Zusammenfassung
Es ist wohlbekannt, daß die ethische Frage nach dem geeigneten Umgang der Menschen mit der Natur große Schwierigkeiten für Habermas’ Umarbeitung der Tradition der Kritischen Theorie bereitet. Diese Schwierigkeiten hängen offensichtlich damit zusammen, daß eine gewisse Zurückhaltung bei der Behandlung des philosophischen Problems der Natur im allgemeinen einen der größten Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Generation der Frankfurter Schule ausmacht. In den Arbeiten Adornos und Marcuses z.B. besteht ein sehr enges, obgleich undurchsichtiges Verhältnis zwischen den Formen der Unterdrückung und Ausbeutung, die die Geschichte der Klassengesellschaften charakterisieren, und der rücksichtslosen Beherrschung und Verwüstung der äußeren Natur, die ihren Gipfel in der heutigen, technologischen Gesellschaft erreichen. In einer seiner letzten Veröffentlichungen, Konterrevolution und Revolte, hat Marcuse nochmals versucht, die Idee einer „Befreiung der Natur” als unentbehrliche Vorbedingung der Befreiung der Gesellschaft plausibel zu machen. Die Menschen haben, laut Marcuse, ihren sinnlichen Kontakt mit den „wahren Formen der in der bestehenden Wirklichkeit verzerrten und verneinten Dinge verloren”; und ein qualitativer Bruch mit der repressiven modernen Gesellschaft wäre nur dann möglich, wenn man die objektiven Qualitäten der Natur, „die für die Steigerung und Erfüllung des Lebens wesentlich sind”, nach der Abschaffung der instrumentalistischen Vergewaltigung der Natur zum Vorschein bringen könnte.1
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Literatur
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Dews, P. (1994). Lebenswelt, Metaphysik und Naturethik bei Habermas. In: Zierhofer, W., Steiner, D. (eds) Vernunft angesichts der Umweltzerstörung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11746-9_6
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