Zusammenfassung
Abgeleitet aus der These, dass sich die Analyse regionaler Frauennetzwerke aus einer Betrachtung des innerhalb des Netzwerks entwickelten sozialen Beziehungsnetzes und der nach außen gerichteten Aktivitäten und Strategien zusammensetzen sollte und ihre Stärken und Schwächen erst in einer gemeinsamen Betrachtung beider Dimensionen deutlich werden, unterteilt sich die folgende Darstellung der empirischen Ergebnisse in zwei Abschnitte. Eine Betrachtung der Zusammensetzung der Netzwerke, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Akteurinnen sowie der zwischen ihnen entwickelten sozialen Beziehungen erfasst die Innenperspektive der Vernetzung (vgl. Teilkapitel 4.1). Die zweite Dimension der Netzwerke — die strategische Kooperation — lenkt den Blick auf die Motive der Akteurinnen, die sie zu ihren regionalen Vernetzungen veranlassen. Ein weiterer Aspekt dieser Perspektive bezieht sich auf die gemeinsam verhandelten und bearbeiteten Themen und Projekte, zu deren Umsetzung gemeinsame Strategien erarbeitet werden (vgl. Teilkapitel 4.2). Die aus dem Zusammenspiel zwischen den an das soziale Netz einerseits und das politische Bündnis andererseits gerichteten Erwartungen, mit denen regionale Frauennetzwerke konfrontiert sind, werden unter der Frage nach den Wechselwirkungen zwischen Beruf und Netzwerk, der informellen Bedeutung regionaler Frauennetzwerke sowie der Widersprüche zwischen Einzel- und gemeinsamen Zielsetzungen in Teilkapitel 4.3 diskutiert. Bei der abschließenden Thematisierung der zukunftsgerichteten Perspektiven der untersuchten regionalen Frauennetzwerke sind beide Vernetzungsdimensionen relevant (vgl. Teilkapitel 4.4).
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Literatur
Vgl. Teilkapitel 4.4.
Vgl. Teilkapitel 4.3.
Eine interessante Fragestellung, die hier jedoch nicht weiter verfolgt werden kann, bezieht sich auf die Kriterien, anhand derer die Differenzen untereinander wahrgenommen werden. mit der produktiven Ergänzung der eigenen Kompetenzen begründet.
Auf diesen Aspekt werde ich im Zusammenhang der Ausführungen zu den persönlichen Beweggründen für ein Engagement in dem jeweiligen Netzwerk zurückkommen (vgl. Teilkapitel 4.2).
Dieser Aspekt war bereits bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen von Bedeutung, die sowohl im Zentrum als auch an den Rändern des Netzwerks agieren sollten.
Da bisher keine empirischen Ergebnisse zu intern ausgebildeten Netzwerkbeziehungen in Politiknetzwerken vorliegen, die Aussagen zu hierarchischen oder gleichberechtigten Strukturen in anderen Netzwerken erlauben, lassen sich die hier ermittelten Ergebnisse nicht mit den Strukturen anderer Netzwerke vergleichen.
Mit dieser begrifflichen Dreiteilung versucht Irene Stoehr die Generationen in der aktuel-len (westdeutschen) Frauenbewegung zu analysieren. Diese Schlagworte sollen „auch für Entwicklungsstadien der Neuen Frauenbewegung stehen“ (vgl. Stoehr 1995, S. 94 ).
Ich finde es ein sehr angenehmes Klima eigentlich, was man sonst in so Kreisen, wo wichtige Institutionen auch zusammensitzen, so nicht immer unbedingt hat.“ (S 2)
Da sind Frauen, die ein gewisses Niveau haben, Bildungsniveau. Also da geht keiner hin, der von gar nichts eine Ahnung hat.“ (S 3)
Gefühle stehen oft im Mittelpunkt feministischer Gruppen und Organisationen, d.h. es existiert ein emotionaler Subtext. „I have found that women who carried the torch during the darker periods of feminism’s history have often been motivated not only by a deep sense of anger at gender injustice but by the joy of participation, the love and friendschip of other women, and pride at having maintained their feminist convictions in the face of strong opposition“ (Taylor 1995, S. 224). Sie führt weiter aus: „I conclude by urging that we generalize from the study of women’s movements to eleborate a model of social movements that breaks down the artificial barrier between the concepts of organization, rationality, and choice, on the one hand, and affective bonds, emotions, and impulse, on the other” (ebenda, S. 226). Mit diesem Aspekt hat sich die Netzwerkforschung bisher m.E. nicht beschäftigt.
Erinnert sei an dieser Stelle an die Bedeutung von Vertrauen bei der Ausbildung persönlicher Beziehungen untereinander.
Zum Aufbau persönlicher Beziehungen und als Reaktion auf die knappen Termine der Akteurinnen versucht der FrauenRatschlag über ein jährlich stattfindendes gemeinsames Arbeitswochenende in einem Tagungshaus dem Bedürfnis nach mehr Zeit zum Kennenlernen untereinander und für längere Gespräche neben dem eigentlichen Arbeitsprogramm genügend Raum einzuräumen. Dies scheint geglückt, da die zwei bisher organisierten Wochenenden (1999 und 2000) von den dort teilnehmenden Akteurinnen als sehr gelungen eingeschätzt wurden.
Verena Mayr-Kleffel (1991) geht davon aus, dass häufige Interaktionen zwischen Personen zu einer Stärkung ihrer freundschaftlichen Gefühle und zu einer Intensivierung ihrer Bindung führen können. Die Zusammensetzung und Zugänglichkeit der untersuchten Netzwerke kann also als ein Gradmesser der Intensität der ausgebildeten persönlichen Kontakte herangezogen werden. Sympathie und Interesse, aber auch die Kontinuität der Begegnungen entscheiden dabei über den Aufbau tiefergehender Kontakte, die auch in Freundschaften münden können.
Dieses Netzwerkverständnis habe ich bereits in Teilkapitel 1.2 problematisiert.
Eine Abgrenzung der Regionen erfolgt in den drei Fallbeispielen eher pragmatisch und spielt für die inhaltlichen Diskussionen keine weitergehende Rolle. „Region“ kann aus den Blickwinkeln der Netzwerkakteurinnen sowohl eine untereinander entwickelte, sichstetig verändernde Beziehungs-und Kommunikationsebene als auch eine konkrete administrative Verwaltungs-und Planungsregion darstellen, die sich aus dem Zuschnitt regionaler Institutionen ableitet. Die beiden sich überlagernden Dimensionen stehen in Zusammenhang mit den beiden von mir betrachteten Ebenen der Vernetzung, eine untereinander aufgebaute soziale, die zur Ausbildung informeller Netzwerkstrukturen führt, aber für die konkrete Regionsabgrenzung keine Rolle spielt, und eine nach Außen gerichtete strategische Vernetzung, die sich auf konkrete Handlungsräume bezieht.
Inwieweit sich aus den unterschiedlichen Organisationsstrukturen auch verschiedene Strategien ableiten, wird in Teilkapitel 4.2.3 diskutiert.
Vgl. Teilkapitel 2.3.
Vgl. Kapitel 2.
Sitzungen dienen häufig in erster Linie zur,Machtdemonstration` und zur Selbstdarstellung […] Sie seien weitschweifig, eher bestimmt von,Eitelkeiten` und,Selbstdarstellungszwängen` und beinhalten in der Regel,höchstens 20% effektive Sachbeiträge—(Geißel 1999, S. 151). Viele Kommunalpolitikerinnen erleben die männerorientierten Stile und Strukturen in ihren Parteien und Parlamenten als ärgerlich und behindernd. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Schöler-Macher (1994), die darauf verweist, dass sich die Prägung institutionalisierter Politik durch männliche Traditionen in ihren Werten und ihrem Milieu, ihren Regeln und Verfahren auf die Arbeit von Frauen in politischen Institutionen auswirkt.
Vgl. Teilkapitel 2.2.
Vgl. Teilkapitel 4.3.
Derenbach entwickelt ein Modell, das den Zusammenhang zwischen regionalem Entwicklungsbewusstsein und regionaler Handlungsbereitschaft zu erklären versucht. „Regionales Entwicklungsbewußtsein wird als ein aus der Tradition und den Gegenwartserfahrungen herrührender Bestand an Erwartungen und Zielen über die Gestaltung der Region aufgefaßt“ (Derenbach 1988, S. 259). Dazu gehört für ihn auch ein Wissensbestand über die regionalen Verhältnisse.
Die Beschäftigung mit dem Thema „regionale Verkehrsplanung“ beschränkt sich auf Aspekte des ÖPNV. Der Umgang mit diesem Politikfeld variiert in den drei Netzwerken nur geringfügig. Die Kritik an den vorgefundenen Verkehrsplanungskonzepten entzündet sich — analog zum Planungsthema — an der Nichtberücksichtigung des Lebensalltags von Frauen (vgl. Frank, Stete 1995; FOPA 1994; Frauenbeauftragtenkonferenz Rhein-Main 1993). Eine darüber hinausgehende Perspektive zeigt das in Südostniedersachsen entwickelte Projekt „Frauen in Fahrt” auf, das über engere verkehrsplanerische Maßnahmen hinaus das Thema mit strukturpolitischen Zielsetzungen verknüpft. Dieser Ansatz bein- haltet eine Sichtweise, die unterschiedliche sektorale Themen miteinander verbindet und bietet somit eine Perspektive regionaler Geschlechterpolitik, die sich nicht nur an vorhandenen Plänen und Projekten abarbeitet, sondern eigenständige Perspektiven entwickelt.
Verweisen möchte ich auf folgende weitergehende Veröffentlichungen: Zur Regionalplanung: vgl. Adam, Innen 1996; Bauer 1993; DGB Landesbezirk Nordmark 1994; FOPA e.V. (Hg.) 1993 b; Grüger 1999; Ministerium für die Gleichstellung von Frau und Mann des Landes Rheinland-Pfalz (Hg.) 1993; Striefler 1997; Verband Region Stuttgart 1997a; Zur Wirtschafts-und Strukturpolitik: vgl. ARSU 1998b; Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Nordrhein-Westfalen mbH (Hg.) 1992; Hermann 1996; Knapp 1996; Steffen 1993
Auf die dabei vorhandenen Einschränkungen bin ich bereits in Teilkapitel 2.3 eingegangen.
Als Kern strukturpolitischer Ideen „Umbau der Autoregion zur Verkehrskompetenzregion“ haben wir uns sehr viel mit Mobilität, Frauen und Verkehr, befasst und haben uns einige Veranstaltungen und Frauenprojekte, die dazu in Salzgitter zum Beispiel gelaufen sind, Ausbildung zur City-Logistikerin und sowas angeguckt.” (Ni)
Mentoring wird bisher als ein Konzept zur Karriereförderung junger Frauen angewendet (vgl. Paulitz 2000).
Vgl. Overkamp, Thomas 1998; Gruger 1999; SRL 1998; Sturm 1993.
Das vorliegende Gutachten zeigt Wege auf, wie eine Regionalplanung aus Frauensicht gestaltet werden kann und welche Anforderungen die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mit differenzierten Familien-und Haushaltsstrukturen, stärkerer Erwerbstätigkeit von Frauen und dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie beiden Netzwerken praktizierte „klassische“ Verfahrensbeteiligung entspricht der Beteiligung gesellschaftlicher Organisationen, die als oder wie Trägerinnen öffentlicher Belange (TÖB) zur Beteiligung aufgefordert werden. bei Frauen und Männern an räumliche Strukturen stellen” (Verband Region Stuttgart 1997a, S. 3). Neben dem Gutachten zur Regionalplanung des Verband Region Stuttgart existieren Veröffentlichungen zu „Frauenbelange im Regionalen Raumordnungsprogramm 1996“ in der Region Hannover (vgl. Kommunalverband Großraum Hannover 1998) und Einzelartikel (vgl. z.B. FOPA 1993b)
Das bedeutet, dass das Netzwerk zwar offiziell nicht in die entsprechende Liste aufgenommen wurde, es aber bei Anhörungen und Beteiligungen an Planungsverfahren genauso wie ein TOB behandelt wird.
Die Breite der dabei erhaltenen Information und die konkrete Mitwirkung ist abhängig von dem persönlichen Engagement der einzelnen Netzwerkakteurinnen, da die vom FrauenRatschlag aufgebauten Kontakte sowohl für das Netzwerk als auch für die beteiligten Frauen in ihren jeweiligen Arbeitszusammenhängen von Bedeutung sind.
Hierzu zählen vor allem der Großraumverband Braunschweig, reson und die TU Braunschweig sowie der Regierungspräsident.
Arbeit in Strukturen“ kann als eine Strategie der Frauenbeauftragten angesehen werden. Als institutionalisierte frauenpolitische Vertreterinnen sind ihre Handlungsstrategien in rechtliche und verwaltungsorientierte Vorgaben eingebunden (vgl. Wrangell 1998; Czymal, Simon 1988).
Vgl. dazu auch Bauer 1993; Gruger 1999.
Diesem Aspekt ist bisher in Netzwerkstudien kaum nachgegangen worden, obwohl er meines Erachtens eine nicht überschätzbare Wirkung auf die in Politiknetzwerken ausgebildeten Beziehungen hat.
Vgl. Teilkapitel 4.1.1.
Macht entspricht der menschlichen Fähigkeit, nicht nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit anderen zu handeln. Über Macht verfügt niemals ein Einzelner; sie ist im Besitz einer Gruppe und bleibt nur solange existent, als die Gruppe zusammenhält. Wenn wir von jemandem sagen, er,habe Macht`, heißt es in Wirklichkeit, daß er von einer bestimmten Anzahl von Menschen ermächtigt ist, in ihrem Namen zu handeln “ (Arendt 1990, S. 45 ).
Unter dem Stichwort Seilschaft wird zumeist an berufsbezogene Netzwerke von Frauen gedacht (vgl. dazu Kapitel 1). Im Unterschied zu den hier untersuchten regionalen Frauennetzwerken sind die meisten dieser Netzwerke als Verein organisiert und verfügen somit über zumindest gering institutionalisierte Strukturen. Einer ihrer Schwerpunkt liegt neben dem Kontaktaufbau und dem Informationsaustausch in der gezielten Weiterbildung und Weiterqualifikation.
So dienen z.B. „New Girls Networks“ vor allem der Karriereförderung im Management (vgl. Segermann-Peck 1994).
Vgl. die Ausführungen zu der angenehmen Atmosphäre in Frauennetzwerken in Teilkapitel 4.1.3.
Auch Frauennetzwerke sind, wie an anderer Stelle bereits ausgeführt, gekennzeichnet durch soziale Schließungsprozessen gegenüber anderen Frauen.
Vgl. Teilkapitel 4.2.3.
Konsens interpretieren die Netzwerkakteurinnen auf zwei Ebenen. Einerseits verstehen sie darunter die das Netzwerk zusammenhaltenden Grundvorstellungen und Ziele. Andererseits agieren sie im Konsens, d.h. ihre Stellungnahmen werden nur einstimmig verabschiedet.
Vgl. Teilkapitel 4.2.3.
Vgl. Kap. 2
Sehr phasenabhängig, sehr konjunkturell, sehr vom persönlichen Engagement und den Interessen Einzelner abhängig, so dass ich sagen kann, mit dem Vorsatz, einen ganz aktiven Beitrag sozusagen Frauenaspekte in die Regionalpolitik einzubringen“ (N 1).
Diesem Dilemma zwischen der Begrenztheit der eigenen Ressourcen und den von außen an das Netzwerk herangetragenen Kooperationsmöglichkeiten stehen zahlreiche regionale Frauennetzwerke gegenüber. So war es beispielsweise dem Arbeitskreis „Frauen und IBA“ nicht möglich, auf die Angebote von Seiten der IBA Geschäftsstelle einzugehen, da die fachlichen Arbeitskreismitglieder über keine zeitlichen Spielräume verfügten (vgl. Teilkap. 2. 4 ).
Auf kommunaler Ebene wird dabei an die Erweiterung der Kompetenzen und Qualifizierung der Gleichstellungsbeauftragten in diesen Themen gedacht. Diskutiert wird ein planungsbezogenes Veto-Recht für Gleichstellungsbeauftragte, die Einrichtung kommunaler Frauenplanungsbeiräte sowie die Anerkennung von Frauenverbänden analog zu den Naturschutzverbänden (vgl. Gruger 1999, S. 64 ).
Die hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte war seit ihrer Amtsübernahme 1989 in die Fachplanungen des Kommunalverbandes einbezogen — sie konzentrierte sich auf den Bereich Öffentlicher Verkehr, hatte bei Objektplanungen vor allem den Sicherheitsaspekt und bei Angebotsplanungen alltägliche Bewegungsfreiheit für Frauen thematisiert“ (Kommunalverband Großraum Hannover 1998, S. 3). Mit dem Übergang des Kommunalverbandes in die Region Hannover veränderte sich auch die Position der Gleichstellungsstelle.
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Bock, S. (2002). Netzwerke statt fester Bündnisse: Ergebnisse der empirischen Untersuchung. In: Regionale Frauennetzwerke. Politik und Geschlecht, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11280-8_5
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