Zusammenfassung
In Kapitel 8 haben wir Heuristiken für die Feinanalyse dargestellt, die allgemein und weitgehend unabhängig von speziellen Eigenschaften eines Interviews angewendet werden können. Diese Heuristiken können aber nur dann wirklich präzise auf das Untersuchungsmaterial angewandt und zugeschnitten werden, wenn wir die grundlegenden bzw. häufig anzutreffenden sprachlich-kommunikativen Verfahren kennen, die fir die Konstitution von Identität in einzelnen Passagen des narrativen Interviews bedeutsam sind. In Kapitel 6 und 7 haben wir die spezifisch erzählstrukturellen Eigenschaften narrativer Interviews diskutiert. Ergänzend dazu wenden wir uns nun solchen vergleichsweise mikroskopischeren sprachlich-kommunikativen Verfahren zu, die für die Gestaltung und den Sinn einzelner Äußerungen maßgeblich sind. Nicht alle dieser Verfahren werden in jedem Interview anzutreffen sein, und sie sind auch nur teilweise spezifisch für Erzählungen — vieles, was im Folgenden besprochen wird, finden wir auch in ganz anderen sprachlichen Aktivitäten. Unsere Diskussion dieser feinanalytisch bedeutsamen Dialogphänomene bietet daher eine Art Werkzeugkasten: Die Brauchbarkeit seiner einzelnen Instrumente richtet sich ganz danach, welche speziellen kommunikativen Verfahren im jeweils untersuchten Interview benutzt werden. Diese Verfahren gliedern wir in folgende Bereiche:
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Deskription (Kap. 9.1)
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Stimmen und Perspektiven (Kap. 9.2)
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Argumentation (Kap. 9.3)
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Interaktionssteuerung (Kap. 9.4)
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Reaktionen auf Intervieweraktivitäten (9.4)
Durch die Kenntnis dieser Dialogphänomene gewinnt man ein begriffliches Instrumentarium zur präzisen Beschreibung des kommunikativen Handelns des Erzählers. Dies ist notwendig, um klar herauszuarbeiten, an welchen Eigenschaften der biografischen Erzählung eine Interpretation ansetzt und worauf sie sich stützen kann. Weiterhin sensibilisiert die Kenntnis zentraler sprachlich-kommunikativer Verfahren auf solche Passagen und Eigenschaften der biografischen Erzählung, die besonderer analytischer Sorgfalt Wert sind, sonst aber leicht der Aufmerksamkeit entgehen können.
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Weiterführende Literatur
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Lucius-Hoene, G., Deppermann, A. (2002). Die Mikrostruktur von Textausschnitten: Sprachlich-kommunikative Verfahren. In: Rekonstruktion narrativer Identität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11291-4_9
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