Zusammenfassung
Unter den Begriff „Jugendgewalt“ werden umgangssprachlich Tatbestände subsumiert, die von Schulhofrempeleien bis zu Raub und rechtsextremistischen Terror reichen. Aber nicht nur in der Alltagsverwendung bleibt der Begriff diffus, auch bei wissenschaftlichen Untersuchungen können die benutzten Definitionen von Gewalt erheblich voneinander abweichen. Willems (1993) differenziert folgende Auffassungen:
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1.
den restriktiven Gewaltbegriff, der die (intendierte) physische Einwirkung auf andere bezeichnet, wobei zuweilen auch die Drohung mit physischem Zwang hinzugezogen wird (dieser Gewaltbegriff bezieht sich auf gut beobachtbares Handeln und ist so der wissenschaftlichen Analyse leicht zugänglich),
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2.
den um psychische Gewalt erweiterten Gewaltbegriff, der über physische Einwirkung hinaus beispielsweise auch Beleidigungen oder Verachtung als Gewalt definiert (ob derartige Verhaltensweisen als Gewalt anzusehen sind, wird interindividuell und in Abhängigkeit vom Sozialisations-kontext sehr unterschiedlich beurteilt, was die Untersuchung psychischer Gewalt erschwert), und
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Sturzbecher, D., Tausendteufel, H. (2003). Gewalt unter Jugendlichen — Trends und Ursachen. In: Andresen, S., Bock, K., Brumlik, M., Otto, HU., Schmidt, M., Sturzbecher, D. (eds) Vereintes Deutschland — geteilte Jugend. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11725-4_13
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