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Part of the book series: Forschung ((FPOLIT,volume 131))

Zusammenfassung

Im Zeitalter der Globalisierung öffnen sich die nationalen Grenzen für den Transfer von Waren, Wissen und Kultur. Satellitenfernsehen und Telekom­munikation lassen die Welt zusammenrücken, das global village scheint bald keine Utopie mehr zu sein. Für Personen aber bleibt die freie Grenzüber­schreitung weiterhin eine Illusion, nur Angehörige privilegierter Staaten haben dieses Recht. Das Beispiel der Europäischen Union zeigt, wie die Innengrenzen abgebaut, die Außengrenzen aber extrem abgeschottet werden für Angehörige aus Drittstaaten. Noch sind die Einreise- und Aufenthaltsbe­dingungen nicht angeglichen, doch muss das Handeln eines Staates immer auch im europäischen Kontext betrachtet werden. Die Mechanismen staatli­cher Schließung werden in den europäischen Staaten immer restriktiver und verstoßen teilweise gegen Gebote der Humanität. Betroffene Migranten be­ginnen, sich gegen diese Tendenzen zu mobilisieren und fordern eine Hu­manisierung der Einwanderungspolitik. Die Sans-papiers-Bewegung in Frankreich ist der bekannteste Fall solcher Protestmobilisierungen; im März 2000 feierte sie ihr vierjähriges Bestehen.

«On a prétendu dans plusieurs .pays qu’il n’était pas permis à un citoyen de sortir de la contrée où le hasard l’a fait naître; le sens de cette loi est visiblement: ce pays est mauvais et si mal gouverné que nous défendons à chaque individu d’en sortir, de peur que tout le monde n’en sorte. Faites mieux: donnez à tous vos sujets envie de demeurer chez vous, et aux étrangers d’y venir.» (Voltaire1)

„Da die Menschen äußerst mobile Wesen sind, versuchen sie in großer Zahl, ihren Wohnort und ihre Mitgliedschaft regulär zu wechseln, indem sie aus einer ungeliebten in eine von ihnen erstrebte Umgebung umsiedeln. Wohlhabende und freie Länder werden, genau wie Elite-Universitäten, von Bewerbern geradezu bestürmt. Welchen Umfang und Charakter sie, diese Länder, behalten oder annehmen, ist ihre eigene Entscheidung. Konkret heißt das, dass wir als Bürger eines solchen Landes folgende Fragen zu beantworten haben: Wem gewähren wir Aufnahme? Soll unser Land ohne irgendwelche Aufnahmebeschränkungen jedem offen stehen? Dürfen oder können wir unter den Bewerbern auswählen? Welches sind die richtigen Kriterien für die Vergabe der Mitgliedschaft?“ (Michael Walzer2)

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Literatur

  1. Voltaire, 1764, Egalité, in: Dictionnaire philosophique de 1764, zitiert in: Wihtol de Wenden, C., 1999, Faut-il ouvir les frontières?, Paris: Presses de science po, S. 18.

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  2. Walzer, M., 1994, Sphären der Gerechtigkeit. Ein Plädoyer für Pluralität und Gleich heit, Frankfurt/M., S. 66.

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  3. Zur Chronologie der Sans-papiers-Proteste der ersten beiden Jahre vgl. z.B. Salaiin, S., 1998, Deux ans de mobilisation, in: Acceuillir, N° 214, octobre 1997 janvier 1998, S. 4–8

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  4. Die nachträgliche Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung nennt man im Französischen régularisation, ich werde diesen Begriff im Deutschen als Regularisierung verwenden.

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  5. Compagnies républicaines de sécurité.

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  6. Vollzugsanstalt fir Abschiebehaft

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  7. In der Cartoucherie von Vincennes (ehemalige Munitionsfabrik) sind mehrere Theater untergebracht.

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  8. Ausführlich zum collège des médiateurs in Kapitel 5.5.4.

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  9. Der Inhalt dieser Liste wird in Kapitel 5.3 besprochen.

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  10. Vgl. Diop, A., 1997, Dans la peau d’un sans-papiers, Paris: Édition du Seuil, S. 194, Le Monde 30.03. 96, S. 8.

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  11. Näheres zu diesem Kollektiv vgl. Kapitel 5.4.

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  12. Die Vorträge der assises pour une nouvelle politique des migrations sind nachzulesen in: Migrations Société, Vol. 9, n° 50–51, mars juin 1997 und in: Les idées en mouvement, Supplément aux n° 49, mai 1997. Le mensuel de la Ligue de l’enseignement.

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  13. Zu den Inhalten der Gesetze Pasqua und Debré vgl. 2.3 und Kapitel 3.

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  14. Circulaire du 24 juin 1997 relative au réexamen de la situation de certaines catégories d’étrangers en situation irréguliere, in: Journal officiel de la République Française, 26. Juni 1997, S. 9819–9821.

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  15. Ausführlich zu vorangegangenen Regularisierungsmaßnahmen vgl. Kapitel 5.2.

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  16. Zu den verschiedenen Kollektiven vgl. 5.4.

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  17. Vgl. Kapitel 2.3.

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  18. Vgl. Perotti, A. 1999, Les grèves de la faim des sans-papiers: dernière arme contre le dysfonctionnement de la démocratie?, in: Migrations Société, Vol. 11, n° 61, janvier-février 1999, S. 137–144, hier S. 138f.

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  19. Ebenda. ,,... es wird keine Regularisierung für alle geben, die einen Antrag gestellt haben. Wir geben dem Druck nicht nach, ansonsten wäre es eine Ermutigung für die illegale Einwanderung.“

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  20. Vgl. z.B. Walzer, a.a.O., 1994, S. 66.

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  21. Wihtol de Wenden, C., 1999, L’immigration en Europe, Paris: La documentation française, S. 11ff. Bündnispartnern ist aus der Erfahrung vorangegangener Sans-papiersProteste entstanden, deswegen wird hier auch von der neuen Sans-papiers-Bewegung gesprochen.

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  22. Zu den Fraestellungen der Bewegungsforschung vgl. 4.1.

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  23. Erschienen bei Presses de Science Po, Paris.

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  24. Vgl. z.B. Costa-Lascoux, J., 1997, Les sans-papiers de Saint-Bernard, in: Revue française des affaires sociales, 51e année, N° 2, April-Juni 1997, S. 101–115.

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  25. Erschienen bei Textes à l’appui, Fédération des Tunisiens pour une Citoyenneté des deux Rives.

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  26. Ausführlich zu den verschiedenen Ansätzen der Bewegungsforschung: Hellmann, K.U./Koopmans, R. (Hg.), 1998, Paradigmen der Bewegungsforschung. Entstehung und Entwicklung von neuen sozialen Bewegungen und Rechtsextremismus, Opladen.

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Lindemann, U. (2001). Einleitung. In: Sans-Papiers-Proteste und Einwanderungspolitik in Frankreich. Forschung Politikwissenschaft , vol 131. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11325-6_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11325-6_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3271-3

  • Online ISBN: 978-3-663-11325-6

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