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Part of the book series: Forschung ((FS,volume 174))

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Zusammenfassung

In diesem Kapitel soll aufgezeigt werden, wie aus wirtschaftliberaler Sicht der Kapitalismus bzw. die freie Marktwirtschaft (diese Begriffe benutze ich synonym) funktionieren und warum — wieder aus wirtschaftsliberaler Sicht — die Marktwirtschaft anderen Wirtschaftsordnungen, speziell den Planwirtschaften sozialistischer Prägung, überlegen ist. Es wird gezeigt werden, dass individuelle Freiheit und die daraus resultierende Verantwortung die Essenz der freien Marktwirtschaft und unverzichtbar für ihr Funktionieren sind. Diese Betrachtungen stellen die Grundlage dar, aus der die Formulierung und die Forderung nach wirtschaftlicher Freiheit abgeleitet werden. Ausgehend von dieser knappen und an vielen Stellen gezwungenermaßen unvollständigen Zusammenfassung wird dann der Begriff der wirtschaftlichen Freiheit näher bestimmt, eine Messung der wirtschaftlichen Freiheit vorgestellt und diskutiert, und schließlich werden auf Grundlage dessen Hypothesen über den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Freiheit und Einkommensungleichheit bzw. physischer Lebensqualität formuliert.

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Literatur

  1. Smith’ Werk „Der Wohlstand der Nationen“ ist erstmals 1776 erschienen, hier wird aus der Übersetzung der fünften Auflage zitiert, die 1789 erschienen ist.

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  2. Dies impliziert nicht, dass alle Beteiligten aus dem Tausch gleichwertige Ergebnisse zie hen. Aber allen wird es besser gehen als vorher bzw. ohne den Tausch.

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  3. Der Grundgedanke der spontanen Ordnung besteht in der Erkenntnis, dass es soziale Phänomene gibt, die zwar Ergebnis menschlichen Handelns, nicht aber menschlicher Planung sind - so wie die gegenseitige Anpassung der spontanen Tätigkeiten der Einzelnen durch den Markt (Hayek 1971: 192). Der Begriff wird heute oft in Verbindung mit Hayek gebracht (Zeitler 1995: 30 und siehe etwa Hayek 1971, Kapitel 10, 1996), ist aber viel älter. Zeitler (1995: 32) weist darauf hin, dass bereits die spanischen Jesuiten des 16. Jahrhunderts den Wettbewerbsmarkt als spontane Ordnung auffassten und die Funktionsweise und Bedeutung des Wettbewerbs erkannt hatten.

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  4. Akteure auf dem Markt können sowohl Individuen wie auch Gruppen von Individuen sein, die sich zu einem Unternehmen zusammengeschlossen haben.

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  5. Ignoranz gegenüber Entscheidungsprozessen ist für die Mitglieder großer Gruppen rational, weil das Gewicht der einzelnen Stimme so gering ist, dass die Informationskosten fast immer den erwarteten Nutzen aus einem informierten (Abstimmungs-)Handeln für das einzelne Mitglied übersteigen. Der rational ignorante Akteur wird sich also nicht an der Abstimmung beteiligen, bzw. - was angesichts der zwar rückläufigen aber noch vergleichsweise hohen Wahlbeteiligung in Demokratien der häufiger auftretende Fall sein dürfte - sich nicht hinreichend informieren. Diese rationale Ignoranz ermöglicht es in Demokratien, dass sich stark interessierte Minderheiten gegen nur schwach interessierte Mehrheiten durchsetzen können, dass Ergebnis der Abstimmung also keineswegs im Sinne der Mehrheit sein muss. In Demokratien gibt es nämlich für die Politiker starke Anreize, die Interessen der informierten Wähler gegenüber denen der rational ignoranten zu bevorzugen (vgl. Tullock 1993: 34 ff; Weede 2000: 45; 47; 305 ).

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  6. Hayek bezeichnet als spontane Ordnung ein gewachsenes, sich selbst-erzeugendes, selbstorganisierendes und selbst-korrigierendes endogenes „System der Freiheit“, das durch „wirkungsvolle Koordination der menschlichen Tätigkeiten ohne bewußte Organisation durch eine befehlende Intelligenz” entsteht, also“… eine gegenseitige Anpassung der spontanen Tätigkeiten der Einzelnen” (Hayek 1971 192; vgl. auch Zeitler 1995: 30; Kerber in Hayek 1996b: vii). Dieser evolutionäre Ansatz ist eng verknüpft mit dem methodologischen Individualismus, den Hayek vertritt (vgl. auch dazu Zeitler 1995: 30).

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  7. Eine - besonders in der Soziologie sehr prominente - Erklärung der Arbeitsteilung stammt von Emil Durkheim (1992; kritisch Weede 1992 ): Sehr vereinfacht ausgedruckt ist Arbeitsteilung für Durkheim die Folge sozialer Verdichtung (zunehmende Bevölkerungsdichte, Urbanisierung und bessere Verkehrswege) sowie des zunehmenden Volumens (Bevölkerungswachstum) einer Gesellschaft. Verdichtung und zunehmendes Volumen führen zu einer Verschärfung des Daseinskampfes, weil Konkurrenz zwischen zwei Lebewesen umso heftiger ist, je ähnlicher sich diese Lebewesen sind. Durch Arbeitsteilung und Spezialisierung finden Menschen ihre Nischen, werden sich unähnlicher. Verdichtung und Volumen einer Gesellschaft sind aber nicht die einzigen Voraussetzungen der Arbeitsteilung, zusätzlich muss bereits »mechanische« Solidarität zwischen den Mitgliedern einer Gesellschaft existieren. Arbeitsteilung übt nun ihrerseits Rückwirkungen auf die Solidarität aus und transformiert die mechanische Solidarität in eine organische (verstanden als funktionale Interdependenz und Chancengleichheit). Durkheims Arbeiten zur Arbeitsteilung können nicht dem hier sonst vertretenden methodologischen Individualismus zugerechnet werden (Weede 1992: vi; Wiswede 1998: 28) und werden deswegen im weiteren vernachlässigt.

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  8. Absolute Kostenvorteile entstehen dann, wenn ein Akteur alle Güter billiger als seine Konkurrenten erzeugen kann. Damit der Markt funktioniert, reichen aber schon komparative Kostenvorteile aus: selbst wenn ein Akteur eine Sache drei mal so gut kann wie seine Konkurrenten und Tauschpartner und eine weitere Sache zwei mal so gut, dann wird er sich darauf beschränken, das zu tun, was er drei mal so gut kann und das andere seinen Mitmenschen überlassen, die dann das tun, wo ihr Kostennachteil relativ geringer ist (vgl. Weede 2000: 21 ).

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  9. Bestritten werden allgemeine Wohlfahrtsgewinne vor allem von Dependenztheoretikern, die im Freihandel eine Gefahr für die Entwicklungsländer sehen (vgl. etwa Bomschier und Ballmer-Cao 1979; Bomschier 1981a; Dixon and Boswell 1996; Dos Santos 1970; Galtung 1973; Wallerstein 1974 und das Kapitel 5 in dieser Arbeit).

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  10. Es gibt Anomalien in der Werterwartungstheorie, das haben Kahneman and Tversky (1979, 1984), Tversky and Kahneman (1986) und Tversky, Slovic, and Kahneman (1990; vgl. die Sammelbesprechung bei Weede 1992, Kapitel 10) in einer Reihe von Experimenten gezeigt. Zum Beispiel sind die meisten Menschen bei der Entscheidung zwischen verschiedenen gewinnbringenden Optionen risikoscheu, aber risikofreudig, wenn es um die Vermeidung von Verlusten geht. Der eigene Besitz wird hoch bewertet und verteidigt, Verluste werden stärker als Gewinne in gleicher Höhe empfunden. Das Entscheidungsverhalten hängt auch davon ab, wie der Sachverhalt dargeboten wird (ob, um ein geläufiges Beispiel zu strapazieren, das Glas halb voll oder halb leer ist). Sehr niedrige Wahrscheinlichkeiten beeinflussen Entscheidungen: Diese werden entweder vernachlässigt oder iiberberwertet. Schließlich bestimmt auch die Transparenz der Problemlage die Entscheidungsfindung.

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  11. Die Punkte Eins und Zwei implizieren Forderungen, die in Konflikt miteinander geraten können: „Die Machthaber sollten stark genug sein, den Mißbrauch der Freiheit zu unterbinden, aber zu schwach, um selbst eine Bedrohung der Freiheit zu werden“ (Weede 1996b: 47).

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  12. Weede (1992: 208) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die implizite Annahme in dieser Aussage - die optimale Effizienz eines Schichtungssystems für die jeweilige Gesellschaft - weder gehaltvoll und prüfbar ist, noch strenge Tests überleben werde.

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  13. Einkommensungleichheit muß natürlich nicht nur aus falscher Reaktion auf Konsumentenbedürfnisse entstehen. Es ist auch denkbar, dass aufgrund exogener Schocks wie z.B. Naturkatastrophen Einkommensungleichheit entsteht oder vergrößert wird. Wie unten gezeigt werden wird, können auch Verzerrungen des Marktes, wie etwa „Rent-Seeking“ Einkommensungleichheit erhöhen.

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  14. Hayek (1981: 102 ff; vgl. auch Bouillon 1997) weist »soziale Gerechtigkeit« als Legitimierung der Umverteilung zurück: Wegen der spontanen und evolutionären Ordnung des Marktes ist die Bezeichnung »Gerechtigkeit« allein schon ein Kategorienfehler. Von Gerechtigkeit kann nur bei beabsichtigten Ergebnissen von menschlichen Handlungen gesprochen werden, nicht aber bei Umständen, die zwar von Menschen verursacht wurden, hinter denen aber keine Absicht liegt. Alle Akteure auf dem Markt verfolgen ihre eigenen Ziele - nicht aber das Marktergebnis als Ganzes. Das Bruttoinlandsprodukt z.B. ist zwar das Ergebnisse aller Tauschvorgänge - aber es wurde von keinem Akteur bei all seinen durchgeführten Tauschhandlungen ins Kalkül gezogen, es ist »versehentlich« zustande gekommen. Daher macht es auch keinen Sinn, das Marktergebnis moralisch bewerten zu wollen und dann wird soziale Gerechtigkeit als Begründung für eine Umverteilung als Kategorienfehler folgewidrig. Vgl. auch Milton Friedman ( 1976: 212 ).

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  15. Vgl. dazu Weede (2000: 28): „Das ist deutlich mehr Selbstbestimmung als derjenige hat, der vom Wohlwollen eines lokal dominierenden Arbeitgebers, eines Staates, einer Planungsbehörde oder selbst einer mehrheitsdemokratisch geführten Genossenschaft abhängt. Außerdem bedeuten dezentralisierte private Verfügungsrechte, vor allem auch an Produktionsmitteln, dass die Wirtschaft produktiver wird, womit auch die Besitzlosen von steigender Nachfrage der Besitzenden nach Dienstleistungen profitieren können“ (Hervorhebungen übernommen).

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  16. Natürlich wird es auch im Sozialismus Geld als Tauschmittel geben - allerdings können nur Konsumgüter getauscht werden. Die Rolle des Geldes wird also im Sozialismus geringer sein als in der mit Sondereigentum operierenden Marktwirtschaft.

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  17. Wenn die herrschende Klasse aus traditionalistischen Großgrundbesitzern besteht, erübrigt sich die Frage - in westlichen Demokratien aber (die auch Rent-Seeking Gesellschaften sein können und sind), bedarf dies der Erläuterung.

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  18. Rent-Seeking findet sich sowohl in Demokratien wie auch in nicht-demokratischen Systemen, in Industrienationen und in Entwicklungsländern, darauf hat Tullock immer wieder hingewiesen: „Indeed, what is called socialism in much of the backward world is simply an eleborate mechanism for transfrerring rents to friends and close supporters of the dictator“ (Tullock 1993: 22 f; vgl. auch Tullock 1987)

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  19. Für ein Kollektivgut ist wesentlich, dass, wenn einmal bereitgestellt, niemand aus der Gruppe von der Nutzung des Kollektivgutes ausgeschlossen werden kann, ob er nun einen Beitrag zur Bereitstellung des Kollektivgutes geleistet hat oder nicht (vgl. Olson 1992: 14).

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  20. Das Trittbrettfahren beschreibt folgendes Problem: Wenn das Kollektivgut bereitgestellt werden sollte, dann kann niemand aus der Gruppe vom Genuß dieses Gutes ausgeschlossen werden - egal ob er einen Beitrag zur Beschaffung des Gutes geleistet hat oder nicht. In großen Gruppen ist der Beitrag, den der einzelne leisten muss, relativ gering. Der rationale Akteur wird erkennen, dass sein persönlicher Beitrag nicht signifikant zur Bereitstellung des Kollektivgutes beiträgt: Wenn er seinen Beitrag verweigert, alle anderen ihn jedoch leisten, dann wird das Kollektivgut bereitgestellt werden und er kann definitionsgemäß nicht vom Genuß der Kollektivgutes ausgeschlossen werden. Er wird sich seines Beitrages enthalten und hoffen, dass alle anderen ihren Beitrag leisten. Da aber alle (oder zumindest sehr viele) Akteure diesen Gedankengang verfolgen, wird sich jeder seines Beitrages enthalten und das Kollektivgut kann nicht bereitgestellt werden. Das Trittbrettfahrerproblem kann nur durch Zwang bzw. selektive Anreize (die zwischen Beitragszahlern und Verweigerern diskriminieren) gelöst werden. In kleinen Gruppen fällt der einzelne Beitrag in viel höherem Maße ins Gewicht, ebenso ist der persönliche Nutzen am Kollektivgut viel höher, ferner kennen sich i.d.R. die einzelnen Mitglieder untereinander und haben so starke soziale Anreize ihren Beitrag zu leisten - in kleinen Gruppen sollte also die Tendenz zum Trittbrettfahren wesentlich geringer sein.

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  21. Heller, Keefer and McCubbins (1998: 148) drücken das so aus: „Politicians care about how policy affects their bases of support. That is, they care about outcomes - the distribution of income, wealth, or political power in society - and not about policy per se“.

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  22. Posner (1975) liefert zum Beweis ein Gedankenexperiment. Gegeben sei ein Szenario, in dem zehn Firmen um ein durch die Regierung gewährtes Monopol konkurrieren, das fur die erfolgreiche Firma eine Rente im Wert einer Million Dollar verspricht. Jede der Firmen hat dieselbe Chance das Monopol zu erreichen (zehn Prozent), die Firmen sind risikoneutral und die Kosten konstant. Nun investiert jede Firma 100 000 Dollar in den Versuch, das Monopol zu erhalten. Nur eine Firma hat Erfolg - die Rente übersteigt die getätigten Investitionen des Siegers um das vielfache. Aber die Ausgaben der Verlierer sind verschwendet.

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Mehlkop, G. (2002). Marktwirtschaft, Kapitalismus und Freiheit. In: Wirtschaftliche Freiheit, Einkommensungleichheit und physische Lebensqualität. Forschung Soziologie , vol 174. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11857-2_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11857-2_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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