Zusammenfassung
Die Untersuchung folgt einer doppelten Fragestellung. Einmal werden die Wohnformen und Wohnvorlieben eines ausgewählten Teils der Stadtbevölkerung Nürnbergs empirisch erhoben. Zum anderen wird gefragt, inwieweit diese Wohnformen und -präferenzen in der kommunalen Wohnungspolitik berücksichtigt werden. Der folgende Abschnitt lenkt zunächst den Blick auf die Ebene der Wohnenden: Wie sind die Wohngewohnheiten und -präferenzen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beschaffen? Zur Klärung dieser Frage wurden mit Methoden der quantitativen und qualitativen empirischen Sozialforschung in drei ausgewählten Stadtvierteln Nürnbergs Wohnformen und -wünsche ermittelt.
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Literatur
Grundgesamtheit war die gemeldete erwachsene Wohnbevölkerung Nürnbergs, einschließlich der in Wohnheimen Lebenden, aber abzüglich der in Altenheim und Anstalten Untergebrachten.
Die Adressen wurden in Straßenblöcke von je 30 Adressen eingeteilt, von denen die Interviewer 15 Adressen sofort zur Bearbeitung erhielten. Die Interviewer hatten die Vorgabe, mindestens 11 Interviews pro Block bzw. im Distrikt 230 mindestens 10 Interviews durchzuführen (Mindestquoten). Konnten diese Quoten in dem jeweiligen Block nicht erreicht werden, wurden neue Adressen „nachgezogen“.
Bei 11 Adressen war der gleiche Haushalt doppelt angeschrieben worden. In 11 Fällen machten die Interviewer keinen Versuch mehr, den Haushalt zu erreichen. In 53 Fällen war kein Haushalt unter der angegebenen Adresse zu ermitteln: In diese Kategorie fallen: Wohnung steht leer, Wohnung gibt es nicht mehr, nicht oder nicht mehr existierender Untermieterhaushalt, Haushalt hat nie existiert, Nachmieter nicht feststellbar, Bewohner verstorben etc.
Der Haushaltsvorstand ist definiert als der-oder diejenige, der/die am meisten zum Lebensunterhalt des Haushaltes beiträgt. Ein Kriterium für uns war auch, wer den Mietvertrag unterschrieben hat bzw. Eigentümer der Wohnung oder des Hauses ist.
In 78 Prozent der Fälle wurde tatsächlich der Haushaltsvorstand befragt, 18 Prozent der Interviewten waren Ehepartner des Haushaltsvorstandes. Die übrigen waren erwachsene Kinder (2%), andere im Haushalt lebende erwachsene Personen oder Wohngemeinschaften ohne zuordbaren Haushaltsvorstand.
Es kann auf ERGEBNISSE DER VOLKSZÄHLUNG 1987 (insb. der Gebäude-und Wohnungszählung) und auf Ergebnisse der WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 (1%-Stichprobe) und 1989 (hier wurden die Daten einer 10%-Stichprobe auf die gesamte Stadt Nürnberg hochgerechnet) zurückgegriffen werden.
Dies hatte sich auch schon bei den beiden Pretests gezeigt.
Zur Durchführung und zu den Problemen von qualitativen Interviews vgl. ausführlich: HOPF 1978; KOHLI 1978.
Wir wählten aus dieser Gruppe Haushalte mit einer unterschiedlichen Wirtschaftskraft, jedoch überwiegend Befragte mit einem niedrigen ökonomischen Potential. Besonders finanzschwächere
Vgl. zu diesem Verfahren: HAUSER/GLATZER 1989, S.393.
§ 2 der Verordnung zur Durchführung des § 22 des Bundessozialhilfegesetzes (Regelsatzverordnung).
Da das Haushaltsnettoeinkommen nur in Gruppen erfaßt wurde, nicht aber in der genauen Höhe, mußten fiktive Mittelwerte für die einzelnen Gruppen angesetzt werden: bei den geschlossenen Klassen jeweils die Klassenmitte, bei der nach unten offenen Klasse (weniger als 800 DM) 700 DM, bei der nach oben offenen Klasse (über 8.000 DM) 10.000 DM.
Dieser Wert schwankte zwischen t und 6 (Durchschnitt: 2,1; Median: 1,8).
Die Extremwerte waren 209 und 10.000.
Dies sind keine DM-Beträge, da hier das Einkommen durch die Anzahl und das Alter der Personen dividiert worden ist. Das ökonomische Potential ist somit Produkt einer Division.
Hierunter wird das Zusammenleben von mindestens zwei Erwachsenen, von denen mindestens einer nicht verwandt ist, verstanden. Sofern die Haushalte nicht eindeutig anderen Haushaltsformen zugeordnet werden können, gilt die Selbsteinstufung der Probanden.
Zur Definition des freiwilligen und unfreiwilligen Singles vgl. KRÜGER 1992, S.40.
Z.B. ERGEBNISSE DER VOLKSZÄHLUNG 1987 oder der WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991.
Einschließlich 6 Prozent Hauptmieter von Eigentumswohnungen und 2 Prozent Untermieter.
Bei der städtischen WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 waren 70 Prozent Mieter, 19 Prozent Eigentümer von Gebäuden, 11 Prozent Eigentumswohnungsbesitzer. Der geringere Anteil von Eigentümern in der vorliegenden Stichprobe hängt mit der Auswahl der Viertel zusammen (vgl. Kap. 4.2.2, Anm. 104).
Eigentumswohnungen sind meist sehr gut ausgestattet und entsprechend teurer. Die Mieter einer Eigentumswohnung sind daher in der Regel finanzkräftiger als andere Mieter und können somit eher Eigentum erwerben.
Prozent wohnen in einem Hochhaus, 4 Prozent in einem Reihenhaus und nur 2 Prozent in einem freistehenden Ein-oder Zweifamilienhaus. Diese Verteilung ergibt sich durch die Auswahl der Untersuchungsviertel, in die typische Eigenheimviertel nicht einbezogen worden waren, weil bereits im Pretest festgestellt werden konnte, daß die Eigenheimbesitzer in aller Regel keine Wünsche äußern, die über ihre jetzige Wohnsituation hinausgehen. Auch spielt der Eigenheimmarkt auf großstädtischen Wohnungsmärkten nur eine untergeordnete Rolle.
Auch andere Umfragen bestätigen diese Präferenz: Bei einer EMNID-Untersuchung war das freistehende Einfamilienhaus die bevorzugte Wohnform (von fast einem Drittel der Befragten angegeben; vgl. EMNID-Jahrbuch 1989, Nr. 2/3, S.41). Nach einer Umfrage unter Hamburger Haushalten (LBS 1992, S.6) war das beliebteste Objekt der an Eigentum interessierten Befragten ebenfalls ein freistehendes Einfamilienhaus, 34 Prozent nannten eine Eigentumswohnung.
Am stärksten sind die Diskrepanzen zwischen Wohnwunsch und -realität bei Bewohnern von Hochhäusern.
Bei einer Umfrage in Johannis gaben 69 Prozent der Angehörigen der gehobenen „Mittelschicht“ an, daß die zentrale Lage einen hohen Stellenwert für sie habe (vgl. KROPP 1989, S.79 f.).
Bei der städtischen WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 geben je 32 Prozent an, daß sie in einem Neubauviertel am Stadtrand bzw. in einem gewachsenen Wohnviertel mit Altbauten wohnen möchten, 19 Prozent bevorzugen ein Neubauviertel in Zentrumsnähe, 17 Prozent wollen „auf dem Lande“ wohnen.
Zur größeren „Heimatbezogenheit“ von Angehörigen unterer Schichten vgl. KROPP 1989, S.69.
Insgesamt sind 76 Prozent aller befragten Haushalte mit ihren Nachbarschaftskontakten zufrieden. Befragte mit einem mittleren oder hohen ökonomischen Potential wünschen sich zu 79 Prozent keine Änderung des Verhältnisses zu ihren Nachbarn.
Bei der WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 gaben 62 Prozent an, daß sie aus Gründen, die nicht die Wohnung oder das Viertel betreffen, umziehen würden. 30 Prozent äußerten, daß sie wegen der Unzufriedenheit mit ihrer derzeitigen Wohnung, 8 Prozent, daß sie wegen einer unbefriedigenden Wohnumgebung einen Umzug in Kauf nehmen würden.
Daß eine geringe Mobilität bundesweit zu verzeichnen ist, zeigen Ergebnisse von älteren Umfragen. Fast die Hälfte der Befragten gab hier an, daß der derzeitige Wohnort auch der Geburtsort ist (vgl. EMNID-Jahrbuch 1980, Nr. 12, S.13 ff.; sowie ALLENSBACHER JAHRBUCH 1978–1983, Bd. VIII, S.39: hier gaben das 40 Prozent an). Mit Ausnahme von Nürnberg herrschten allerdings bei Bewohnern von Großstädten größere regionale Mobilitätswünsche vor als bei denen typischer Mittelstädte (vgl. EMNID-Jahrbuch 1975, Nr. 1/2, S.13).
Dies entspricht etwa den Ergebnissen der städtischen WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991. Differenziert man die Wohnungsgröße nach den Stadtvierteln, gibt es die kleinsten Wohnungen in der Altstadt, in der die Einpersonenhaushalte vorherrschen. Die großen Wohnungen liegen hauptsächlich in Gebäuden, die vor dem ersten Weltkrieg erbaut wurden, sowie in Gebäuden aus den 70er und 80er Jahren. Die kleinsten Wohnungen befinden sich in Häusern vor allem aus den 50er, aber auch aus den 60er Jahren.
Hierbei handelt es sich vor allem um Paare, Wohngemeinschaften und Haushalte, in denen erwachsene Kinder leben. Diese Haushalte sind durchschnittlich etwas größer (2,6 Personen) als die der Befragten mit einem hohen ökonomischen Potential insgesamt (2 Personen).
Ähnliche Ergebnisse ergab die WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991.
Die gewünschte Wohnfläche und die gewünschte Anzahl der Räume hängen auch von der Standortwahl ab. Befragte, die in der Innenstadt wohnen möchten, wünschen sich im statistischen Mittel rund 87 qm, diejenigen, die die städtischen Außenbezirke bevorzugen, wünschen sich durchschnittlich 91 qm und diejenigen, die außerhalb der Stadt leben möchten, durchschnittlich 102 qm (vgl. auch KREIBICH/PLAN-LOKAL 1991, S.9). Pro Person betrachtet ergibt sich jedoch ein anderes Bild: hier wünschen sich Befragte mit einer Innenstadtpräferenz mehr Wohnfläche. Dies liegt daran, daß vorwiegend größere Familien außerhalb der Stadt wohnen möchten, deren Wünsche pro Person etrachtet geringer ausfallen.
Daß die Wohnflächenansprüche der Haushalte mit wachsendem Einkommen ansteigen, bestätigen auch andere Umfragen (vgl. LBS 1992, S.8 f.; MÜLLER 1991, S.323).
Ein starkes Defizit lag dann vor, wenn pro Person bis zu 20 qm zur Verfügung standen; ein leichtes, wenn dies zwischen 20 und 29 qm waren. Als eine ausreichende Versorgung wurde definiert, wenn zwischen 30 und 45 qm pro Person vorhanden waren, als Überversorgung, wenn mehr als 45 qm pro Person zur Verfügung standen.
Eine Differenz zwischen gewünschter und tatsächlicher Wohnfläche von bis zu 40 qm wurde als starkes, von bis zu I] qm als leichtes Defizit definiert. Eine ausrei ein leichtes. 35 Prozent sehen sich ausreichend mit Wohnfläche versorgt, nur 6 Prozent betrachten sich als mit Wohnfläche überversorgt. Somit bestätigt sich die These, daß die Ansprüche — selbst der gut mit Wohnraum versorgten Haushalte — noch keineswegs befriedigt sind.
Nach der Klassifikation der tatsächlichen Wohnflächenversorgung hat über die Hälfte der Befragten mit einem niedrigen ökonomischen Potential Defizite, 24 Prozent sind ausreichend mit Wohnfläche versorgt, bei nur 10 Prozent liegt eine Oberversorgung vor. Hingegen bestehen bei Befragten mit einem hohen ökonomischen Potential nur selten Defizite (13%).
Zimmer wurde definiert als Raum über 6 qm (um keine Abstellkammern zu erfassen).
Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die städtische WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991. Die meisten Befragten in Nürnberg bewohnen danach eine 3-Die Anzahl der Räume erhöht sich mit der Wirtschaftskraft des Haushalts. Dies zeigt sich am deutlichsten bei der Raumanzahl pro Kopf: So besitzen Befragte mit hohem ökonomischen Potential mit 1,8 Räumen pro Person durchschnittlich die meisten Räume, diejenigen mit einem niedrigen mit 1,1 Räumen die wenigsten (Befragte insgesamt: 1,4 Räume).
Hierbei handelt es sich meist um größere Haushalte (Durchschnitt: 2,6 Personen), in denen öfter Kinder leben, sowie um Eigentümer von Häusern.
Wenn so viele Räume vorhanden sind wie Personen oder wenn es ein Zimmer mehr als Haushaltsmitglieder gibt, wurde darunter eine ausreichende Versorgung verstanden. Eine Überversorgung lag dann vor, wenn in der Wohnung zwei Zimmer mehr als Personen vorhanden waren. Das Fehlen von bis zu zwei Räumen wurde als starkes, das bis zu einem Raum als leichtes Defizit definiert.
Setzt man die Grenze für die Überversorgung bereits bei einem Zimmer und mehr an, sind 53 Prozent der Befragten mit Räumen überversorgt, ein Drittel ist ausreichend versorgt.
Sie erfolgte analog der objektiven Raumversorgung (s. oben): Der zusätzliche Anspruch auf zwei Räume und mehr wurde als starkes, der bis zu einem Raum als
Setzt man wieder die Grenze für die Überversorgung bei einem Zimmer mehr als Personen im Haushalt, sind 31 Prozent der Befragten mit niedrigem, 58 Prozent derjenigen mit mittlerem ökonomischen Potential und 81 Prozent der finanzstarken Haushalte mit Räumen überversorgt.
Sonstige Zimmer wurden nur in einer Residualkategorie offen erfaßt.
Da 7 Prozent der Probanden eine I-Zimmerwohnung besitzen, aber nur 3 Prozent ein kombiniertes Wohn-und Schlafzimmer nennen, scheinen viele Befragte diesen kombinierten Wohnraum als Wohn-oder Schlafzimmer eingestuft zu haben, d.h. die Zahl der kombinierten Räume liegt tatsächlich höher.
„Zusätzlich“ bedeutet, daß dies Räume sind, die nicht zu einer Standardwohnung (Küche, Schlaf- und Wohnzimmer) gehören.
Hierbei sollte ein Vergleich mit den Zimmern in der jetzigen Wohnung gemacht werden. Die Vorgaben waren: größer, kleiner, genauso groß.
Auf die berufliche Nutzung des Arbeitszimmers beziehen sich folgende Zitate: „Zum einen hätte ich, denke ich, gerne so ein Arbeitszimmer, daß ich da meine Bücher und meinen Schreibtisch habe und so.“ (27 Jahre, WG, niedriges ökonomisches Potential) „Ich kann nicht alles in mein Büro schaffen, ich muß auch zu Hause was arbeiten.” (49 Jahre, verheiratet, hohes ökonomisches Potential) „Aber mein Bereich, wo ich also doch berufliche Dinge einfach mal hinlegen kann, wo ich arbeiten könnte.“ (32 Jahre, verheiratet, 1 Kind, mittleres ökonomisches Potential)
dieser Befragten haben ein hohes ökonomisches Potential.
Jahre wurden als zeitliche Begrenzung bei Fragen genommen, die Renovierungen und Mieterhöhungen betrafen. 44 Prozent gaben an, daß in diesem Zeitraum renoviert worden ist, 46 Prozent äußern, daß dies nicht geschehen sei, 10 Prozent wußten es nicht.
Prozent dieser Befragten besitzen eine Zentral-bzw. Etagenheizung, 60 Prozent Isolierglasfenster und immerhin 86 Prozent einen Balkon, eine Loggia oder Terrasse.
Hier besitzen nur 55 Prozent eine Zentral-bzw. Etagenheizung, 52 Prozent einen Balkon, eine Loggia oder Terrasse, nur 24 Prozent Isolierglasfenster.
In diesem Quartier gibt es viele Sozialwohnungen aus den 50er und 60er Jahren, die oft noch eine einfache Ausstattung besitzen.
Betrachtet man die Zahlungsbereitschaft für Modernisierungen oder Renovierungen in Prozent der jetzigen Miete, so würden ein Drittel der Befragten ungefähr 5 Prozent, die Hälfte 10 Prozent und zwei Drittel ungefähr 16 Prozent ihrer jetzigen Miete mehr zahlen. Die Miete dürfte sich, gemessen in Prozent der jetzigen Miete, nur durchschnittlich um 15 Prozent erhöhen (ohne Erhöhungsverweigerer: 20%; Median: 14%).
Hierbei handelt es sich überwiegend um Mieter (77%), die in einem Mehrfamilienhaus wohnen. 21 Prozent der Häuser stammen aus der Zeit vor dem I. Weltkrieg. 54 Prozent dieser Haushalte beziehen ein Nettoeinkommen von 4.000 bis 5.000 DM.
Dies sind häufiger Alleinlebende (41%), die überwiegend zur Miete (81%) in Mehrfamilienhäusern wohnen (92%). Fast ein Drittel der Gebäude stammt aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, einige auch aus den 50er Jahren.
Dieser Wunsch ist um so bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß bereits 69 Prozent der Befragten einen Balkon, eine Loggia oder Terrasse besitzen.
Auch eine repräsentative Umfrage von IPOS ergab, daß die meisten Befragten, vor allem aber ältere Mieter, zufrieden mit ihrer Wohnung waren. Jüngere dagegen, besonders Befragte bis zum Alter von 40 Jahren, äußerten sich deutlich seltener zufrieden (vgl. FAZ vom 16.4.1992, S.41).
Das bestätigen auch andere Untersuchungen. Ulfert Herlyn beschreibt spezielle Strategien junger Familien auf dem Wohnungsmarkt und ihre Abhängigkeit von sozialen Beziehungen und Netzwerken (vgl. HERLYN 1990).
Dabei ist zu beachten, daß die meisten der hier geschilderten Wohnungssuchen in den 80er Jahren stattfanden, als die Situation auf dem Wohnungsmarkt noch weniger angespannt war.
Diese Vorgabe wurde in die Liste aufgenommen, da sich schon beim Pretest gezeigt hatte, daß viele Befragte keine Wahlmöglichkeiten sahen und somit auch keine Gründe für die Wahl der Wohnung angeben konnten.
Nach der WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 bezahlen in Nürnberg die Hälfte der Haushalte bis 465 DM. Der Mietpreis pro qm liegt hier durchschnittlich bei 8,25 DM, in unserer Stichprobe beträgt er 7,90 DM.
Berechnet man den Mietpreis pro qm, so nimmt dieser ebenfalls mit steigendem ökonomischen Potential zu. Hierbei bezahlen die Befragten mit einer geringen (7,80 DM) und mittleren Wirtschaftskraft (7,90 DM) durchschnittlich einen etwa gleich-hohen Preis pro qm, wohingegen der von Befragten mit einem hohen ökonomischen Potential mit 8,60 DM höher liegt.
Zum Haushaltsnettoeinkommen vgl. Kap. 4.1.3.1, Anm. 94.
Die Mietbelastungsquoten wurden wie folgt klassifziert: Unter einer geringen Mietbelastung wurde ein Mietbelastung von bis zu 20 Prozent, unter einer mittleren eine Mietbelastung bis 33,3 Prozent und unter einer hohen eine Mietbelastung von über einem Drittel verstanden. Nach dieser Klassifikation verzeichnet die Mehrheit der befragten Mieter eine geringe Mietbelastung (59%). Eine mittlere Mietbelastung müssen 28 Prozent, eine hohe 11 Prozent aufbringen.
Das „Wohngeld“ ist eine Verwaltungskostenpauschale, die von Eigentumswohnungsbesitzern gezahlt wird. Es darf nicht verwechselt werden mit der staatlichen Transferzahlung „Wohngeld”.
Betrachtet man die Zinsbelastung und Kosten der Tilgung, so zeigen die Ergebnisse, daß 28 Prozent aller Eigentümer (160 Befragte) keinerlei Zinsen oder Tilgung mehr bezahlen. Die Hälfte der Befragten zahlt bis zu 600 DM Zinsen und Tilgung. Immerhin 23 Prozent bringen über 1.000 DM Zinsen bzw. Tilgung auf. Die durchschnittliche Belastung liegt bei 633 DM. Die Hälfte der befragten Eigentümer bezahlt 235 DM Wohngeld und Nebenkosten (Durchschnitt: 255 DM). Über 400 DM zahlen nur 18 Eigentümer (13%).
In Prozent des Einkommens unterscheidet sich die Zahlungsbereitschaft differenziert nach den gewünschten Eigentumsverhältnissen kaum. D.h. der geringen Ausgabenbereitschaft derer, die Mietverhältnisse bevorzugen, dürfte eine tatsächlich eingeschränkte Zahlungsfähigkeit entsprechen.
Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft liegt bei denjenigen, die unbedingt als Eigentümer wohnen möchten, bei 1.071 DM (Median 1.000 DM), bei denen, die ein Mietverhältnis bevorzugen, nur bei 654 DM (Median 600 DM). Bei der Gruppe, die lieber als Eigentümer wohnt, liegen die Werte dazwischen (Durchschnitt: 879 DM; Median: 800 DM).
Auch andere Untersuchungen belegen dies: Die WOHNUNGS- UND HAUSHALTSERHEBUNG 1991 der Stadt Nürnberg ermittelte für die Jahre 1989–1991 eine durchschnittliche Mietsteigerung von 16,4 Prozent in Wohnungen ohne Mieterwechsel, gegenüber 48,6 Prozent bei Neuvermietungen. Rudi Ulbrich veranschlagt die Mietbelastungsquote von Wohnungswechslern auf 35 Prozent gegenüber 23 Prozent im Durchschnitt aller Haushalte (ULBRICH 1993, S.28).
Die Angaben zur subjektiv empfundenen Verteuerung konnten sich wiederum sowohl auf die jetzige Wohnung beziehen als auch auf eine frühere Wohnung.
In 16 Fällen waren die Mieterhöhungen nicht vergleichbar, da die Befragten entweder zuvor auf dem Land, d.h. verhältnismäßig günstig, oder vergleichsweise teuer, z.B. in München oder Frankfurt, gewohnt haben.
Bei Mieterhöhungen treten kaum Unterschiede auf, wenn man die Befragten nach ihrem ökonomischen Potential differenziert. Andere Untersuchungen (z.B. ULBRICH 1993) deuten darauf hin, daß zumindest die relative Mietbelastung bei den einkommensschwächeren Haushalten stärker ansteigt als bei den einkommensstarken.
Daß das Wohnen nach dem Reisen rangiert, belegen auch einige EMNIDUntersuchungen (vgl. EMNID-Jahrbuch 1975, Nr. 11/12, S.I 1 ff.; EMNID-Jahrbuch 1986, Nr. 11/12, S.18 ff.).
Daß bei zunehmendem Kostendruck Abstriche bei der Größe der Wohnungen gemacht werden, bestätigten auch verschiedene Bauträger (vgl. Kap. 5.3).
Die Zahl der traditionellen Haushalte in Nürnberg kann nur geschätzt werden: 17 Prozent aller Haushalte sind vollständige Familien (mit Kindern): Sie gehören fast ausschließlich zu den „traditionellen“ Haushaltsformen. In 29 Prozent der Haushalte leben zwei, in 6 Prozent drei oder mehr erwachsene Personen zusammen: Diese Haushalte gehören je nach Familienstand und Alter der Mitglieder entweder zu den neuen oder zu den traditionellen Haushalten. Rechnet man zu den vollständigen Familien (17%) rund die Hälfte dieser Haushalte hinzu (das entspricht in etwa der Verteilung in unserer Stichprobe), fielen etwa 35 Prozent der Haushalte in Nürnberg in die Kategorie der traditionellen Haushalte. Kalkuliert man ein, daß traditionelle Haushalte durch die Auswahl unserer Viertel etwas unterrepräsentiert sind, wären es ca. 40 Prozent. Vergleichsdaten der amtlichen Statistik liegen nur zu den Einpersonenhaushalten (in Nürnberg nach der Volkszählung 1987: 43%) vor, doch liefert auch diese keine zuverlässigen Zahlen, da hier viele unverheiratet Zusammenlebende getrennt veranschlagt werden (Angaben nach: NÜRNBERGER STATISTIK AKTUELL, Juli 1990).
Zur Definition dieser Haushaltsform vgl. Kap.4.3.3.1, Anm. 177 und 178.
Zum Vergleich sind es bei den Familien mit erwachsenen Kindern in der Ausbildung und bei den Alleinerziehenden im engeren Sinn (mit Kindern unter 18 Jahren und/oder über 18, aber noch nicht abgeschlossener Ausbildung) jeweils 18 Prozent, also immer noch erheblich mehr als im Durchschnitt aller Befragten, die eine Verkleinerung des Haushalts anstreben.
Zum Familienzyklus und Wohnverhalten vgl. HERLYN 1990.
Die restlichen 2 Prozent sind verwandte Personen, die einen gemeinsamen Haushalt bilden.
In 21 Prozent der traditionellen Haushalte wohnen ausschließlich erwachsene Kinder, zum Teil noch in der Ausbildung befindlich (68 Fälle), zum Teil aber mit bereits abgeschlossener Ausbildung (46 Fälle). Die letztgenannte Gruppe weist — auch hinsichtlich ihrer Wohnwünsche — Parallelen zu den „unvollständigen Restfamilien“ auf, einem Sonderfall der Alleinerziehenden (vgl. Kap.4.3.3.1, Anm. 177 und 178).
Der Wunsch von Familien nach einem eigenen Haus ist u.a. auf die höhere Wohnumfeldqualität, die Vermeidung von Nachbarschaftskonflikten und auf das Fehlen großer Mietwohnungen zurückzuführen.
Dies bestätigt auch eine Umfrage von GEWOS. Von den eigentumsinteressierten Mietern präferieren überwiegend Haushalte mit kleinen Kindern bis zu 5 Jahren und große Haushalte mit vier und mehr Personen das Einzelhaus (vgl. LBS 1992, S.6).
Differenziert nach Altersgruppen ist eine Abwanderungstendenz vor allem bei den 25- bis 34jährigen erkennbar, von denen 31 Prozent raus aus der Stadt möchten.
Bei einer in Hamburg durchgeführten Umfrage zeigte sich, daß bei der Präferenz von Neubauobjekten durch Familien mit kleineren Kindern der individuelle Gestaltungsbedarf (Zuschnitt, Gartennutzung etc.) eine wichtige Rolle spielt (vgl. auch KREIBICH/PLAN-LOKAL 1992, S.7).
Die Nachbarschaftsbindung wurde anhand von vier Items gemessen. Zu den verwendeten Items vgl. DANGSCHAT/FRIEDRICHS 1988, S.77.
Von den Befragten, die sich über mangelnde Kontakte beschweren, sind zwei Drittel den traditionellen Haushalten zuzuordnen. Die Hälfte dieser Befragten besitzt ein niedriges ökonomisches Potential. Überdurchschnittlich viele sind angelernte Arbeiter.
Vor allem Bewohner einer Sozialwohnung wünschen sich größere Kinderzimmer.
Ganz ähnlich äußert sich auch eine 23jährige Frau mit zwei Kindern: „aber wenn man in vielen Anzeigen liest, Kinder unerwünscht, dagegen Hund erwünscht, also da frage ich mich… Und ich würde mal sagen, ein Hund macht ein bißchen mehr,Gwerch` [Durcheinander, Lärm; Anm. d. Verf.] als ein Kind. Vor allem die Kinderfeindlichkeit stört mich unheimlich.“ (verheiratet, niedriges ökonomisches Potential, Kontrollgruppe)
Im Verlaufe der Untersuchung ergaben sich Hinweise, daß Alleinerziehende keine homogene Gruppe darstellen. Schließlich ließ sich eine Teilgruppe der „Alleinerziehenden“ mit merklich abweichenden Wohnformen und Wohnwünschen herausfiltern. Es handelt sich dabei eben nicht um Alleinerziehende im engeren Sinne, sondern um ein Elternteil, das mit erwachsenen Kindern, die bereits die Ausbildung abgeschlossen haben und in der Regel über eigenes Einkommen verfügen, zusammenlebt. Diese Teilgruppe wird im folgenden als „unvollständige Restfamilie” bezeichnet und gesondert behandelt. „Alleinerziehende im engeren Sinn“ sind somit definiert als: ein Elternteil, das mit einem oder mehreren Kindern (unter oder über 18 Jahren) zusammenlebt, von denen mindestens eines die Ausbildung noch nicht abgeschlossen hat.
Definiert als: ein Elternteil, das mit einem oder mehreren Kindern (über 18 Jahren) zusammenlebt, welche die Ausbildung bereits abgeschlossen haben (vgl. Anm. 177).
Das Durchschnittsalter der Befragten aus den unvollständigen Restfamilien weicht mit 57 Jahren extrem nach oben ab.
Nach einer Erhebung in Hannover sind Alleinerziehende in der Innenstadt und Innenstadtnähe im Vergleich zu anderen Familien überrepräsentiert (vgl. KREIBICH/PLAN-LOKAL 1991, S.61).
Tatsächlich wohnen diese Befragten in sehr großen Wohnungen mit durchschnittlich 125 qm, oft handelt es sich um Altbauwohnungen.
Dies steht scheinbar im Widerspruch zu neueren Untersuchungen, die den Alleinlebenden eine besondere Kontaktfähigkeit und -häufigkeit bescheinigen. So besäßen diese in der Regel einen großen Freundes-und Bekanntenkreis (vgl. MEYER/SCHULZE 1990, S.5). Man kann daraus schlußfolgern, daß die jungen Alleinlebenden ihre Kontakte in einer weiteren Umgebung pflegen.
Auch eine Untersuchung von Sabine Kropp zeigt, daß vor allem einkommensstarke, mobile, jüngere Kleinhaushalte soziale Beziehungen in einem weiteren räumlichen Radius unterhalten (vgl. KROPP 1989, S.69).
Aufgrund der geringen Fallzahlen bei alleinlebenden Eigentümern (20 Befragte) sind weitere Auswertungen nicht sinnvoll.
Alleinlebende Eigentümer würden durchschnittlich 1.005 DM investieren (Vorbehalt geringer Fallzahlen).
Auch in Prozent der ursprünglichen Miete hatten die Alleinlebenden die geringsten Mieterhöhungen: fast die Hälfte hatte keine oder nur geringe Mieterhöhungen zu verzeichnen.
Ein Drittel hiervon lebt schon 8 bis 12 Jahre, über ein Viertel 23 Jahre und länger in der Wohnung.
Vgl. zu dem Begriff HERLYN 1990, S.30; 155 f.
Die meisten Probanden leben mit Ehepartner und Kindern zusammen (9 Befragte). Sie gehören damit zur Kontrollgruppe der traditionellen Familienhaushalte. Weiterhin wurden vier Alleinlebende, zwei Alleinerziehende, fünf verheiratete Paare ohne Kinder, drei unverheiratet zusammenlebende Paare ohne Kinder und ein unverheiratet zusammenlebendes Paar mit Kind sowie zwei Mitglieder von Wohngemeinschaften befragt.
Stationen: 7 Haushalte; 4 Stationen: 4 Haushalte; 5 Stationen: 1 Haushalt.
Die Miete beträgt 450 DM bei einem angegebenen Nettoeinkommen des 4-PersonenHaushalts von 2.000–2.500 DM.
Die Wohnung befand sich zum Zeitpunkt des Interviews noch im Bau.
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Holtmann, E., Schaefer, R. (1996). Wohnformen und Wohnpräferenzen in den Quartieren. In: Wohnen und Wohnungspolitik in der Großstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11883-1_4
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