Zusammenfassung
Die neuzeitliche Dynamik zielt auf eine Perfektionierung sozialer Interaktion und Regulation in bis dahin ungekanntem Ausmaße ab; soll heißen: Gerade die Neuzeit, jene Menschheitsepoche, die erst das Konzept des autonomen Subjekts historisch durchzusetzen vermochte, ist die nämliche, die eine völlige Eliminierung des subjektiven Faktors zugunsten operativ-maschineller Effizienz und „Fehlerlosigkeit“ vorantrieb. Mit den gängigen Termini „Automation“, „soziale Standardisierung“ und „Normierung“ ist daher wohl nur unzureichend beschrieben, was letztlich auch als fundamentaler Verlustprozeß anzusehen ist: als ein Erfahrungs-, Körper- und schließlich auch Weltverlust. Gleichwohl ist dies hier nicht im larmoyanten Gestus kulturpessimistischer Modellationen gemeint und zu verstehen: Wie in jedem historischen Prozeß dieser Größenordnung, so halten sich auch bei der neuzeitlichen Zivilisationsdynamik Zugewinne und Verluste durchaus die Balance, und es wäre töricht, den einen Aspekt gegenüber dem anderen überzubewerten. Insofern ist die Kategorie „Verlust“ hier rein deskriptiv und nicht normativ gemeint und wird daher in einer zwangsläufig spekulativen „Eigentlichkeit des Seins“ auch keineswegs ein heuristisch relevantes Gegenmodell gesehen. (Nicht zuletzt unsere historisch-genetische Ableitung der Zeit-Kategorie verbietet eine solche Metaphysik eines unvermittelten Weltzugangs von vornherein.) Vielmehr bezieht sich die Formulierung einer Verlustgröße hier allein auf die historisch zunehmende Uneigentlichkeit der sozialen Handlungsfelder und deren Binnenorganisation, also konkret auf Aspekte der Interaktion und ihrer (medialisierten) Operationalisierung. Diesbezüglich läßt sich neuzeitliche Mediengeschichte sehr wohl als jener Verlust- und Dematerialisierungsprozeß abbilden, der im vorstehenden Exkurs über den Chappeschen Telegraphen schon paradigmatisch anklang.
„Wenn Du mit Aldus sprechen willst, beeile Dich — die Zeit drückt/druckt.“
Türschild des venezianischen Druckers Aldus Manutius, Anfang des 16. Jahrhunderts
„Die alten Zustände wurden umgestoßen, neue treten auf selbst durch Neueres bekämpft; ganze Gesetzgebungen wechseln, widersprechende Gestaltungen ziehen rasch vorüber; es ist, als ob die Geschichtsschreibung der Geschichte kaum mehr zu folgen imstande sei. Und dennoch zeigt sich bei näherer Betrachtung gerade das Entgegengesetzte. Wie alle jene Bildungen mit einem Schlage entstanden sind, so lassen sie sich wiederum mit einem Blicke erfassen. Das ist der wesentliche Unterschied dieser Zeit von der vorherigen, daß in ihr das richtige Urteil mehr von dem richtigen Standpunkte, in jener mehr von der geschichtlichen Kenntnis bedingt wird. “
Lorenz von Stein (1843)
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References
P. Virilio: Das letzte Vehikel. In: Ders.: Rasender Stillstand. Essay. München/Wien 1992, S. 36–68.
Gendolla, Zeit, 76 f. — Ein Befund, der auch durch die aktuelle Tendenz zu körperlicher Ertüchtigung in Fitneß-Studios oder die allgemein angemahnte Eigenbewegung zum Zwecke der Gesunderhaltung keineswegs konterkariert wird. Ganz im Gegenteil weist die Dynamik dieser „Rückkehr zum Körper“ unzweideutig den zutiefst kompensatorischen Gehalt dieser Entwicklung aus und markiert somit ex negativo umso nachhaltiger den erreichten Verlustgrad an Eigenbewegung, der derartige Kompensationsmechanismen erst zum gesamtkulturellen Desiderat erhebt.
D.Kamper: Der Januskopf der Medien. Ästhetisierung der Wirklichkeit, Entrüstung der Sinne. Eine metatheoretische Skizze. In: Rötzer, Digitaler Schein, S. 93.
Vgl. hierzu vom Verfasser: Die Signatur des Anderen. Körper-Bilder des Medienzeitalters. In: Tanzdrama Magazin, Heft 35, 4.Quartal 1996, S. 8–15.
W. Hadorn/M. Cortesi: Mensch und Medien. Die Geschichte der Massenkommunikation. 2 Bde. Aarau/ Stuttgart 1985. Bd. 1, S. 138.
F.R6tzer: Mediales und Digitales. Zerstreute Bemerkungen eines irritierten informationsverarbeitenden Systems. In: Ders., Digitaler Schein, S. 59.
Dux/Wenzel, Geistesgeschichte, S. 198.
S.Kracauer: Das Ornament der Masse. Essays. Frankfurt/M. 1977.
J.Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien. München 1985.
Vgl. hierzu auch: Sandkühler, Enzyklopädie, Eintrag „Renaissance“ (von W. Bahner und M. Mercalli), Bd. 4, S. 114–119.
Die Kontinuitâten wie die Diskrepanzen zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Kultur sind in wohl immer noch verbindlicher Art und Weise in dem schon erwähnten Werk Huizingas, Herbst des Mittelalters, dargelegt.
Vgl. hierzu: V.Flusser: Krise der Linearität. Bern 1988.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 98.
Wie etwa bei McLuhan, Magische Kanäle, S.101.
Vgl. Kapitel 2.4.6 dieser Untersuchung.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 216. Die in „Understanding Media“ vorgetragenen Thesen zur Rolle des Buchdrucks schreiben Gedanken aus McLuhans „Die Gutenberg-Galaxis. Das Ende des Buchzeitalters.” fort, das gerade neu aufgelegt worden ist (Bonn 1995). Doch wieder einmal sind die zentralen Thesen eines prominenten Medientheoretikers in anderen Diskursen längst vorgedacht gewesen — in diesem Fall bei Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, Bd. 1, S. 244
McLuhan, Magische Kanäle, S. 153.
Verwiesen sei diesbezüglich auch noch einmal auf die Erkenntnisse Bergsons Ober den Strukturzusammenhang von Zerlegung, Sprache und Verstandestätigkeit.
Zu den Implikationen des „Medienwechels“ von der Handschrift zum Buchdruck vgl.: J.D. Müller: Der Körper des Buchs. Zum Medienwechsel zwischen Handschrift und Druck. In: Gumbrecht/Pfeiffer, Materialität der Kommunikation, S. 203–217.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 172.
Panofsky, Perspektive als symbolische Fonn, S. 101.
M. Frank: Was ist Neostrukturalismus? Frankfurt/M. 1983, S. 53.
Panofsky, Perspektive als symbolische Form, S. 101.
Es sei nur angemerkt, daß das christliche Bildmotiv des einen göttlichen Auges, das allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und unsichtbar zugleich ist, die soziale Akzeptanz dieser Aufwertung des Augensinns durchaus befördert haben mag. Vgl. hierzu: A. Stock: Der göttliche Augenblick. In: Chr.W. Thomsen/H. Holländer (Hrsg): Augenblick und Zeitpunkt. Studien zur Zeitstruktur und Zeitmetaphorik in Kunst und Wissenschaft. Darmstadt 1984, S. 208–221.
Gendolla, Zeit, S. 73.
Vgl. hierzu: H.Rupprich (Hrsg.): Direr. Schriftlicher Nachlaß. 3 Bde. Berlin 1969.
Gendolla, Zeit, S. 86.
Kutzner, Ver-Innerung der Maschine, S. 101.
Panofsky, Perspektive als symbolische Form, S. 101.
Siehe die Kontinuität dieser Prozedur anhand unseres weiter unten ausgeführten Beispiels von der Standardisierung der Zeiteinheiten bei TV-Beiträgen.
Schmidt, Kognitive Autonomie, S. 276 f.
Siehe hierzu auch meine Ausführungen Ober Identität und Differenz in Kapitel 2.5.1.
Zum Verhältnis von Zentralperspektive und Film vgl.: J.LBaudry: Ideological Effects of the Basis Cinematographic Apparatus. In: Film Quarterly Winter 1974/75, S.39–47. Zur Kontinuität des Prinzips bis in unsere Mediengegenwart hinein vgl.: Gendolla, Zeit, S. 75 f.
Auch diese Analyse der körperlichen Tätigkeiten hat ihre technik-wie ideengeschichtlichen Traditionslinien, die sich bis in die Figurationen der Anatomie und Automatisierung früherer Jahrhunderte zurückverfolgen lassen. Vgl. hierzu: P. Gendolla: Geregeltes Begehren. Zum Verhältnis von Technologie und Sexualität. In: D. Kamper/Chr. Wulf (Hrsg.): Die Wiederkehr des Körpers. Frankfurt/M. 1982, S. 165–179.
McLuhan, Magische Kanäle, S. 219/344.
Vgl. hierzu: A.a.O., S. 115–125 und 150 ff.
Kleinspehn, Der flüchtige Blick, S. 56.
Dies verkennt Kracauer in seinem Befremden über die jubelnden Zuschauermassen der angeführten Revuen, die quasi eine Analogie zwischen Bühnenarrangement und Rezeptionsraum herstellen. Er wertet negativ, was in der Sache selbst untrennbar als Verknüpftes angelegt ist: daß nämlich ornamentale Masse wie beobachtende Masse im gleichen Arrangement aufgehen, sich darin auf das gleiche Ordnungssystem einschwören — Demonstrationen des sozialen Raumes, der ab der Renaissance immer ein perspektivisch geordneter ist.
M. Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt/M. 1976; sowie: Ders: Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Frankfurt/Berlin/Wien 1976.
Kleinspehn, Der flüchtige Blick, S. 56 f. Vgl. hierzu: zur Lippe, Naturbeherrschung am Menschen, Bd. 2, S. 228.
Vgl. hierzu: H.A. Frenzel: Geschichte des Theaters. Daten und Dokumente 1470— 840. München 1979.
Zur hier nicht weiter ausgeführten Geschichte des Panoramas vgl.: S. Oettermann: Das Panorama. Geschichte eines Massenmediums. Frankfurt/M. 1980.; sowie: D. Stemberger: Panorama oder Ansichten vom 19.Jahrhundert. Frankfurt/M. 1974; und: Sehsucht. Das Panorama als Massenunterhaltung des 19.Jahrhunderts. Ausstellungskatalog, hrsg. von der Kunst-und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Basel/Frankfurt/M. 1993.
Dux/Wenzel, Geistesgeschichte, S. 102.
Siehe hierzu im einzelnen: Gumbrecht, Modern—Modernität—Moderne.
Koselleck, Vergangene Zukunft, S. 19.
Die Parallelität dieser Genese von „Geschichte“ zur vorgestellten Systematik der Zeitgenese dürfte evident sein. Hier wie dort erfordert der erhöhte Planungs-und Kooperationsbedarf eine Steigerung der Handlungskompetenz, die in die Entwicklung eines formal-operationalen Zeit
F.Perthes, zit. nach: A.a.O., S. 367.
R.Kornmann, zit. nach: A.a.O., S. 89.
Gumbrecht, Modern— Modernität—Moderne, S. 103.
Koselleck, Vergangene Zukunft, S. 34.
F.Chateaubriand, zit. nach: A.a.O., S. 63 f.
Einen ästhetischen Vorgänger der zitierten Erfahrung Chateaubriands stellt Lawrence Sternes poetologische Reflexion in Romanform, „The Life and Opinions of Tristam Shandy Gentleman“ (1759–1767) dar. Schon dort wird das Scheitern des Versuches, zeitliche Verläufe — hier die Biographie des Ich-Erzählers — in einer retrospektiven Repräsentation einzuholen, (ironisch) ausgestellt. Zu dicht sind die Erfahrungsmomente im Leben des modernen Subjekts aneinandergesetzt, als daß ein derartiges Vorhaben nicht zu einem ungewinnbaren Wettlauf mit „der Zeit” degenerieren müßte.
R. Malthus: An Essay on the Principle of Population. London 1789. Eine Synopsis derartiger Geschichtsmodelle findet sich in: Weibel, Beschleunigung der Bilder, S. 9.
Koselleck, Vergangene Zukunft, S. 65 f.
Bergson, Schöpferisches Werden, S. 23.
Deleuze, Bergson zur Einfuhrung, S. 36.
Vgl. hierzu. Koselleck, Vergangene Zukunft, S. 67–86. — Allerdings scheint sich diese Polarisierung wenigstens in der europäischen Parteienpolitik inzwischen umzukehren, gilt seit einigen Jahren doch ein eher bewahrendes und bremsendes Moment als fortschrittlich und „links“.
Scheurer, Mediengeschichte der Fotografie, S. 61.
Um nicht ungewollt substanzlogisch zu klingen, sei nochmals angemerkt, daß auch dieser hier dargelegte Wirkungszusammenhang ein relativer und kein absoluter ist. Auch die Erfahrungsmuster des späten 18.Jahrhunderts sind ihrerseits Ausfluß größerer Strukturbewegungen, die im Ereignis der Französischen Revolution lediglich eine besonders wirkungsmächtige Manifestation erfuhren.
Eine ausgezeichnete Darstellung der ideengeschichtlichen Konnotationen der Reise im angesprochenen Zeitraum bietet: M. Frank: Kaltes Herz — Unendliche Fahrt — Neue Mythologie. Motiv-Untersuchungen zur Pathogenese der Moderne. Frankfurt/M. 1989.
Vgl. die entsprechenden Zeugnisse in: H. Popp (Hrsg.): In der Kutsche durch Europa. Von der Lust und Last des Reisens im 18. und 19.Jahrhundert. Nördlingen 1989, v.a. S. 194–204.
Scheurer, Mediengeschichte der Fotografie, S. 41.
Reuleaux, Theoretische Kinematik, S. 231.
W. Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19.Jahrhundert. München 1977.
R. Koselleck/L. Bergeron/F. Furet: Das Zeitalter der europäischen Revolutionen. 1780–1848. Frankfurt/M. 1969. S. 303.
Vgl. hierzu: Flichy, Tele, S. 70–74.
Koselleck et al., Zeitalter der europäischen Revolutionen, S. 303.
Vgl. hierzu: Kleinspehn, Der flüchtige Blick, S. 241 ff.
So etwa bei Scheurer, Mediengeschichte der Fotografie, S. 61 f.; oder auch bei: Kleinspehn, Der flüchtige Blick, S. 241–245.
Großklaus, Ästhetische Wahrnehmung, S. 190. Zu den Wechselbeziehungen von Eisenbahnfahrt und kinematographischen Wahmehmungsmustem und Topoi siehe auch: U. Meyer (Hrsg.): Kino-Express. Die Eisenbahn in der Welt des Films. München/Luzem 1985.
Vgl. hierzu: Großklaus, Ästhetische Wahrnehmung, S. 190, S. 191 f.
Schivelbusch, Geschichte der Eisenbahnreise, S. 59 f.
Scheurer, Mediengeschichte der Fotografie, S. 59.
Vgl. hierzu: Deleuze, Bewegungs-Bild, S. 84–102.
Mit entsprechenden Modifikationen läßt sich die hier skizzierte Industrialisierung der Fortbewegung natürlich für die relevanten Vehikel des 20.Jahrhunderts, Automobil und Flugzeug, fortschreiben — ein Unterfangen, auf das hier aus Raumgründen verzichtet worden ist. Siehe stellvertretend für die umfangreiche Literatur zu diesem Thema: Universitas, Heft 6/1991 zum Thema „Auto-Mobilität“; sowie soeben erschienen: Chr. Asendorf: Superconstellation. Flugzeug und Raumrevolution. Wien/New York 1997; sowie fir die entsprechenden Querverbindungen zum Thema Geschwindigkeit: Virilio, Fahren, Fahren, Fahren…, v.a. S. 19–50. Zur Interdependenz von Verkehrsentwicklung und Modernisierung siehe: W. Zorn: Verdichtung und Beschleunigung des Verkehrs als Beitrag zur Entwicklung der „modernen Welt”. In: Koselleck, Studien zum Beginn, S. 115–134.
Siehe die materialreiche Darlegung des Urbanisierungsschocks am Beispiel Berlins in: J. Boberg/T. Fichter/E. Gillen (Hrsg.): Industriekultur in Berlin im 19. und 20.Jahrhundert. 2 Bde. München 1986.
Scheurer, Mediengeschichte der Fotografie, S. 64 f. Siehe zu diesem Themenkomplex auch: W. Benjamin: Das Passagen-Werk. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hrsg. von R. Tiedemann u. H. Schweppenhäuser, Bd. V, Frankfurt/M. 1982; G. Sinnnel: Philosophie des Geldes. Leipzig 1907; Ders.: Die Großstädte und das Geistesleben. In: Ders.: Brücke und Tor. Hrsg. von M. Landmann. Stuttgart 1957; sowie: Chr. Asendorf: Batterien der Lebenskraft. Zur Geschichte der Dinge und ihrer Wahrnehmung im 19. Jahrhundert. Gießen 1984.
Vgl. hierzu: Schivelbusch, Geschichte der Eisenbahnreise, S. 5511:
Vgl. die nach wie vor maßgeblichen Ausführungen Benjamins in: Baudelaire, S. 33 — 65.
F.Léger: Malerei heute. In: Femand Léger. Ausstellungskatalog Berlin 1980, S. 65.
V. Sobchack: The Scene of the Screen. Beitrag zu einer Phänomenologie der „Gegenwärtigkeit“ im Film und in den elektronischen Medien. In: GumbrechtiPfeiffer, Materialität der Kommunikation, S. 421.
So der Untertitel der lange Zeit maßgeblichen Filmtheorie S. Kracauers: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Frankfurt/M. 1960.
Vgl. hierzu: F.von Zglinicki: Der Weg des Films. 2 Bde. Hildesheim/New York 1979; sowie: Lichtträume und Schattenbilder. Ausstellungskatalog Düsseldorf 1989.
Deleuze, Bewegungs-Bild, S. 16.
H.Bergson: Schöpferische Entwicklung. Jena 1921, S. 333.
Deleuze, Bewegungs-Bild, S. 17.
Die Vorwegnahme dieses Prinzips durch Teile der antiken Bewegungsphilosophie ändert nichts an der Gültigkeit der angesprochenen Differenz. Ahnlich wie beim Raumverständnis vertilgt das antike Denken über plurale Bewegungskonzepte, die heterogenen Sphären zugeordnet werden. Die bereits neuzeitlich anmutende Bewegungsanalyse Zenons kann daher unvermittelt neben der dargelegten metaphysischen Konzeption der Bewegungsrepräsentation stehen, ohne daß dies als Widerspruch aufgenommen worden wäre.
Panofsky, Perspektive als symbolische Form, S. 101.
Le Goff, Zeit der Kirche, S. 403; siehe auch: Kutzner, Ver-Innerung der Maschine, S. 100.
Vgl. hierzu. Giedion, Heuschaft der Mechanisierung, S. 34 ff.
Vgl. hierzu: J.Paech: Bilder von Bewegung—bewegte Bilder. Film, Fotografie und Malerei. In: M. Wagner (Hrsg.): Moderne Kunst. Das Funkkolleg zum Verständnis der Gegenwartskunst. 2
Bekanntlich ging die Suche nach Darstellungsmöglichkeiten der „echten“ Zeit, der „echten” Bewegung am Anfang der Moderne international mit einer verstärkten Bergson-Lektüre der Künstler einher, so daß dessen Philosophie der „durée“ unversehens zu einer zentralen Inspirationsquelle der frühen Moderne wurde. Der Bogen der Künstler, die sich auf Bergson beriefen, ist von Marcel Proust bis hin zu den Futuristen weit gespannt. Doch lag dem in nahezu allen Fällen ein reichlich oberflächliches Verständnis von Bergsons Gedankengebäude zugrunde, das sich häufig darauf beschränkte, den Philosophen als Kronzeugen ihr die „falsche” Bewegungsrepräsentation vor allem der jungen Medien Film und Photographie zu instrumentalisieren. Im Gegenzug wurde sich jeweils damit gebrüstet, nunmehr die „durée“ in eigenem Entwurf gültig wiedergegeben zu haben — der Radikalität des Bergsonschen Denkens wurde sich hierbei eindeutig nicht gestellt. Vgl. hierzu auch die entsprechenden Zeitzeugnisse bei: Paech, Bilder von Bewegung, S. 246–253.
R. de la Sizeranne, zit. nach: A.a.O., S. 241.
Vgl. hierzu: G.E. Lessing: Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie. Stuttgart 1964. Zum Stellenwert der Laokoon-Debatte fier die Diskussion um die ästhetische Darstellbarkeit des (Todes-)Zeitpunktes vgl.: B. Vogelsang: Vom Seufzen des Laokoon. In: Ders./L. Engell (Hrsg.): Der tödliche Augenblick. Wie Hören und Sehen vergeht. Köln 1989, S. 27–44. Zum angesprochenen Gattungsstreit und seinen Traditionslinien siehe auch die Kapitel 2.4.4 und 2.4.5 dieser Untersuchung.
Letztlich sollte dieser Konflikt zu einem neuen Verständnis des Künstlers im 20.Jahrhundert führen, zum sogenannten „Medien-Künstler“, der den Apparaturen dann angeblich oder tatsächlich andersgeartete Produkte abringen sollte, als dies dem Ingenieur, dem Wissenschaftler oder dem ganz normalen Mediennutzer zugeschrieben wurde Dies sind freilich Residualräume des genialischen Schöpfergedankens, die der Medialität der Moderne geradezu abgetrotzt werden mußten, denn das Medium selbst ist in seiner strukturellen Indifferenz auch von vornherein indifferent gegenüber seinen Benutzern.
Deleuze, Bewegungs-Bild, S. 19.
Paech, Bilder von Bewegung, S. 239.
Deleuze, Bewegungs-Bild, S. 18 f.
E. Friedel]: Prolog vor dem Film. In: Blätter des deutschen Theaters, Heft 2/1912, S. 509 f. Zum Thema Film und Tempo der Moderne siehe auch die entsprechenden Ausführungen in Benjamins „Kunstwerk-“Aufsatz, S. 38 ff.
G.Simmel: Philosophische Kultur. Leipzig 1911, S. 202. (Neuauflage unter dem Titel: Philosophische Kultur. Gesammelte Essays. Berlin 1983.)
F.T.Marinetti u.a., zit. nach: Paech, Bilder von Bewegung, S. 253.
Schmitz, Kunst und Wissenschaft, S. 63.
Sobchack, Scene of the Screen, S. 420 f.
W.Dadek: Das Filmmedium. Zur Begründung einer allgemeinen Filmtheorie. München 1968, S. 108 f.
Vgl. hierzu: J. Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 86.
N.M. Schmitz: Wundertrommeln. In: Lichtträume und Schattenbilder, S. 26 ff.
Bergson, Schöpferisches Werden, S. 25.
Großklaus, Asthetische Wahrnehmung, S. 192.
Vgl. hierzu: Monaco, Film verstehen, S. 87.
Ebenda. — Wie man sieht, ist selbst die Emphase, mit der die technische Innovation von den jeweiligen Historikern beurteilt wird, bei Malteserkreuz und Uhrenhemmung identisch.
In Wim Wenders’ Film „Im Lauf der Zeit“ (1976), einem Road Movie, werden in einer berühmten Sequenz motorisierte Bewegung und Filmtransportmechanismus aufeinander bezogen: Einer der Protagonisten, ein durch die deutsche Provinz tourender Kinomechaniker, erklärt darin seiner Freundin die Funktion des Malteserkreuzes Ihr die Erzeugung der Bewegungsillusion.
Großklaus, Ästhetische Wahrnehmung, S. 193.
Vgl. hierzu: H.T. Lehmann: Die Raumfabrik — Mythos im Kino und Kinomythos. In: K.-H. Bohrer (Hrsg.): Mythos und Moderne. Begriff und Bild einer Rekonstruktion. Frankfurt/M. 1983, S. 572–609.
Giedion, Herrschaft der Mechanisierung, S. 132.
A. Kilb: Die Meister des Abgesangs. Bericht von 48.Filmfestival in Venedig. In: DIE ZEIT, Nr. 39 vom 19.9. 91, S. 68.
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Kirchmann, K. (1998). Der Siegeszug des autoritären Dritten — Mediengeschichte als Verlustprozeß. In: Verdichtung, Weltverlust und Zeitdruck. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11721-6_6
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