird Anomie heute gemeinhin als Zustand mangelnder und abnehmender sozialer Ordnung angesehen, oft als soziale Desintegration schlechthin. Im Mittelpunkt steht dabei die Gesellschaft, dann aber (bei allgemeinerer Begriffsverwendung) auch die Gruppe oder die Organisation.
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Lit.
Emile Durkheim: Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften. Frankfurt/M. 19882
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Quandt, A. (1998). Anomie. In: Heinrich, P., zur Wiesch, J.S. (eds) Wörterbuch der Mikropolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11890-9_6
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