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Die gesellschaftliche Funktionsbestimmung der Soziologie nach Johann Plenge

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Soziologie und Gesellschaftsentwicklung

Zusammenfassung

Johann Plenge ist heute nur einem kleinen Kreis von Soziologen bekannt. Wie schon Zeitgenossen und Freunde, z. B. Ferdinand Tönnies oder Leopold von Wiese, bemerkten, dürfte Plenges Einfluß auf bestimmte sozialwissenschaftliche Inhalte und politische Ideen (Plenge: „Denknotwendigkeiten“) größer gewesen sein als sein Bekanntheitsgrad. Hieran ist Plenge nicht unschuldig: in selbstüberheblicher Art verweigerte er sich dem organisierten Wissenschaftsbetrieb oder der 1909 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Mit der von ihm wenig geschätzten „Zunft“ wollte er nichts zu tun haben.

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Referenzen

  1. Vgl. hierzu ausführlicher: Internationales Soziologenlexikon, hrsg. von W. Bernsdorf/H. Knospe, Bd. 1, 2. Aufl. 1980, S. 333–335; Bernhard Schäfers, Johann Plenge: Stationen seines Lebens; Momente seines Werkes, in: ders. (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus. Organisation und Propaganda. Abhandlungen zum Lebenswerk von Johann Plenge, Stuttgart 1967, S. 1–16;

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  2. Hanns Linhardt, Cogito ergo sumus. Eine Auswahl aus den Schriften von Johann Plenge, Berlin 1964, S. 7–19;

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  3. Hanns Linhardt, Plenges Organisations- und Propagandalehre, Berlin 1965 (mit Bibliographie der Schriften Plenges). Vgl. auch die Darstellung über Plenge bei Josef Pieper, Noch wußte es niemand. Autobiographische Aufzeichnungen 1904–1945, München 1976 (Kap. V: Wunderliche Assistentenj ahre).

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  4. In seiner bei Plenge 1920 eingereichten, erst 1973 veröffentlichten Dissertation schrieb Kurt Schumacher: „Mit Johann Plenge gewann zum ersten Male seit Eugen Dühring ein Vertreter der offiziellen Gelehrsamkeit Einfluß auf die politische Theorie der deutschen Sozialdemokratie.“ Schumachers Dissertation, die den Staatsgedanken in der Sozialdemokratie zum Thema hat, nimmt mehrmals Bezug auf Plenges Arbeiten.

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  5. Für Schüddekopf ist Plenge „ein linker Mann von rechts“; vgl. Otto Ernst Schüddekopf, Linke Leute von rechts. Nationalbolschewismus in Deutschland von 1918 bis 1933, Stuttgart 1960. Georg Lukács reiht Plenge ein in die lange Reihe der Zerstörer der Vernunft; für F. A. Hayek ist der „Weg zur Knechtschaft“ auch mit Plenges Arbeiten (vor allem denen aus dem Ersten Weltkrieg) gepflastert. Vgl. Friedrich A. Hayek, Der Weg zur Knechtschaft (orig. engl. The Road to Serfdom, 1944), dt. 1947; Georg Lukács, Die Zerstörung der Vernunft, zuerst 1954.

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  6. Vgl. die Belege bei Einhard Schrader, Theorie und Praxis. Plenges Programm eines organisatorischen Sozialismus, in: B. Schäfers (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus ..., a. a. O., S. 17ff. Schrader zeigt, wie fortschrittlich Plenge dachte und wirkte im Hinblick auf die Studentenschaft usw.

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  7. Über das Institut informiert ausführlich Plenge in der Schrift: Das erste Staatswissenschaftliche Unterrichtsinstitut. Seine Einrichtungen und seine Aufgaben, Essen 1920.

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  8. Zu den Belegen und zum weiteren Zusammenhang vgl. Thomas Neumann, Zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im Werk Johann Plenges, in: B. Schäfers (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus..., a. a. O., S. 123–148.

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  9. Johann Plenge, Zur Ontologie der Beziehung (Allgemeine Relationstheorie), Münster 1930, S. 11.

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  10. In einem Begleitbrief zur Übersendung seiner Übersichtstafel „Der Mensch im Kosmos“ an den preußischen Kultusminister C. H. Becker vom 26. 9.1929 führte Plenge unter anderem aus: „es mag zunächst eine offene Frage bleiben, ob die von mir geschaffenen neuen Grundbegriffe für letzte Seinsfragen, wie Elektrohyl, Stathmohyl, Ekmorphie, Enmorphie usw. diese oder eine andere Fassung erhalten sollen. Solche Einzelheiten sind für die eigentliche Leistung nebensächlich.“

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  11. Ein interessanter, früher Hinweis auf Plenges Beitrag zur Soziologie findet sich bei H. Becker, H. E. Barnes, Social Thought from Lore to Science, H. Bd.: Sociological Trends throughout the World, 2. Aufl., Washington 1952 (1938). „Johann Plenge has done a great deal in the way of systematizing the knowledge of interhuman relations already available, and has reduced much of his system to schematic and tabular form. The great drawback of Plenge’s work, however, is that he is not content to limit sociology to the study of human relations as such. In his view, sociology occupies the place of philosophy and religion as well as science. For this reason he has not had much influence on contemporary German sociology, in spite of his profound insights and the ingenious formulas he has developed.“

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  12. Johann Plenge, Deutsche Propaganda. Die Lehre von der Propaganda als praktische Gesellschaftslehre. Mit einem Nachwort von Ludwig Roselius, Bremen 1922.

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  13. Ebd., S.11.

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  14. Vgl. Ludger Kerssen, Johann Plenges Ruhrkampfpropaganda, in: B. Schäfers (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus..., a. a. O., S. 45–60.

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  15. Ferdinand Tönnies, Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitute, in: Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele, hrsg. von L. Brauer/Mendelssohn Bartholdy/A. Meyer, Hamburg 1925, S. 9.

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  16. Vgl. Johann Plenge, Das Forschungsinstitut für Organisationslehre und allgemeine und vergleichende Soziologie bei der Universität Münster, Münster 1928 (Raumplan S. 28).

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  17. Ebd., S. 23.

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  18. Ebd., S. 25.

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  19. Ebd.

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  20. Josef Pieper, Noch wußte es niemand, a. a. O.

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  21. Hier ist jedoch auch zu berücksichtigen, daß die große Anzahl soziologischer Dissertationen, die allein zwischen 1920 und 1923 bei ihm verfaßt wurden, durch den Papiermangel der Nachkriegs- und Inflationszeit nur in 4–6seitigen Auszügen gedruckt wurden. Unter günstigeren Voraussetzungen hätten sie mit Sicherheit stärker schulbildend gewirkt.

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  22. Eine persönliche Anmerkung sei erlaubt: Ich lernte Plenge als junger Student in Münster, Herbst 1960, kennen, besorgte Korrespondenz usw. Nach seinem Tode sichtete ich seinen Nachlaß und konnte ihn mit dem Einverständnis der Alleinerbin der Universitätsbibliothek Bielefeld übergeben. Im Nachlaß befinden sich u. a. 23 Briefe von Max Weber, umfangreiche Briefwechsel mit Ferdinand Tönnies, Bernhard Harms, Leopold von Wiese, Konrad Haenisch, C. H. Becker, Erich Przywara und anderen.

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  23. Vgl. über diese Entwicklung und Gemeinsamkeiten Bernhard Schäfers, Voraussetzung und Prinzipien der Gesellschaftsplanung bei Saint-Simon und Karl Mannheim, in: Zur Theorie der allgemeinen und der regionalen Planung, Bielefeld 1969, S. 25–40.

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  24. Christentum und Sozialismus. Ein Briefwechsel zwischen Max Scheler und Johann Plenge, eingel. u. hrsg. von B. Schäfers, in: Soziale Welt 17 (1966), S. 66–78.

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  25. Aufschlußreich hierzu ist seine Schrift: „Von der Weltanschauung zum Wirklichkeitsbild. Volkshochschulvortrag über ein Tafelwerk zur allgemeinen Volksbildung“. Münster 1947 (78 Seiten). Bezeichnend ist auch, daß es herausgegeben wird „aus dem Forschungsinstitut für Organisationslehre und Soziologie bei der Universität Münster (Ersatzstelle)“. Offiziell dürfte es dieses Institut nicht mehr gegeben haben.

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  26. René König, Art. „Organisation“, in: Soziologie, Das Fischer Lexikon A-Z, zuerst 1958.

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  27. Johann Plenge, Drei Vorlesungen über die allgemeine Organisationslehre, Essen 1919.

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  28. Plenge gibt in „Zur Ontologie der Beziehung“, 1930, S. 10, folgende Einschätzung: „Zur Soziologie der Beziehung sind vorläufig meine ‚Acht Glossen zum Betrieb der Gesellschaftslehre‘ in der Gesamtveröffentlichung ‚Zwiegespräche mit Münster‘ in dem neuen Doppelheft DC, 1/2 (1930) der Kölner Vierteljahreshefte zu vergleichen. Die drei ineinandergreifenden Aufsätze ‚Wie kommt die Soziologie zur Übersicht ihrer Probleme‘ im Archiv für angewandte Soziologie, Jg. 2, Heft 3 (1929), ‚Als dritter Redner im Symposion‘, Zeitschrift für Völkerpsychologie und Soziologie, Jg. 5, Heft 4 (1929) und ‚Das Problemsystem der theoretischen Soziologie‘ in den Kölner Vierteljahresheften für Soziologie, Jg. 8, Heft 3 (1930), geben eine vorläufige Übersicht über mein soziologisches Gesamt-System...“.

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  29. Gemeinsamkeiten und Differenzen von Plenge und Wiese werden herausgearbeitet von Josef Pieper, Grundformen sozialer Spielregeln. Freiburg i. Br. 1933 (5. Aufl. 1966).

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  30. Johann Plenge, Zur Ontologie der Beziehung, a. a. O.

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  31. Johann Plenge, Hegel und die Weltgeschichte, Münster 1931.

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  32. Von der Weltanschauung zum Wirklichkeitsbild, a. a. O., S. 57.

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  33. Zur Ontologie der Beziehung, a. a. O., S. 13.

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  34. Ebd., S. 24. Vgl. auch das Zitat von Becker und Barnes Fußnote 9.

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  35. Bezeichnenderweise hielt er die Übersichtstafel „Der Mensch im Kosmos“, die in mehreren Studien entstand, für den Abschluß seines Lebenswerkes.

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  36. Marx oder Kant? in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 66 (1911), S. 215.

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  37. Realistische Glossen zu einer Geschichte des Deutschen Idealismus, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 32 (1911).

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  38. Zur Ontologie der Beziehung, a. a. O., S. 7.

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  39. Ebd., S. 11.

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  40. Realistische Glossen..., a. a. O., S. 34.

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  41. Marx und Hegel, a. a. O., S. 178.

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  42. Vgl. seine Schrift: Eine Kriegsvorlesung über die Volkswirtschaft. Das Zeitalter der Volksgenossenschaft, Berlin 1915.

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  43. Lenins Randglossen zu Plenges „Marx und Hegel“ sind nicht gerade schmeichelhaft; vgl. seine bissigen Anmerkungen in Bd. 29 der fünften Ausgabe seiner Werke (Moskau 1963) und in Bd. 38 der dt. Ausgabe.

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  44. Es ist an anderer Stelle versucht worden, Plenges Soziologie in den Gesamtzusammenhang der Soziologie der 20er und beginnenden 30er Jahre zu stellen; das soll hier nicht wiederholt werden; vgl. Bernhard Schäfers, Soziologie und Wirklichkeitsbild. Plenges Beitrag zur deutschen Soziologie um 1930, in: ders. (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus..., a.a. O., S. 61–122. Zum sozial- und soziologiegeschichtlichen Kontext von Plenges Soziologie vgl. auch Dirk Käsler, Soziologie zwischen Distanz und Praxis. Zur Wissenschaftssoziologie der frühen deutschen Soziologie 1909 bis 1934, in: Soziale Welt 35 (1984), H. 1/2, S. 5–47 (zu Plenge insbes. S. 24ff).

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  45. Mit diesem Begriff wird erinnert an eine zeittypische, dem Plengeschen Denken verwandte Schrift von Karl Mannheim, Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie. Ihre Lehrgestalt, Tübingen 1932. S. 41 heißt es z. B.: „Der Mensch der industriellen Gesellschaft braucht eine soziologische Orientierung ...“.

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  46. Johann Plenge, Obtinenz und Realität. Über Wirklichkeitssysteme, an Erich Rothacker (als Druckfahne seit 1932 vorliegend), erstmals veröffentlicht in: B. Schäfers (Hrsg.), Soziologie und Sozialismus..., a. a. O., S. 149–193.

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  47. Ebd.

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  48. Über „Methode und Verfahren des Tafelsystems“ vgl. auch B. Schäfers, Soziologie und Wirklichkeitsbild, a. a. O., S. 95ff. In folgenden Werken Plenges finden sich Tafeln und/oder Erläuterungen zu Tafeln: Das Forschungs-Institut für Organisationslehre... (1928); Zur Ontologie der Beziehung (1930); Hegel und die Weltgeschichte (1931); Zum Ausbau der Beziehungslehre, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie 10 (1931), S. 320ff.; Von der Weltanschauung zum Wirklichkeitsbild (1947).

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  49. Auch die Kultusbürokratie, namentlich in Preußen, setzte große Hoffnungen auf die Soziologie für die Lehrerausbildung. Nur so ist die relativ frühe Aufnahme der Soziologie in das Lehrerstudium in den von C. H. Becker mitgeschaffenen Pädagogischen Akademien zu erklären.

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  50. Johann Plenge, Das Forschungsinstitut..., a. a. O., S. 7. Zu erinnern ist an die Kapitel „Weltanschauung und Organisation“ und „Propaganda und Organisation“ in Hitlers „Mein Kampf“.

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Schäfers, B. (1996). Die gesellschaftliche Funktionsbestimmung der Soziologie nach Johann Plenge. In: Soziologie und Gesellschaftsentwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11440-6_5

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