Zusammenfassung
Ende der siebziger Jahre begann ein Demokratisierungs- und Redemokratisierungsprozeß in Lateinamerika, der nach und nach alle militärregierten Länder der Region erfaßte. Dieser Prozeß sollte das Ende für den Autoritarismus bedeuten, der sich seit Mitte der sechziger Jahre so umfassend durchgesetzt hatte, daß schließlich nur noch Costa Rica, Venezuela und Kolumbien demokratisch legitimierte Regierungen besaßen.1 Der Begriff „Redemokratisierung“ wurde bevorzugt für diejenigen Länder Südamerikas verwendet, in denen es schon Perioden demokratischer Regierungssysteme und freier Wahlen gab. Mit dem Begriff „Demokratisierung“ hingegen bezieht man sich auf die politischen Prozesse in den mittelamerikanischen Ländern, in denen — Costa Rica ist hier seit 1948 die rühmliche Ausnahme — Militärregime oder zivil-militärische Regierungen die Regel waren.2
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Literatur
Inzwischen wird davon ausgegangen, daß die meisten der an diesem Prozeß beteiligten Länder den Übergang vom Autoritarismus zur Demokratie schon abgeschlossen haben (siehe Nohlen/rhibaut AB). Gleichzeitig kehrte man in zwei dieser Länder, in Haiti und Peru, schon wieder zu autoritären Regierungen zurück, und in Venezuela, dessen Demokratie bis dato als konsolidiert eingeschätzt wurde, mußten zwei gescheiterte Putschversuche verzeichnet werden.
Vgl. Krumwiede AB: 18–19, der ausführt, daß in Mittelamerika — Costa Rica ausgenommen — nur in Honduras und Guatemala Ansätze von demokratischen Regierungen beobachtet werden konnten.
Siehe u. a. Nohlen 1988 AB: 6–7; Berg-Schlosser AB: 82–83; Williams (Nicaragua): 14–15.
Vgl. Lechner AB: 11–12. Ebenso Cardozo AB und Werz AB: I69ff.
Siehe z. B. Emmerich AB; Nohlen 1988 AB; Nohlen/rhibaut AB: 14ff.; Mols/Wolff AB; Kerbusch AB: 34ff. Hier sollte auf die Befürchtung von Peeler AB: 152–153 und Williams (Nicaragua): 14–15, hingewiesen werden, nach der die Errichtung der Demokratie zu einem Hindernis auf dem Weg zu einer „sozialen Demokatie“ werden kann, da das demokratische System an Konsens und Kompromissen ausgerichtet wird, was die Aufrechterhaltung des status quo begünstigen könnte.
Siehe Dahl AB.
Siehe z. B. Nohlen/rhibaut AB und Mols/Wolff AB.
Siehe Mainwaring AB. Siehe auch Fernândez AB: 72ff., bezüglich der Gründe für das vorherige Desinteresse an Untersuchungen der Regierungsinstitutionen.
Dies ist wahrscheinlich das am meisten untersuchte Thema, geht man davon aus, daß alle lateinamerikanischen Demokratien Präsidialsysteme sind und waren (abgesehen von ein paar Ausnahmen, über deren Charakter keine Einigkeit besteht). Das präsidiale System wurde häufig kritisiert, und man ging so weit, zu behaupten, daß es unvereinbar mit dem Aufbau von demokratischen Systemen in der Region sei (siehe Mainwaring AB: 158), weshalb seine Abschaffung oder Reform zugunsten eines parlamentarischen oder semiparlamentarischen Systems gefordert wurde. Siehe zu den zahlreichen Publikationen über diese Debatte die Sammlungen von Godoy AB, Nohlen/Femandez AB und Lijphart AB sowie die Aufsätze von Mainwaring AB und Thibaut AB.
Vgl. diesbezüglich McDonald/Ruhl AB und Nohlen 1993b) AB.
Siehe zu diesem Thema die verschiedenen Publikationen von IIDH/CAPEL AB.
Siehe Nohlen 1978: 35ff.; Nohlen 1987a): 74ff.
Die Tradition der Manipulation der Wahlen ging durch verschiedene Werke in die Literatur ein. Dabei stehen z.B. „Hundert Jahre Einsamkeit“ und „Die böse Stunde” von Gabriel Garcia Marquez für Kolumbien, „Martin Fierro“ von José Hernandez für Argentinien; „Herencia” von Clorinda Matto de Turner für Peru, etc.
Der costaricanische Autor Aguilar ( 1978b: 160ff.) liefert uns hierzu ein gutes Beispiel, wenn er Auszüge aus einem Buch des Ex-Staatspräsidenten Costa Ricas und Ex-Generalsekretärs des Partido de Liheración Nacional, Luis Albero Monge, zitiert: „1958 gab es, wie wir heute klarstellen müssen, Wahlbetrug zuungunsten der Kandidatur von Francisco Orlich; 1962 gab es Wahlbetrug zuungunsten des Partido de Liberación Nacional und trotz dieses Betruges gewannen wir. Und 1966 schließlich gab es auch Betrug, und das ist die historische Wahrheit, die wir hier nochmals für das Volk von Costa Rica festhalten wollen“. In Anbetracht der Tatsache, daß die costarikanische Wahlorganisation als eine der besten und glaubwürdigsten Lateinamerikas gilt, können wir die folgende Anmerkung Aguilars nur bestätigen: „Der Vorwurf des Wahlbetrugs in Costa Rica hält sich wie eine Tradition, wie ein Trost für die unterlegenen Parteien, um die Bitterkeit der Niederlage besser ertragen zu können`. Die Zitate stammen aus Monges Buch „Para la historia de Liberación Nacional”, Ediciones Victoria Liberacionista, San José, 1970.
Needier ( 1977 AB) stellt beispielsweise fest, daß sich die Präsidentschaftswahlen, die zwischen dem Ende der sechziger und dem Beginn der siebziger Jahre in der Region abgehalten wurden, durch die knappe Differenz zwischen dem Sieger und dem zweiten Mehrheitskandidaten auszeichneten. Auch die dominikanischen Präsidentschaftswahlen wiesen in der letzten Zeit minimale Unterschiede in den Wahlergebnissen auf, was zu ständigen Vorwürfen des Wahlbetrugs und zu schweren Auseinandersetzungen nach den Wahlen geführt hat.
Bezeichnungen far diese Organe sind beispielsweise, wie später noch zu sehen sein wird, „Tribunalen Electorates“, „Consejas Electorates”, „Juntas Electorates“, etc.
In diesem Zusammenhang scheint uns die Aussage Lechners (AB: 15) interessant zu sein, der ausführt, daß die Militärdiktaturen die Intellektuellen lehrten, die politische Dimension hinter den Angelegenheiten zu sehen, die sie bis dahin als rein technisch abgetan hatten.
Siehe z.B. Rauseo AB: 22–23; Charnay AB: 379ff.; Clagett AB: 98ff.; Cazorla AB, passim; Close AB: 68.
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Jaramillo, J. (1994). Einleitung. In: Wahlbehörden in Lateinamerika. Politische Organisation und Repräsentation in Amerika, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11793-3_1
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