Zusammenfassung
Die hier vorgelegte Untersuchung versteht sich als Beitrag zur Theorieentwicklung der empirischen Politikforschung, auch wenn die Hervorhebung von Entscheidungsstrukturen und Interessenkonstellationen als Beobachtungseinheiten nicht den Status eines Ansatzes oder gar einer Theorie beanspruchen kann. Wendet man Theorien als eine Art Baukastensystem mit einzelnen Elementen an, die jeweils verschiedenen Untersuchungsdimensionen zugeordnet werden, dann wäre unsere Perspektive innerhalb jenes Theoriemoduls nutzbar, das die Untersuchungsebene definiert und den analytischen Aufmerksamkeitsfokus auf bestimmte prozessurale und institutionelle Aspekte konzentrieren hilft. Unser Plädoyer für die Anwendung des nach Entscheidungsstrukturen und Interessenkonstellationen unterscheidenden polaren Analysekonzepts schöpft seine Berechtigung u.E. auch aus einer Diskussionslage, in der die empirisch orientierte Politikforschung bzw. die Policy-Analyse analytische Gewißheitsverluste offensichtlich dadurch zu absorbieren versucht, indem entweder zunehmend ‚weiche‘, sich einem klaren definitorischen Zugriff entziehende Erklärungsfaktoren (etwa im Kontext des Ansatzes des sozialen Konstruktivismus oder mit Netzwerkkonzepten) betont werden oder ein rigides Institutionenkonzept zur Anwendung gebracht wird, bei dem das Potential der Akteure zur Veränderung des handlungskanalisierenden Institutionengefüges unterschätzt wird und somit zwar klare, aber dafür meist unterkomplexe und deswegen insgesamt auch wenig treffsichere Aussagen gewonnen werden.
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Literatur
Das wohl häufigste Ziel solcher Manipulationen ist der,access’, also der Zugang zum Entscheidungsprozeß, was in den USA schon anläßlich des Reciprocal Trade Act von 1934 zu beobachten war. Seinerzeit wurde die Zuständigkeit für die Handelspolitik vom Kongreß auf die Exekutive verlagert, um so die Einflugkanäle für Interessengruppen zu blockieren (Bauer/ Pool/ Dexter 1960: 35 ff.). Die Auswirkungen der Zentralisierung auf den,access’ hat für den französischen Fall bspw. Suleiman (1987: 260–262) untersucht. Auch auf der EU-Ebene lassen sich strategisch motivierte Phasen der Öffnung und Schließung von Entscheidungsprozessen beobachten (Grande 1995: 358 ).
If the general assertion that institutions matter falls flat as the pronouncement of a new scholarly agenda, the insistence that,history is important’ does so even more“ (Orren/Skowronek 1995: 297).
Siehe hierzu aktuell etwa den Sammelband von Padgett (1994) und darin insbesondere die Beiträge von Abromeit, Müller-Rommel und Sturm. Eine Ausnahme in dieser Debatte stellt jedoch DoeringManteuffel (1991) dar, dem es explizit um die „Strukturmerkmale“ der Kanzlerdemokratie und um deren Änderung im Zeitverlauf geht.
Die hier vertretene These vom — in einzelnen Sektoren — gewachsenen Einflußgewicht von Parteien und Parteifraktionen steht deutlich einer Diagnose entgegen, die das „Aktionsschwergewicht“ im politischen System der Bundesrepublik generell von den Parteien auf die Ministerialverwaltung verlagert sieht, „die weitgehend führungslos (!) in Aushandlungsprozessen mit der jeweiligen Klientel den Regelungsbedarf ganzer Gesellschaftssegmente deckt — mit Entscheidungsspielräumen, die [chrw(133)] an Bereichsautonomie (!) grenzen” (Abromeit 1993: 82).
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Döhler, M., Manow, P. (1997). Schlußfolgerungen. In: Strukturbildung von Politikfeldern. Reihe Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11559-5_4
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