Die Erhaltung industrieller Kerne in den neuen Bundesländern: eine kritische Würdigung

Zusammenfassung

Als Bundeskanzler Helmut Kohl im Dezember 1992 mit dem Versprechen vor die Presse trat, „industrielle Kerne“ in den neuen Bundesländern zu erhalten, löste er damit eine Kontroverse unter den wirtschaftlichen und politischen Institutionen aus, wie dem Verfall der ostdeutschen Industrie zu begegnen sei. Nahezu alle Wirtschaftszweige waren von den Anpassungsschocks der Transformation betroffen, zu denen vor allem der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft, die Währungsumstellung und die damit verbundene Aufwertung sowie die plötzliche Einbindung in den internationalen Wettbewerb durch Öffnung der Grenzen (Wegner 1991: 35, Krakowski et al. 1992: 139) zu zählen sind. Es zeigte sich, daß die meisten Unternehmen auf freien Märkten „infolge ineffizienten Faktoreinsatzes, obsoleter Produktionsanlagen und den Marktverhältnissen nicht entsprechender Produktsortimente und Produktqualitäten“ (Sachverständigenrat 1991: 255) nicht konkurrenzfähig waren. Unter Anpassung ist im folgenden die Reaktionen der Marktteilnehmer auf die veränderte Marktsituation und die damit einhergehende Veränderung der Produktionsstruktur einer Wirtschaft zu verstehen.