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Offene Fragen der Wiedergutmachung

Entschädigungsforderungen von Verfolgten des Nationalsozialismus als politischer Diskurs

  • Chapter
Vergangenheitsbewältigung am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts

Part of the book series: Leviathan Sonderhefte ((LSOND,volume 18))

  • 398 Accesses

Zusammenfassung

Der folgende Beitrag geht der Frage nach, wo im Bereich der sogenannten Wiedergutmachung für Verfolgte des Nationalsozialismus noch aktueller Regelungsund Entscheidungsbedarf besteht.1 Dabei konzentrieren sich die Ausführungen ganz auf den Bereich der materiellen Entschädigungen; die juristische Rehabilitierung, die ein eigenes umfangreiches und kompliziertes Kapitel bildet, kann hier nicht berücksichtigt werden. Die Aufgabe, den Umfang der ‚offenen Fragen‘ zu bestimmen, wirft große methodische Schwierigkeiten auf: Ein erster, eher theoretischer Weg wäre, von der Gesamtzahl der durch nationalsozialistische Verfolgung geschädigten Personen auszugehen — Schätzungen sprechen hier von wenigstens 20 Millionen Menschen.2 Das Ausmaß der ‚offenen Fragen‘ ließe sich dann als Differenz zu den bereits geregelten berechnen. Ein anderer, praktikablerer Weg könnte hingegen darin bestehen, von den aktuell artikulierten Forderungen auszugehen, die vor allem von Interessenvertretungen der NS-Verfolgten erhoben werden und sich auf die noch lebenden, mittlerweile hochbetagten Opfer beziehen. So leben heute noch etwa 200.000 jüdische Überlebende des Holocaust in aller Welt, von denen eine große Zahl bis heute keine materielle Entschädigung erhalten hat.3

Das Manuskript wurde im Mai 1998 abgeschlossen. Die seitdem eingetretenen neuen Entwicklungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden.

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Literatur

  1. Der Begriff „Wiedergutmachung“ ist insofern natürlich problematisch, als er die Vorstellung transportiert, das dem Vorgang zugrundeliegende Geschehen ließe sich rückgängig machen. Doch soll er hier als eingeführter Terminus technicus verwendet werden, sofern nicht präzisere Begriffe verfügbar sind.

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Goschler, C. (1998). Offene Fragen der Wiedergutmachung. In: König, H., Kohlstruck, M., Wöll, A. (eds) Vergangenheitsbewältigung am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Leviathan Sonderhefte, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11730-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11730-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13156-6

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