Zusammenfassung
Ein Argumentationsverlauf, der sich der Etablierung und Diskussion tragfähiger Parameter einer medienhistorischen Modellation verschrieben hat, kann natürlich nicht umhin, sich auch der gegenwärtigen Situation der sogenannten „Medienlandschaft“ zuzuwenden. Doch stößt man hierbei — vielleicht mehr als je zuvor in der Geschichte — auf gravierende methodische Probleme, die aber wiederum nur Reflex eben jener historischen Dynamik sind, deren vorläufigen Kulminationspunkt wir gegenwärtig miterleben: Es geht einfach alles viel zu schnell vonstatten, als daß noch Zeit bliebe, sich auf die akuten Phänomene reflektierend einzulassen. Denn die jüngste Mediengeschichte definiert sich zuvorderst über das rasante Tempo, mit dem bestehende Dispositive umgewertet oder gar entwertet werden, und durch die immense Frequenz, in der neue Artefakte auf den Markt kommen, modifiziert, in ihrer Leistungsfähigkeit verbessert, mit bestehenden Systemen verschaltet und in noch größere, noch schnellere, leistungsstärkere Meta-Systeme integriert werden. Der Medien-Markt ist längst unüberschaubar geworden, und nur ausgewiesene Experten sind noch in der Lage, dem Stakkato der Up-Dates und Innovationen halbwegs folgen zu können. Doch droht nicht nur der durchschnittliche Mediennutzer in diesem Strudel unterzugehen oder sich im Getümmel der damit einhergehenden Neologismen zu verlieren. Auch die diskursive Erkenntnisbemühung stößt hier rasch an die Problematik, wie sie den sich überschlagenden Innovationen konzeptuell überhaupt noch folgen können soll. Insofern scheinen sich die oben ausgeführten Erfahrungen aus dem Zeitalter der Französischen Revolution in noch krasserer Form noch einmal zu wiederholen: Geschichte — und das heißt eben immer auch: Medialisierungs-Geschichte — als Uneinholbares.
„Auch erhoffte man sich damals Aufschluß über die Grundgeheimnisse der Menschheit den Ursprung der Bibliothek und der Zeit. Wahrscheinlich lassen sich diese gewichtigen Mysterien in Worten erläutern; wenn die Sprache der Philosophen nicht ausreicht, wird die Bibliothek die unerhörte Sprache, die dazu erforderlich ist, hervorgebracht haben, sowie die Wörterbücher und Grammatiken dieser Sprache.“
Jorge Luis Borges (1944)
„Die Dinge sich räumlich und menschlich ‚näherzubringen‘ ist ein genau so leidenschaftliches Anliegen der gegenwärtigen Massen, wie es ihre Tendenz einer Oberwindung des Einmaligen jeder Gegebenheit durch die Aufnahme von deren Reproduktion ist. Tagtäglich macht sich unabweisbarer das Bedürfnis geltend, des Gegenstands aus nächster Nähe im Bild, vielmehr im Abbild, in der Reproduktion, habhaft zu werden. [...] Im Endeffekt sind die mechanischen Reproduktionsmethoden eine Verkleinerungstechnik.“
Walter Benjamin (1931/1936)
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References
R.Sennett: Die Tyrannei der Intimität. Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Frankfurt/M. 1986.
Chr. Asendorf: Ströme und Strahlen. Das langsame Verschwinden der Materie um 1900. Gießen 1989; S.164. Zitate nach: E. Gombrich: Aby Warburg — Eine intellektuelle Biographie. Frankfurt/M. 1981, S. 302 f. und S. 382.
Asendorf, Ströme und Strahlen, S. 164.
P. Valéry: Die Eroberung der Allgegenwärtigkeit. In: Ders.: Über Kunst. Frankfurt/M. 1973, S. 46. Siehe auch: Asendorf, Ströme und Strahlen, S. 165.
Sloterdijk, Eurotaoismus, S. 286 Anmerkung.
D. de Kerckhove: Masse, Geschwindigkeit und Tiefe. In: Interface 1. Elektronische Medien und künstlerische Kreativität. Hrsg. von K.P. Dencker. Baden-Baden/Hamburg 1992, S. 16 f. Der Verfasser muß bekennen, daß derartige, leider nicht singulären Realsatiren ihn relativ rat-und sprachlos zurücklassen Es mag aber daran liegen, daß ich mich immer noch weigere, der schon häufiger geäußerten Vermutung Glauben zu schenken, es handele sich bei einer ganzen Anzahl der Computer-“Philosophen” in Wahrheit um eine verdeckt operierende Gruppe von Dadaisten. Doch will mir angesichts dieser kruden Mischung aus Technik-Fetischismus, erzreaktionärem Gedankengut und heuchlerischem Sozialutopismus selbst das Lachen etwas im Halse stecken bleiben.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 17.
Demgegenüber hat einer der weitaus nachdenklicheren Theoretiker der digitalen Kultur, Florian Rötzer, in einem Vortrag anläßlich der Siegener Medientage 1992 daran erinnert, daß man vielleicht erst gefragt werden möchte, ob man denn überhaupt vernetzt und interaktiv sein will. Es steht zu mutmaßen, daß den Apologeten der digitalen „Erregung“ solch ein Ansinnen bestenfalls befremdlich vorkommen muß.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 68 f.
Der wohl bekannteste Beitrag zum Diskurs über die Posthistoire stammt von F. Fukuyama: Das Ende der Geschichte. Frankfurt/M. 1992.
Sloterdijk, Eurotaoismus, S. 276.
Thomsen, Aufbruch in die Neunziger, S. B.
Vgl. hierzu: V.Flusser: Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen 1985.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 61.
Picard, Schweigen, S. 147.
Angesichts gewisser Gefahren und Unwägbarkeiten des realen Tourismus heutzutage muß die Aussicht auf „virtuelles Reisen“ um so verlockender erscheinen und bis die Technik so weit ist, dies Versprechen vollends einlösen zu können, vermag der Nachbau beispielsweise der ägyptischen Pyramiden innerhalb von Entertainment-Parks und Hotel-Komplexen wenigstens ein gewisses Surrogat zu liefern.
Vgl. hierzu: E. Beck-Gemsheim: Liebe, Ehe, Scheidung. In: Thomsen, Aufbruch in die Neunziger, S. 42–63.
K. Schmahl: Industrielle Zeitstruktur und technisierte Lebensweise. In: R. Zoll (Hrsg.): Zerstö448 Vgl. nochmals: Picard, Schweigen, S. 145.
Böhnke, Krisenhafte Zeiterfahrung, S. 101.
H.von Kleist, zit. nach: G. Pickerodt: Heinrich von Kleist. Der Widerstreit zwischen Mechanik und Organik in Kunsttheorie und Werkstruktur. In: MöbiusBerns, Mechanik in den Künsten, S. 158.
Vgl. hierzu: B. Netzerz Daten her, sonst knallt’s. In: DIE ZEIT Nr. 8 vom 17.2.95, S. 82; sowie: D.Borchers: Redeschlacht ohne Pardon. In: DIE ZEIT Nr. 3 vom 13.1. 95, S. 74.
Nachzulesen etwa bei: Flichy, Tele, S. 39–59.
I.Chappe, Zit. nach: A.a.O., S. 55.
Vgl. hierzu: A.a.O., S. 57.
Asendorf, Ströme und Strahlen, S. 58 f./64.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 100.
Vgl. hierzu: Luhmann, Soziale Systeme, S. 58 ff.; sowie: N. Wiener: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine. Düsseldorf/Wien 1992.
Zit. nach: Flichy, Tele, S. 56.
Vgl. hierzu: A.a.O., S. 69–76.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 202.
Asendorf, Ströme und Strahlen, S. 58.
Flichy, Tele, S. 56 f.
Vgl. hierzu: A.a.O., S. 60.
In der „splendid isolation“ Großbritanniens dauerte es gar bis zum Jahre 1865, bis das existierende Netz als zu grobmaschig (!) erkannt und daraufhin ausgebaut wurde. Im geopolitischen Sonderfall Deutschland existierte ein Telegraphennetz sogar schon vor der Realisation einer politischen Einheit des Landes. Siehe hierzu: Flichy, Tele, S. 73 u. 94.
M.Chevalier, zit. nach: A.a.O., S. 92.
H. Casson, zit. nach: A.a.O., S. 146.
F. Kittler: Gleichschaltungen. Über Normen und Standards der elektronischen Kommunikation. In: Dencker, Interface 1, S. 175.
Flichy, Tele, S. 159.
Vgl. hierzu: Gendolla, Zeit, S. 78.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 14.
Gendolla, Zeit, S. 76.
Zielinski, Audiovisionen, S. 135.
Die Tatsache, daß die technischen Möglichkeiten des Fernsehens schon vor dem Film entwikkelt worden waren, es aber dennoch bis in die Mitte des Jahrhunderts dauerte, bis das TV-Dispositiv sich formieren konnte, ist zweifellos ein besonders prominentes Beispiel fir jene erwähnten „Reibungsverluste“ bei der Durchsetzung medialer Systeme.
Vgl. hierzu: Zielinski, Audiovisionen, S. 175–211.
I. Schneider: Hybridkultur. Eine Spurensuche. In: Thomsen, Hybridkultur, S. 11.
Vgl. hierzu: Bernal, Science in History, Bd. 2, S. 356–499.
Vgl. hierzu: A.a.O., S. 371.
Vgl. hierzu: M. Heidelberger/S. Thiessen: Natur und Erfahrung. Von der mittelalterlichen zur neuzeitlichen Naturwissenschaft. Reinbek bei Hamburg 1981, S. 251 f.
Vgl. hierzu: E.von Sansonow: Leben und Tod der Natur. Überlegungen zur Mechanik da Vin-cis. In: Rötzer, Digitaler Schein, S. 419–434.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 52.
Vgl. vom Verfasser: Bühnenkonzepte der Moderne. Aspekte der Theater-und Tanzreformen zur Zeit Oskar Schlemmers. In: Tanzdrama Magazin. Heft 27, 4.Quartal 1994, S. 8–16.
Vgl. hierzu etwa die Beiträge in: F. Rötzer (Hrsg.): Ästhetik des Immateriellen? Zum Verhältnis von Kunst und Neuen Technologien. 2 Teile. In: Kunstforum International. Bde. 97 und 98, Nov./Dez. 1988 und Jan./Feb. 1989.
Vgl. hierzu: H.Szeemann (Hrsg.): Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Ausstellungskatalog, Aarau/Frankfurt/M. 1983.
Vgl. hierzu: McLuhan, Magische Kanäle, S. 64. Überhaupt macht McLuhan auf das grundsätzlich hybride Moment der Medien aufmerksam, (S. 66) was allerdings teilweise in Widerspruch zu seiner These vom segmentierenden Charakter einzelner Medien gerät.
Filmische Temporalstrukturen und Gestaltungsprinzipien prägten schon die Inszenierungen der frühen Bühnenmoderne, zeichnen aber auch die formalen Innovationen zeitgenössischer Theateravantgardisten wie Pina Bausch, Wim Vanderckeybus oder Robert Wilson weiterhin aus. Vgl. hierzu im einzelnen: Chr.W.Thomsen: Robert Wilsons Bilder. In: TheaterZeitSchrift. Heft 20, Sommer 1987, S. 43–60; ders.: Robert Wilsons Inszenierungen Im Kontext des Theaters der 80er Jahre. In: Ders., Aufbruch in die Neunziger, S. 191–226; sowie: G. Brandstetter: Intervalle. Raum, Zeit und Körper im Tanz des 20. Jahrhunderts. In: M. Bergelt/H. Völckers (Hrsg.): Zeit-Räume. Zeiträume—Raumzeiten—Zeitträume. München/Wien 1991, S. 225–269.
Die nachfolgenden Passagen greifen Gedanken des Verfasssers auf, die er zuvor bereits an anderer Stelle vorgelegt hat unter dem Titel: Mendels elektronische Kinder. Anmerkungen zur Hybridkultur. In: Thomsen, Hybridkultur, S. 77–86.
Chr.W. Thomsen: Zu Möglichkeiten medialer Narrativik hybrider Architekturen. In: Ders., Hybridkultur, S. 48.
F. Thomsen: Ticker am Ann. Die Uhr wird geschwätzig: Meldungen am Handgelenk. In: DIE ZEIT Nr.27 vom 30.6. 95, S. 49.
Vgl. hierzu: H. Bredekamp: Mimesis, grundlos. In: Kunstforum International, Band 114: Imitation und Mimesis. Hrsg. von H.U.Reck. Juli/Aug. 1991, S. 278–288.
D. de Kerckhove: Wir kehren in die Nicht-Unterscheidbarkeit zwischen dem Selbst und dem Anderen zurück. Ein Gespräch mit Florian Rötzer. In: Kunstforum International, Band 110: Pläne—Projekte—Perspektiven. Hrsg. von J.Raap. Nov./Dez. 1990, S. 106–107.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 165.
Zur Figuration mythischer Regression vgl. die ausgezeichneten Überblicksdarstellungen von: M. Frank: Der kommende Gott. Vorlesungen Ober die Neue Mythologie. Frankfurt/M. 1982; sowie von: K. Hübner: Die Wahrheit des Mythos. München 1985. Eine interessante Parallele zwischen Mythen, Regressivität und Medienkultur zieht: H. Heuermann: Medienkultur und Mythen. Regressive Tendenzen im Fortschritt der Moderne. Reinbek bei Hamburg 1994.
H.U. Reck: Der Streit der Kunstgattungen im Kontext der Entwicklung neuer Medientechnologien. In: Dencker, Interface 1, S. 124.
Reck, Streit der Kunstgattungen, S. 125. Hervorhebungen von mir, d. V.
Vgl. hierzu: Dadek, Filmmedium, v.a. S. 240–282.
Vgl. hierzu den schon erwähnten Aufsatz von Sobchack, Scene of the Screen. Es ist ohne Zweifel kein Zufall, daß far Differenzbildungen zwischen filmischem „Realismus“ und digitalem „Hyperealismus” mit Siegfried Kracauer immer gerade jener Filmtheoretiker als Bezugsgröße herhalten muß, dessen Realismus-Konzeption schon dem zeitgenössischen methodischen Standard in keiner Weise mehr gerecht wurde.
P. Weibel, in: Kunstforum International, Band 108: Aktuelles Denken. Hrsg. von G.J. Lischka. Juni/Juli 1990, S. 137.
P. Weibel: Zur Geschichte und Ästhetik der digitalen Kunst. Supplementband Ars Electronics, Linz 8.-14. September 1984, S. 5.
Wie selbst ein Radikal-Konstruktivist wie Siegfried J. Schmidt inzwischen zugeben muß Siehe: Kognitive Autonomie, S. 284.
J.F.Lyotard: Beantwortung der Frage: Was ist postmodern? In: Ders.: Postmodeme für Kinder. Wien 1987, S. 22.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 47 f.
Ähnlich argumentiert Manfred Frank: „Im Grunde ist das die Grundeinsicht der gesamten nachhegelianischen Philosophie von Schelling, Kierkegaard, Marx über Nietzsche bis hin zu Heidegger, Sartre und Gadamer. […] Der accord minimal all dieser Ansätze […] ist der Standpunkt, daß es nicht möglich sei, unsere Welt von einem archimedischen Ort aus zu interpretieren.“ In: M.Frank: Was ist Neostrukturalismus? Frankfurt/M. 1983, S. 116.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 13.
Bekanntlich gibt es ja auch genügend Zuschauer, die nicht begreifen können, daß die per TV ausgestrahlten Wrestling-Kämpfe durch und durch inszeniert sind.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 54.
D. Kamper: Mimesis und Simulation. Von den Körpern zu den Maschinen. In: Imitation und Mimesis, S. 86.
Das Verb „simulieren“ ist eine Ableitung von lat. „similis” „ähnlich“ (!), wie auch die substantivische Ableitung „Simulator” vom Duden definiert wird als ein „Gerät, Anlage zur modellhaften Nachahmung wirklichkeitsgetreuer Vorgänge“. (Duden, Herkunftswörterbuch, S. 674, Hervorhebungen von mir, d.V.)
B. Recki: Mimesis: Nachahmung der Natur. Kleine Apologie eines mißverstandenen Leitbegriffs. In: Imitation und Mimesis, S. 116–126; sowie: J. Zimmermann: Mimesis im Spiegel: Spekulative Horizonte des Selbstporträts. In: Imitation und Mimesis, S. 106–115.
Zimmermann, Mimesis im Spiegel, S. 107.
Es erscheint in der Tat fraglich, ob Recki und Zimmermann in ihrem Blick auf Platon nicht zu stark durch neoplatonistische Lesarten voreingenommen sind, ersterem also bereits unterstellen, was durch letzteres erst in den Diskurs.eingefithrt werden sollte. Doch ist diese Frage — letztlich nämlich die Frage nach der tatsächlichen Urheberschaft dieses Diskurses — fitr unseren Zusammenhang weniger relevant als die konkrete Wirkungsgeschichte einer solchen Dichotomisierung.
Paradoxerweise wird heute aber mit „virtueller Realität“ gerade eine Figuration von Bildlichkeit kategorisiert, von der zugleich vorausgesetzt wird, daß sie ebendiese Virtualität des Bildlichen negiert, abschneidet, auf jeden Fall verkümmern läßt.
Zimmermann, Mimesis im Spiegel, S. 11.
Siehe die berühmte Interpretation Lyotards zu Newmans „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue?“ als Figuration des Erhabenen, abgedruckt u.a. in: J.F. Lyotard: Philosophie und Malerei im Zeitalter ihres Experimentierens. Berlin 1986.
Schmitz, Kunst und Wissenschaft, v.a. S. 424–446.
Vgl. hierzu: St. Kohl: Realismus. Theorie und Geschichte. München 1977; sowie E. Auerbach: Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur. Bern 1946.
H.Cohen, zit. n.: E.Schmiederer: Aarons bunte Welt. In: DIE ZEIT Nr. 23 vom 2.6. 95, S. 82.
Inwieweit dies wiederum von den einzelnen Künstlern dann doch wieder mitgetragen oder gar kräftig initiiert wurde, sei hier einmal dahingestellt. Auf jeden Fall wäre hierbei zwischen der Nüchternheit eines Duchamp, dem Kalkül eines Warhol und der Selbststilisierung eines Beuys zum modernen Schamanen noch genauer zu differenzieren.
J. Fol: Fragen an den Benutzer von numerischen Technologien, die aktuelle Kunst schaffen oder an ihr teilnehmen wollen. In: Rötzer, Digitaler Schein, S. 570–579.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 12.
Vgl. hierzu: M. Dworschak: Wie kam Rembrandt in den Rechner? In: ZEIT-Magazin Nr.12 vom 7.3. 95, S. 10–16.
Vgl.: Leroi-Gourhan, Hand und Wort; sowie: W. Ong: Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes. Opladen 1987; und: P.Zumthor: La lettre et la voix. Paris 1987.
Vgl. hierzu: Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S. 323 ff.
Vgl. hierzu: Gendolla, Zeit, S. 23.
Vgl. hierzu: Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S. 325.
Gendolla, Zeit, S. 24 f.
J. Assmann: Schrift, Tod und Identität. In: A. Assmann/Chr. Jan-Hardmeier: Schrift und Gedächtnis. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation I. München 1983, S. 65.
Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S. 325.
Erst unlängst ist wieder mit dem „Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland“ ein mehrtausendseitiges Werk erschienen, das allein der Erfassung der historischen Buchbe-stände in den deutschen Bibliotheken verschrieben ist Vgl.: K.Garber: Eine Schatzkarte fier das Bücherreich. In: DIE ZEIT Nr.10 vom 3.3.95, S. 80. Zum Projekt einer „virtuellen” Nationalbibliothek, der „Sammlung deutscher Drucke“ vgl: Chr. Siemens: Die unendliche Bücherei. In: DIE ZEIT Nr. 31 vom 29.7.94, S.41.
H.Lengenfelde (Hrsg.): World Guide to Libraries. München/New York, 91989.
Heuermann, Medienkultur und Mythen, S. 281.
Vgl. hierzu: K.-H. Weimann: Bibliotheksgeschichte: Lehrbuch zur Entwicklung und Topographie des Bibliothekswesens. München 1975, S. 67.
Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S. 331.
N.Postman, zit. nach: Heuennann, Medienkultur und Mythen, S. 282/302.
Schmidt, Kognitive Autonomie, S. 276 f.
Die wichtigsten Texte von Borges sind versammelt unter dem Titel: Fiktionen. Erzählungen. Hrsg. von G. Haefs und F. Arnold. Frankfurt/M. 1994.
Baudrillard, Simulakra, S. 7.
In: Borges, Fiktionen, S. 67–77.
Der immerwährende Wunsch nach dem ganzen Weltwissen komprimiert in einem Medium scheint gerade durch die CD-ROM-Technologie noch einmal ungeahnten Auftrieb erhalten zu haben. Vgl. etwa: D.E. Zimmer: Das Weltwissen als Scheibe. In: DIE ZEIT Nr.14 vom 31.3. 95, S. 102.
Borges, Bibliothek von Babel, S. 70/73 f.
In Borges’ Erzählung spielen bezeichnenderweise Bücher, in denen die Zukunft bereits niedergeschrieben ist, eine besonders wichtige Rolle fiir die Menschen, die in der Bibliothek leben.
Chr. Drôsser: Ein verhängnisvolles Erbe. In: DIE ZEIT Nr.26 vom 23.6. 95, S. 66.
Heuennann, Medienkultur und Mythen, S. 281.
Vgl. hierzu: P.P.Kubitz: Sammeln statt Löschen. In: DIE ZEIT Nr.26 vom 23.6. 95, S. 49.
Siehe die autoreflexive Ironisierung des „Bücher-“, „Wissens-” und „Sammelwahns“ in Flauberts Romanen und Erzählungen, etwa in: Bouvard und Pécuchet. Eingel. von A. Fabri. Düsseldorf 1957; Ders.: Wörterbuch der Gemeinplätze. Gefolgt vom Katalog der schicken Ideen. Übers. u. eingel. von D. Müldner. München 1968; und: Ders.: Bücherwahn. In: H. Marquardt (Hrsg.): Bücherwahn. 3 Erzählungen. Nodier—Flaubert—Asselineau. Berlin 1975.
Gendolla, Zeit, S. 12. — Auch diese Strukturlogik der Selbstdifferenzierung läßt sich anhand einer Erzählung von Borges auf so amüsante wie eindrucksvolle Weise studieren: Ein mutmaßliches Erratum in einer Enzyklopädie „gebiert“ eine unendliche Menge an Referenzliteratur zu einem nie existenten Reich namens „Tlön”, bis schließlich die Grenzen zwischen der Realität selbst und jenem „Tlön“ immer hinfälliger werden: „Auf Tlön verdoppeln sich die Dinge”, lautet die ironische Wendung, die Borges filr diese paradoxe Dynamik findet. (Borges, Fiktionen, S. 29.)
Baudrillard, Simulakra, S. 23.
Vgl. hierzu: Schmidt, Kognitive Autonomie, S. 268–278.
Zur filmischen Selbstreflexivität und dem diesbezüglichen Stellenwert der Remakes und Genrezitate vgl. vom Verfasser: Zwischen Selbstreflexivität und Selbstreferentialität. eberlegungen zur Asthetik des Selbstbezüglichen als filmischer Modernität. In: Film und Kritik. Hrsg.von F. Amann, J. Keiper u. S. Kaltenecker. Heft 2: „Selbstreflexivität im Film“, Frankfurt/M. 1994. S. 23–38. Die nachfolgenden Passagen greifen z.T. auf diesen Text zurück.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 45.
Kirchmann, Zwischen Selbstreflexivität und Selbstreferentialität, S. 28 ff.
Da sich in jedem medialen Produkt verschiedenste Aspekte bündeln, ist eine Selbstthematisierung aller Konstituenten höchst unwahrscheinlich.
Zimmermann, Mimesis im Spiegel, S. 106.
R.Konersmann: „Befremdliche Wohlbekanntheit“. Zur Kulturgeschichte des Spiegelbildes. In: Neue Rundschau. Heft 1/1988, S. 123.
Wobei hier sicher noch weiter zu differenzieren wäre zwischen eher ästhetizistisch, dekonstruktivistisch, konstruktivistisch oder aufklärerisch geprägten Formen der Selbstreferentialität. Vgl. meine diesbezüglichen Überlegungen in: Zwischen Selbstreflexivität und Selbstreferentialität, S. 31f
Konnte man z.B. Jean-Luc Godards „A bout de souffle“ nur goutieren, wenn man die formale wie dramaturgische Revision des Film Noir auch als solche erkannte, ist derartige Kenntnis der Filmgeschichte Mr die Rezeption des Remakes „Breathless” vollkommen irrelevant.
Gleichwohl ist die Geschichte der medialen Artefakte des 20.Jahrhunderts zu großen Teilen von einer Leugnung dieses Tatbestandes zugunsten einer positivistischen Akklamation von Abbildrealismus und Außenbezüglichkeit geprägt. Man denke nur an die lange Debatte um den Realismusgehalt der Fotografie und des Films, oder auch an den notorischen Duktus des Fernsehens, seine Konstruktionen als Dokumentationen von Realität auszugeben.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 60.
Vgl. hierzu: Baudrillard, Simulakra, S. 47.
Aa.O., S. 12. Nichtsdestotrotz bleibt die Rede von der allgegenwärtigen Simulation, der man aus theoretischer Perspektive zweifellos zustimmen muß, in einer unüberbrückbaren Spannung zu den konkreten Erfahrungsmustem und Funktionalismen der lebensweltlichen Alltagspraxis begriffen. Um ein Bonmot Woody Allens aufzugreifen, bleibt die Realität nach wie vor „der einzige Ort, an dem man ein anständiges Steak bekommen kann“. Die Rolle, die Simulations-und Selbstreferentialitäts-Modelle innerhalb einer künftigen Medientheorie werden einnehmen können, dürfte stark davon abhängen, inwieweit gerade diese paradoxe Situation durch sie theoretisch abgebildet und eingeholt werden kann.
Inzwischen soll die „Fan-Gemeinde“ derartiger Machwerke noch genauer differenzieren zwischen „Mondo-Videos” (Dokumentaraufnahmen im angesprochenen Sinne) und „Snuff-Videos“ als solchen, wobei letztere sich (angeblich) dadurch „auszeichnen” sollen, daß hierfür eigens Menschen vor laufender Kamera ermordet werden!? Ich kann mich erinnern, noch zu Studienzeiten von einem Kommillitonen von der Existenz gewisser „Etablissements“ in New York erzählt bekommen zu haben, wo man gegen horrende Beträge der Exekution von Obdachlosen auf offener Bühne beiwohnen könne… Bleibt nur zu hoffen, daß derartige Schauerlichkeiten der überbordenden Phantasie der Berichterstatter entsprungen ist, oder daß diese einer besonders obszönen Illusionierung anheimgefallen sind.
Chr.Türcke: Die Sensations-Gesellschaft. In: DIE ZEIT, Nr. 35 vom 26.8.94, S. 32. — Wirft das hier Skizzierte aber nicht zugleich ein makaberes Licht zurück auf die Traditionslinie radikaler Entwürfe in Kunsttheorie und -praxis des 20. Jahrhunderts, die von Artauds „Theater der Grausamkeit“ bis zu den „Mysterienspielen” der Wiener Aktionisten genau diesen Erfahrungsmodus des Körpereigenen als Heilmittel gegen den Zivilisationsverdruß empfehlen (und praktizieren) zu müssen glaubten?
Dies soll — dies mag ein gewisser Trost sein — letztlich für eine beträchtliche Anzahl der „echten“ Tötungsvideos nicht minder gelten. Zumindest der geschulte Seher soll letztlich die Mehrzahl dieser Szenen doch als inszenierte enttarnen können. Der Verfasser bittet um Nachsicht dafür, daß er selber sich zu einer derartigen Materialprüfung nicht durchringen mochte.
P. Virilio: Die Sehmaschine. Berlin 1989, S. 41.
Baudrillard, Simulakra, S. 48.
Picard, Schweigen, S. 145.
A.a.O., S. 142 f. Zur Vorwegnahme der Simulationstheorie in älteren Überlegungen zur Radio-oder Fernsehtheorie vgl. erneut auch G. Anders: „Wenn das Ereignis in seiner Reproduktionsform sozial wichtiger wird als in seiner Originalform, dann muß das Original sich nach seiner Reproduktion richten, das Ereignis also zur bloßen Matrize seiner Reproduktion werden. […] Die Tagesereignisse müssen ihren Kopien zuvorkommend nachkommen.“ (Anders, Welt als Phantom und Matrize, S. 111 u. 190.)
Baudrillard, Simulakra, S. 46.
Picard, Schweigen, S. 130. Muß nicht auch ein Forscher des nächsten Jahrhunderts, dem etwa Baudrillards Werke als Quelle dienen, geradezu zwangsläufig zu dem (Fehl-)Schluß kommen, daß erst um 1980 die neuzeitliche Verdichtung zu rein selbstreferentiellen Formen begonnen habe und daß zuvor die Medien noch brav die Realität abgebildet hätten?
Benjamin, Kunstwerk, S. 16 Anmerkung.
Widerspruchsfrei ist Benjamins Denkgebäude diesbezüglich ohnehin nicht; man denke an seine Versuche, in der frühen Photographie doch wieder Spuren des Auratischen aufzufinden. (Kunstwerk, S. 55–57.)
Asendorf, Ströme und Strahlen, S. 150.
Benjamin, Kunstwerk, S. 15.
Wie jüngere Forschungen ergeben haben, ist Benjamins Denken ja überhaupt weitaus mehr, als sein revolutionärer Impetus zunächst vermuten ließe, von jüdisch-christlichen Axiomen beeinflußt. Vgl.: N.Bolz/W.van Reijen: Walter Benjamin. Frankfurt/M. et al. 1991, S. 31–40.
Gendolla, Zeit, S. 88.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 62.
Aus der inzwischen schier unendlichen Menge an Literatur sei hierfür stellvertretend das Werk Dietmar Kampers und Christoph Wulfs genannt. Neben den schon erwähnten „Transfigurationen des Körpers“ und „Wiederkehr des Körpers” siehe auch: Dies. (Hrsg.): Vom Schwinden der Sinne. Frankfitrt/M. 1984, sowie: D. Kamper/V. Rittner (Hrsg.): Zur Geschichte des Körpers. München 1976. Als ein weiterer wichtiger Protagonist der zeitgenössischen Theoretisierung des Körpers (unter stark anthropologischer Akzentuierung) muß Rudolf zur Lippe gelten: R. zur Lippe: Sinnenbewußtsein. Grundlegung einer anthropologischen Ästhetik. Reinbek bei Hamburg 1988; sowie: Ders.: Am eigenen Leibe. Beiträge zur Okonomie des Lebens. Frankfurt/M. 1978; und: F. Rötzer (Hrsg.): Die Zukunft des Körpers. 2 Teile. In: Kunstforum International. Bde. 132 und 133, Nov. 1995 und Februar 1996.
In Anlehnung an: Gendolla, Zeit, S. 67.
Virilio, Der negative Horizont, S. 164 f.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 20.
Zur Lippe, Am eigenen Leibe, S. 40–46 u. 83 ff.
Vgl. hierzu ähnliche Ansätze bei: Gendolla, Zeit, S. 93–97; und bei: Rötzer, Mediales und Digitales, S. 46 f.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 60.
A.a.O., S. 35. Siehe auch die entsprechenden Passagen bei: Benjamin, Kunstwerk, S. 36–41. Medien der letzten gut 100 Jahre defmiert. Vgl. hierzu v.a.: P. Virilio: Die Ästhetik des Verschwindens. Berlin 1986.
Heuermann, Medienkultur und Mythen, v.a. S. 41–74.
P. Weibel, zit. nach: Diskussion „Neue Medien: WAS etwas ist — WIE etwas erscheint?“. Abgedr. in: Kunstforum International. Band 122, 1993. S. 337. Zur hier nicht weiter diskutierten Cyberspace-Technologie vgl.: H.Rheingold: Virtuelle Welten. Reisen im Cyberspace. Reinbek bei Hamburg 1992.
Rötzer, Mediates und Digitales, S. 34.
Vgl. hierzu den immer noch lesenswerten Klassiker: S. Grof: Topographie des Unbewußten. LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung. Stuttgart31985.
Rötzer, Mediales und Digitales, S. 66 f.
Ganz abgesehen von diesen grundsätzlichen Einwänden sollte schließlich auch nicht übersehen werden, daß zwischen den kühnen Prophezeiungen und dem tatsächlich Realisierbaren in der Computertechnologie nach wie vor große Lücken klaffen. Zu den wenigen Werken, welche die diesbezüglichen Phantasmen der digitalen Technologen und Theoretiker auf den Boden der Tatsachen zurückholen, gehört: Th. Roszak: Der Verlust des Denkens. Über die Mythen des Computer-Zeitalters. München 1988.
Diese regressive Ausblendung des Außen, die der digitalen Kultur insgesamt zu eigen ist, zeigt sich exemplarisch bei jenen Otaku-Kids, die, im Extrem konsequent jeden Kontakt zur äußeren Welt meidend, hinter verschlossenen Vorhängen und Türen leben und nur noch über ihre digitalen Konnektionen überhaupt Verbindung zum Anderen aufnehmen — ein Phänomen, das erstmals in Japan registriert wurde, dem inzwischen aber wohl weltweite Relevanz zuzusprechen ist.
Wem die These von der digitalen Euphorie als Regressionsfigur unglaubwürdig erscheint, der lese nach bei Peter Weibels Plädoyer für die elektronischen Bilder: „Im künstlichen androiden Bild arbeitet der Mensch weiter an seiner Rückkehr ins Paradies, seitdem er, gefallener Engel, daraus vertrieben wurde.“ (Beschleunigung der Bilder, S.123.) Wie in allen Regressionsphantasien geht die Leugnung des Außen, der vergangenen Zeit, des Anderen einher mit einem gewaltigen Schub an Omnipotenzgelüsten, hier als Macht über die Zeit phantasiert, die qua Aussetzung der Zeit die ersehnte Rückkehr ins Vor-Zeitliche machbar erscheinen läßt: „Der Mensch wird zum Engel mit der Macht des Fliegens, mit der Macht der Zeit, mit der Macht über die Zeit, mit der Macht, Zeit zu borgen und Zeit zu verleihen, Zeit zu stoppen und zu töten.” (Ebenda.)
Baudrillard, Videowelt, S. 258.
R.Ascott, zit. nach: Rötzer, Mediales und Digitales, S. 28.
Virilio, Fahren, fahren, fahren…, S. 31.
In der Sprache der Systemtheorie formuliert: Zu jedem System wird es immer eine Umwelt geben, auch wenn Systeme sich potentiell abschließen können von dieser Umwelt, in einer rein selbstbezüglichen Organisationsform, in einer rein selbstreferentiellen „Welt“ existieren können. Zu dumm nur, daß auch in einer solchen „Welt” die Dinge einfach nicht zum Stillstand kommen wollen…
Vgl. hierzu: K1.Polantschek: Fuzzy, aber zwingend. In: DIE ZEIT, Nr. 28 vom 3.7. 92, S. 41.
Eine gute Einführung in „Fuzzy Logic“ bietet: Chr. Drösser: Fuzzy Logic. Methodische Einführung in krauses Denken. Reinbek bei Hamburg 1994.
Gendolla, Zeit, S. 79.
Insofern ist auch die oben zitierte Einlassung Peter Gendollas über die Grenzen der Wahrnehmung nur solange und nur insoweit von Relevanz, wie sich unsere Kultur darüber wird verständigen können, ob und daß es noch etwas wahrzunehmen gilt, außer dem — dann objektlosen — Akt der Wahrnehmung selber. Da dies aber — wenigstens im Ansatz — durch die Realität des heutigen „Flow of images“ und seiner Rezeptionsform bereits überschritten worden ist, scheint eine gewisse Skepsis durchaus angebracht.
Vgl. hierzu: Gendolla, Zeit, S. 83 f.
Einer der strittigsten Vertreter dieses neuen Technologie-Wahns, Hans Moravec, hat auf der CULTEC 1991 in Essen in sehr freundlichen und warmen Worten ein Bild dieser Zukunftsaussichten dergestalt gemalt, daß unsere Gehirnströme künftig digital abgespeichert werden sollten, sodaß wir auch nach unserem physischen Tod als digitaler „Zombie“ durch das Netz geistern können. Die Berechnungen für derartige Operationen lägen bereits vor, es ginge jetzt nur noch um die Entwicklung und Bereitstellung entsprechender Rechnerkapazitäten. Das wahrhaft Erschreckende an solchen „mad scientists” ist ihr völliger Verlust an Kommunikationsfähigkeit und Befähigung zur Selbstkritik. So konnte Moravec die Entrüstung, die seine Prognosen beim Kongreßpublikum hervorriefen, nicht einmal im Ansatz nachvollziehen.
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Kirchmann, K. (1998). Im Netz der Daten — Die virtuelle Welt der Hybridkultur. In: Verdichtung, Weltverlust und Zeitdruck. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11721-6_8
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