Zusammenfassung
In vorangegangenen Kapiteln dieser Arbeit wurden charakteristische Merkmale rechter Jugendcliquen beschrieben und erklärt. An dieser Stelle gilt es nun zu ergründen, ob und wenn ja warum, die dargestellten Sachverhalte (Rechtsextremismus, Gewalt, Geschlechterrollenbilder, Cliquenstrukturen) problematisch und relevant für die Soziale Arbeit sind. Zusätzlich ist entscheidend, die angestrebte Veränderungsabsicht transparent zu machen, und auch diese zu begründen. Es ist ein Merkmal von unprofessioneller Sozialer Arbeit, wenn ethische Grundpositionen stillschweigend als ‚common sense‘ vorausgesetzt, deshalb nicht erläutert werden und somit auch bei einer Intervention unhinterfragbar bleiben.
„Die wissenschaftliche Werttheorie (Axiologie), die biopsychosoziale Theorie menschlicher Bedürfnisse und die realistische Theorie der Moral [erklären] zusammen mit der Theorie sozialer Systeme (Heintz) die Existenz von sozialen Problemen, d.h. die Problematik, mit der sich die Disziplin und die Profession der Sozialen Arbeit beschäftigen, die erstere theoretisch, die letztere praktisch.“ (Werner Obrecht 2001c: 16)
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Literatur
An dieser Stelle kann nicht in der vielleicht notwenigen Tiefe auf die biologischen und axiologischen Grundlagen eingegangen werden. Für weitere und detaillierte Ausführungen zur Axiologie vgl. Schaber (1997); Bunge (1989); Obrecht (2001 c). Für eine kritische Diskussion Bunges vgl. Garzón-Valdes (1990). Einen verständlichen Überblick über die biologischen Grundlagen von Werten und Bedürfnissen geben Bunge/Mahner ( 2000 ). Für eine Definition der wichtigsten Begriffe in dem in dieser Arbeit verwendeten Sinne vgl. Bunge (1999).
Bei Bunge (1989) findet sich eine andere Reihenfolge. Demnach sind Bedürfnisse die Grundlage von Werten. Dies hat mit einem anderen Wertebegriff bei Bunge zu tun, der zwar auch zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Werten unterscheidet, jedoch auch die Biowerte als properties (Eigenschaften), die das Überleben des Individuums fördern, sieht. Bei Obrecht sind die intrinsischen Werte organismische Zustände (Obrecht 2001e: I I), die zwar auch immer relational und damit keine konkreten Dinge sind, aber einen Zustand zu einer bestimmten Zeit bezeichnen. Die Konsequenz: Bei Bunge folgen Werte (als die Eigenschaft, die am ehesten das Bedürfnis erfüllen kann) aus den Bedürfnissen, bei Obrecht folgen Bedürfnisse (und Bedürfnisspannungen) aus den intrinsischen Werten (als organismische Zustände). Die instrumentellen Werte bei Obrecht entsprechen dann wiederum der Bungeschen Definition.
Obrecht spricht von moralischen Fakten. Da das Faktum aber erst moralisch sein kann, wenn es entsprechend interpretiert wird, werde ich im Folgenden den Term moralisch interpretierbare Fakten verwenden.
m Folgenden werden nur die Ausführungen Obrechts zu den erläuterten vier Aspekten einer TMB zusammengefasst, da diese als Grundlage der weiteren Überlegungen zur Ethik Sozialer Arbeit dienen sollen. Der Weg der Entwicklung der TMB, welcher in einer Auseinandersetzung mit bestehenden Bedürfnistheorien beginnt, kann bei Obrecht (1998) nachverfolgt werden. Zu jedem der aufgeführten Bedürfnisse existiert reichhaltiges Forschungsmaterial, welches jedoch nicht immer aus der expliziten Bedürfnisforschung kommt.
Die erläuterten Grundlagen führen auch zu der Feststellung, dass Rechte und Pflichten nicht kollektiv sein können. „Rights and duties are vested in individuals because they concern actions perfomable by individuals. To put it negatively: There are no collective rights or duties (...). The expression,collective right (or duty)’ must therefore read as.,the right (or duty) of every member of a certain social group’. (...) It just means that only individuals can he assigned rights and duties or deprived of them. The idea of collective rights and duties is a holistic myth that has been used to dislute personal responsibility and to discriminate in a favor or against special groups.“ (Bunge 1989: 96)
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Borrmann, S. (2005). Ethische Grundlagen. In: Soziale Arbeit mit rechten Jugendcliquen. Forschung Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11394-2_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11394-2_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-14823-6
Online ISBN: 978-3-663-11394-2
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)