Soziale Lage und Lebensstil — statistische Modelle zur Voraussage der Lebensstilzugehörigkeit

Zusammenfassung

Häufig bezieht sich eine substanztheoretische Interpretation der Koeffizienten eines multinomialen logistischen Regressionsmodells auf entscheidungstheoretisch begründete Handlungsmodelle, wie sie etwa in den verschiedenen Ansätzen der Rational-Choice Theorie begründet werden (vgl. etwa Coleman 1990; Esser 1990, 1993). In der Tat lassen sich Grundannahmen der Rational-Choice Theorie formal in das statistische Modell der Logit Analyse überführen, wobei die Wahrscheinlichkeit für die Wahl einer spezifischen Handlungsalternative als Linearkombination entscheidungsrelevanter Kovariaten aufgefaßt wird (vgl. Aldrich & Nelson 1990: 35ff.; Urban 1993: 108ff.; zur Ableitung des mathematischen Beweises: McFadden 1978). Eine Präferenzfunktion wird dabei nach Maßgabe der Handlungsalternativen, der Eigenschaften des Handlungsträgers sowie spezifischer Gewichtungsfaktoren geschätzt (Urban 1993: 118). Die Übereinstimmung von handlungstheoretischem und statistischem Modell ist dabei zwar formal gegeben, jedoch keine Voraussetzung für die Anwendung der hier verwendeten Modellgruppe. Zudem ist durchaus keine voluntaristische Formulierung eines „Wahlprozesses“ notwendig, vielmehr kann allgemeiner davon ausgegangen werden, daß die Zugehörigkeit zu einem Lebensstil mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aufgrund spezifischer Eigenschaften der Akteure zustande kommt.