Internetsucht: Jugendliche gefangen im Netz

Zusammenfassung

Das Internet als Suchtmaschine — Immer häufiger finden sich in den internationalen Medien alarmierende Fallbeispiele einer neuen Sucht. Dargestellt werden meist jugendliche, männliche Internetnutzer, die scheinbar vom Internet abhängig geworden sind, wie andere Menschen von Drogen, Alkohol, Zigaretten oder dem Glücksspiel. Selbst die geschilderten sozialen Konsequenzen sind vergleichbar: Misserfolge und Leistungsbeeinträchtigungen in der Schule oder im Beruf bis zum Verlust des Arbeitsplatzes oder dauerhafte Trennung von Freunden oder dem Lebenspartner. Hilferufe von selbstettiketierten Betroffenen in einschlägigen Onlineforen und Bücher ehemaliger Betroffener, die zu Bestsellern avancierten (Farke 1998; 1999), komplettieren das mediale Bild. Ist Internetsucht eine Erfindung der Medien, die Internetnutzern die Möglichkeit bietet, schwer fassbare persönliche Probleme zu benennen, oder ist Internetsucht ein reales psychologisches Phänomen, dessen sich Psychologen, Pädagogen und Suchttherapeuten annehmen sollten (vgl. Hünerfauth 2000)?

Zeitungsmeldung aus The Guardian vom 24. November 1997

„Einer Mutter aus Florida wurde die Vormundschaft für ihre Kinder entzogen, nachdem der Richter sie für internetsüchtig erklärt hatte. Richter Jerry Lockett sprach das Sorgerecht von Pam Albridges beiden Kindern im Alter von sieben und acht Jahren ihrem Ex-Ehemann zu. ... Zeugen hatten ausgesagt, daß sich Mrs Albridge nach ihrer Scheidung in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen hatte und von diesem Zeitpunkt die meiste Zeit mit ihrem Computer im Internet zubrachte.“

Wir möchten den Diplomanden Herrn Andy Heer und Frau Anja Niesing für ihre inhaltliche und technische Unterstützung bei der Realisation des Forschungsprojekt herzlich danken.