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Sind alte Menschen anders?

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Theorien über das Alter

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 192))

  • 101 Accesses

Zusammenfassung

Die Frage nach dem, was alte Menschen von anderen Menschen unterscheidet, steht im Mittelpunkt der Alternsforschung der 90er Jahre. Im Gefolge der bereits genannten Ansätze konzentriert sich diese Forschung nun auf eine genauere Bestimmung der gesamten Gruppe ‘alte Menschen’. Abgrenzungen werden zunächst im Hinblick auf andere Gruppen markiert: Wer gehört zu der Gruppe der alten Menschen? Sie gewinnen aber auch innerhalb der Gruppe an Bedeutung und fuhren zu der Frage: Wie unterscheiden sich die Mitglieder dieser Gruppe? In sozialpolitikwissenschaftlicher Perspektive stellt auch dieser Ansatz wieder die Frage: Welche Probleme charakterisieren diese Gruppe?

Die Frage nach der Differenz zwischen Alten und anderen. Antworten von K. Mannheim, H.P. Tews und G. Naegele

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Literatur

  1. Der formalsoziologische Begriff der „Lagerung“ interessiert sich für das Verstehen des „ursprünglichen Lebenszusammenhangs“ (Wilhelm Dilthey) (vgl. Mannheim [1929] 1969, 40f.). Nicht eine kausal zu bestimmende Beziehung zwischen einzelnen Variablen, sondern „die gegenseitige funktionelle Durchdringung seelischer Erlebnisse und sozialer Situationen“ (Mannheim [1929] 1969, 40) wird von Mannheim als das Thema der Soziologie benannt. Er versucht, dem sinnhaften Bezug des einzelnen auf seine Umwelt nachzugehen und erhält dabei Ergebnisse, die — ganz im Sinne des Lebenslage-Konzepts — Aussagen zu gesellschaftlichen und individuellen Wechselwirkungen einer Situation ermöglichen.

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  2. Der Begriff der „freischwebenden Intelligenz“ geht auf Alfred Weber zurück. Er bezeichnet die Entstehung einer geistigen Elite, die im Zeitalter „der technokratischen Massenumformung des Daseins“ (Weber 1955, 60) mit ihrer „feudalen“ Einordnung und Absicherung auch ihren Führungsanspruch verloren hat.

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  3. Trotz dieser Naturalisierung des Generationenbegriffs — Armin Nassehi und Georg Weber vermuten hier Anklänge an naturrechtliche Argumentationen (vgl. Nassehi & Weber 1989, 339) — ist Mannheim aufgrund seines Hinweises auf die Sozialität von Wissen, in diesem Falle auf den so-ziohistorischen Hintergrund jeder Generation, „Soziologismus“ vorgeworfen werden. (Vgl. Hoeges 1994, 14) An die Stelle des Relativismus soziologischer Positionen setzt Mannheim den Begriff des Relationismus. (Vgl. Mannheim [1929] 1969, 77) „Relationismus bedeutet nur die Bezüglichkeit aller Sinnelemente aufeinander und ihre sich gegenseitig fundierende Sinnhaftigkeit in einem bestimmten System.“ (Ebd.) Diese nachgerade systemtheoretische Vergewisserung soziologischen Denkens bleibt auch für eine spätere Revision des Differenzansatzes (vgl. Kap. X) zu berücksichtigen.

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  4. Georg Kneer formuliert diesbezüglich: „Einen Theoretiker als Klassiker zu begreifen meint, ihn als Zeitgenossen zu lesen.“ (Kneer 1996, 17) Karl Mannheim als Zeitgenossen zu lesen, fuhrt in diesem Fall auf die Spur des Generationenbegriffs. Mannheims „Lagerung“ wird im folgenden mit dem Lebenslagekonzept verglichen.

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  5. Der Begriff der Kohorte ist für die Altemsforschung von entscheidender Bedeutung. Erumfaßt — im Gegensatz zum Generationenbegriff — konkret benennbare Geburtsjahrgänge. In Longitudi-nalstudien ermöglicht diese chronologische Ordnung, Unterschiede zwischen Altersgruppen auf unterschiedliche soziokulturelle Milieus anstatt auf Alterserscheinungen zurückzuführen.

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  6. Die Beobachtung dieser „Sichtpartikularität“ durch die klassenlose Intelligenz stellt — so Mannheim —den einzigen Weg dar, um Aufklärung über gesellschaftliche Verhältnisse zu erlangen. Anstelle eines Gesamtbildes ergibt sich jedoch dabei eine der visuellen Wahrnehmung vergleichbare Perspektivität (vgl. Mannheim [1929] 1969, 258). Für die Weimarer Republik konstatiert Mannheim eine Transparenz der Relativität der Positionen und warnt davor — unter dem Eindruck des italienischen Faschismus —, „daß allzubald ... diese Transparenz verschwindet und die Welt zu einem einzigen Bilde erstarrt“ (ebd., 77).

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  7. Die Sozialindikatorenforschung von Wolfgang Zapf, Wolfgang Glatzer und Stefan Hradil widmet sich „der gesellschaftlichen Dauerbeobachtung und Sozialberichterstattung“ mit dem Ziel: „empirische Informationen über den Wandel sozialer Strukturen und die Verbesserung oder Verschlechterung der Lebensbedingungen bereitzustellen, aber auch zu ... dokumentieren, wie sich subjektives Wohlbefinden, das soziale Klima, und die Zukunftserwartungen der Bevölkerung entwik-keln.“ (Glatzer & Noll 1992, 4f.; vgl. auch Glatzer & Zapf (Hg.): 1994) Stefan Hradil hat die klassische Sozialstrukturanalyse mit dem Milieu-Begriff modernisiert. Statt der sozioökonomischen Daten stehen nun soziokulturtlk Faktoren im Vordergrund. (Vgl. Hradil 1992, 282; vgl. auch Flösser, Otto, Prüß & Schmidt 1992, 282)

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  8. Besser als der Begriff des Konzepts wäre hier sicherlich der des Phänomens. Tews beobachtet nur, seine Überlegungen fassen keine Planungen zur Hilfeleistung zusammen und sie erklären auch nichts.

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  9. Gemeint sind hier natürlich die alten Menschen und nicht die Wissenschaftler, die mit dem Thema „Altern“ auch ihr finanzielles Auskommen sichern.

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  10. Tews und Naegele interessieren sich weniger für die allgemeine soziologische Theoriebildung als für den Spezialfall der Gesellschaftstheorie. Nicht nach der Bedeutung der Kategorie ‘Alter’ in sozialem Kontext fragen sie, sondern nach den „gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“ (Naegele & Tews 1993, 329), innerhalb derer sich ‘Alter’ verändert.

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  11. Vor allem die Frage nach der wohlfahrtsstaatlichen Regelung von Hilfebedürftigkeit im Alter öffnet den Blick auf allgemeine gesellschaftliche Strukturen. Gerade diese theoretische Erweiterung verdeutlicht jedoch, daß Pflegebedürftigkeit allgemein bzw. Rehabilitation zu einem Spezialproblem der Akutmedizin geworden ist. Nicht Alter, sondern medizinische Behandlungsbedürftigkeit ist damit der Ausgangspunkt für einen strukturellen Wandel. Vgl. zur Entstehung der Pflegewissenschaft und der Funktion von Pflege Weber, Erlemeier, Nassehi, Saake & Watermann 1997, 46ff.

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  12. Während unter Altenhilfepolitik im allgemeinen so etwas wie „die Gesamtheit der entweder real oder in einem theoretischen Konstrukt auf die Personengruppe älterer und alter Menschen gerichteter Maßnahmen mit dem Ziel der Gestaltung der Rahmenbedingungen ihrer individuellen Lebenssituation“ (Dieck 1991, 19) zu fassen ist, bezeichnet Altenhilfeplanung die konkrete, im Bshg vorgeschriebene Konzipierung von Hilfemaßnahmen.

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  13. Der Hinweis auf die „Erzeugung“ von Altersbildem soll nicht den Eindruck hervorrufen, als solle eine unzulässige „Manipulation“ kritisiert werden. Genauso wie bei den anderen theoretischen Zugängen auch, wird hier ein (wissenschaftliches) Altersbild produziert, das der jeweiligen Perspektive entspricht. Gerade Tews’ und Naegeles Versuche können jedoch verdeutlichen, wie aussichtslos das Unterfangen, ein „wahres“ Bild vom Alter zu entwerfen, sich darstellt. Differenzierungen in alle Richtungen sind möglich, aber auch Generalisierungen ist nicht der Weg versperrrt. Entscheidend ist einzig, an welchen Kriterien sich eine Perspektive orientiert.

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  14. Die Kopplung von Alternsforschung und Modernisierungstheorie ist charakteristisch für den Differenzansatz. Die Orientierung an einer Hilfebedürftigkeit, die mit der modernen Gesellschaft entstanden sei, begründet sich über eben diese Akzentuierung von Lebenslagen als Problemlagen. Aktuelle Problembeschreibungen werden als Charakteristikum der modernen Gesellschaft gehandelt und rechtfertigen die Differenzsetzung zu traditionellen Gesellschaftsformen. Während sich schon diese Polarisierung historisch nicht halten läßt (vgl. Kap. VI), lassen sich erst recht Zweifel anmelden, was die Bereicherung modemisierungstheoretischer Ansätze durch die Alternsforschung angeht. Während die Modernisierungstheorie versucht, die Einheit von Modernisierungsprozessen zu sichern (vgl. Berger 1996, 46), könnte die Alternsforschung nur statistische Daten zu Differenzierungsprozessen liefern. Das Programm ‘Individualisierung’ hat die Ziele beider Disziplinen unterlaufen.

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Saake, I. (1998). Sind alte Menschen anders?. In: Theorien über das Alter. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 192. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11646-2_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11646-2_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13055-2

  • Online ISBN: 978-3-663-11646-2

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