Zusammenfassung
Seit 1969 existiert an westdeutschen Universitäten der Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft. Damit wird bereits deutlich, daß es sich hier um einen sehr jungen universitären Studiengang handelt, der der Erziehungswissenschaft zugeordnet ist. Dennoch schien er lange genug existiert und sich soweit konsolidiert und bewährt zu haben, daß ein eben solcher Studiengang nach der politischen Wende in der DDR auch in Ostdeutschland, gerade auch vor dem Hintergrund eines prognostizierten erhöhten Bedarfs an hochqualifiziertem pädagogischen Fachpersonal, eingerichtet wurde. Zu diesem Zeitpunkt konnte die westdeutsche Ausbildung auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Welche Entwicklung der erziehungswissenschaftliche Diplomstudiengang in Westdeutschland genommen hat, von welchen strukturellen und personellen Schwierigkeiten dessen Einführung in Ostdeutschland begleitet wurde und wie sich die Arbeitsmarktlage für Diplom-Pädagoginnen insbesondere auch in den neuen Bundesländern darstellt — diesen Fragen soll im folgenden nachgegangen werden.
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Literatur
Zum anderen sprach sich bspw. Scherpner 1950 für eine akademische Berufsausbildung der leitenden und lehrenden Kräfte in der sozialen Arbeit aus, allerdings mit der Voraussetzung einer vorher langjährigen beruflichen Tätigkeit in diesem Bereich (vgl. Knobel 1992).
Die Rahmenprüfungsordnung sah vor, das Studium in zwei Teile zu gliedern. Während das Grundstudium die Vermittlung allgemeiner Fachgrundlagen zum Inhalt haben sollte, hatte das Hauptstudium die Aufgabe, darauf aufbauend, die praxisfeldspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Für das Hauptstudium waren die fünf Studienrichtungen Schule, Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung, betriebliches Ausbildungswesen und Sonderpädagogik vorgesehen.
Zu fragen wäre hierbei jedoch, wie sich eine derartig hohe Ausbildungsquote sowohl auf die Absorptionsfähigkeit des Arbeitsmarktes als auch auf die Qualität der Lehre auswirkt.
Daneben gab es Seminare zu bestimmten Ritualen im Rahmen des Pionier- und FDJ-Lebens, wie dem Binden des Pionierhalstuches oder dem Ablauf eines Fahnenappells. An den Hochschulen selbst wurden ebenfalls Fahnenappelle durchgeführt.
Von innen konnte man, natürlich neben ihrem Fachwissen, auch erfahren, daß Lehrveranstaltungen keineswegs um 7.25 Uhr beginnen müssen oder daß die angegebene Zahl von Semesterwochenstunden nur als Richtwert fungiert und durchaus zugunsten eines intensiveren Selbststudiums minimiert werden kann.
Dieser Offene Brief, der sich im Besitz der Autorin befindet, ist weder datiert noch persönlich unterzeichnet. Als Verfasser werden angegeben: „Die Angehörigen des Fachbereichs Erziehungswissenschaften”.
Der Wissenschaftsrat war im Zuge der Vorbereitungen der Wiedervereinigung durch die Regierungen von Bund und Ländern dazu aufgefordert worden, die Entwicklung der Hochschulen und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu begutachten. Mit Blick auf die Erziehungswissenschan wurde in diesem Rahmen zunächst nur die Lehrerbildung in Betracht gezogen, nicht jedoch ein möglicher erziehungswissenschaftlicher Diplomstudiengang (vgl. Führ 1993; Krüger/Rauschenbach 1993). Im Februar 1991 besuchte eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates sämtliche Pädagogische Hochschulen und Universitäten in den neuen Bundesländern. Erst durch die direkte Konfrontation mit hier bereits vorliegenden Konzepten für einen Diplompädagogikstudiengang wurde schließlich auch dieses Thema mit in die Empfehlungen aufgenommen. Resümierend stellt der Wissenschaftsrat darin fest, daß aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation ein solches Vorhaben bedenklich sei (vgl. Empfehlungen des Wissenschaftsrates 1991).
Bei ihrer Immatrikulation in den Diplomstudiengang „Freizeit- und Sozialpädagogik” 1990 hatten sich die Studentinnen bereits für eine der Studienrichtungen entschieden, so daß sich die „Freizeitpädagoglnnen” nun genötigt sahen, sich neu zu entscheiden.
D.h., die Fächer der Pädagogischen Hochschulen einschließlich ihrer Fachdidaktiken wurden den affinen Fachwissenschaften der Universitäten zugeordnet (vgl. Bayer/Wildt 1994). Diese Variante war vor allem deshalb günstig, weil die Fächer in der Lehramtsausbildung der Pädagogischen Hochschule auch an der Martin-Luther-Universität existierten.
Diese ablehnende Haltung der potentiellen Arbeitgeber für Diplom-Pädagoginnen wurde auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. Zum einen auf „die reichlich vorhandene Konkurrenz mit anderen geläufigeren Hochschulabschlüssen und mit tariflich billigeren Fach-hochschulabsolventlnnen” und „daß die Anstellungsträger an dieser Entwicklung nicht beteiligt worden waren” (Knobel 1992, S. 14), aber „es ging auch um die Abqualifizierung einer unliebsam gewordenen bildungs- und sozialpolitischen Entwicklung” (Bahnmüller u.a. 1988, S. 35).
Dabei muß jedoch festgehalten werden, daß es sich hier um eine Untersuchung mit einer relativ geringen Stichprobenzahl handelt (310 zurückgesandte Fragebögen) (vgl. Tübinger Arbeitsgruppe Berufsfeldforschung 1981). Zudem besteht gerade bei solchen postalischen Befragungen zur Berufseinmündung die Gefahr, daß Arbeitslose weniger geneigt sind, einen solchen Fragebogen zu bearbeiten. Genauere Zahlen zur Arbeitslosigkeit von Diplom-Pädagoginnen, etwa aus amtlichen Statistiken, existieren zu dieser Zeit jedoch noch nicht.
Dazu zählen auch Absolventinnen mit einem Magisterabschluß oder anderen Examina.
Dieses doch eher positive Bild der Beschäftigungssituation von Diplom-Pädagoginnen wird aber mit Blick auf die Dauer der Arbeitslosigkeit etwas getrübt. Hier wird deutlich, daß zum Erhebungszeitpunkt 1995 fast 1/3 (31 Prozent) der Eraehungswissenschaftlerlnnen ein Jahr und länger arbeitslos waren. Dagegen liegt die Zahl der „Langzeitarbeitslosen” unter allen Universitätsabsolventlnnen bei 27 Prozent (vgl. Bausch/Wiegand 1997, S. 1186).
Für diesen Themenbereich stütze ich mich insbesondere auf die Daten von Rauschenbach und Schilling (1997). Darin enthalten sind Daten aus dem Mikrozensus, der Beschäftigtenstatistik, der Jugendhilfestatistik und eigene Berechnungen von Rauschenbach und Schilling für das Gebiet der alten Bundesländer.
Eine ähnlich hohe Zuwachsrate weist nur noch die Berufsgruppe der Heilpädagoglnnen mit 50 Prozent auf.
Dafür spricht auch die Altersstruktur der beschäftigten Diplom-Pädagoginnen, die 1994 bei einem Anteil der 25–40jährigen von 62,3% und der 40–60jährigen von 37,1% lag. Nur 0,6% der erwerbstätigen Diplom-Pädagoglhnen in der Kinder- und Jugendhilfe sind älter als 60 Jahre, so daß durch das sogenannte „natürliche Ausscheiden” aus dem Erwerbsleben kaum Stellen frei werden, die bereits durch den Vorgänger auf ein akademisches Ausbil-dungsprofil hin zugeschnitten sind.
Berücksichtigt wurden hier nur die Absolventinnen der Studienrichtung Sozialpädagogik, die 93 Prozent der gesamten Studienabgänger ausmachten.
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Grunert, C. (1999). Der erziehungswissenschaftliche Diplomstudiengang und die Arbeitsmarktsituation für Diplom-Pädagoginnen. In: Vom Pionier zum Diplom-Pädagogen. Forschung Erziehungswissenschaft , vol 57. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11780-3_3
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