Zusammenfassung
Die Wahl zum 14. Deutschen Bundestag am 27. September 1998 hat sich in einer Reihe von Aspekten von vorherigen Bundestagswahlen unterschieden. Ob es sich um eine historische Wahl handelte, wie inzwischen nicht nur Politiker — aus deren Sicht allerdings inzwischen jede Wahl eine historische Dimension annimmt — oder Journalisten, sondern auch Politikwissenschaftler behaupten1, bleibt dahingestellt. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl hat eigentlich nur eine Reihe von Entwicklungen, die Wahlverhalten beeinflussen und verändern, für ziemlich alle, die sich mit Politik beschäftigen, deutlich werden lassen. Diese Entwicklungen ihrerseits sind allerdings keineswegs neu. Auch in der Analyse vorangegangener Wahlen ist immer wieder auf sie hingewiesen worden. Lange Zeit war das eigentlich zu erklärende Phänomen die hohe Stabilität im Wahlverhalten auf Bundesebene, obwohl sich so viele strukturelle Bedingungen, aber auch meinungsbildende Bedingungen, verändert hatten. Dieser Beitrag stellt einen Versuch dar, die Ergebnisse der Bundestagswahl von 1998 in diesen längerfristigen Zusammenhang zu stellen.
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Literatur
So z.B. Ulrich von Alemann, Wahlsieg der SPD von 1998: Politische Achsenverschiebung oder glückliche Ausreißer?, in: Oskar Niedermayer (Hg.), Die Parteien nach der Wahl 1998, Opladen 1999.
Statistische Jahrbücher 1974 und 1998
Volkszählung 1950 und Mikrozensus 1997
Die evangelische Kirche verzeichnete bereits zwischen 1970 und 1989 einen stetigen und deutlichen Rückgang in ihrer Mitgliedschaft: sie verlor etwa 12% ihrer Mitglieder von 1970. Danach hatte sie einen gewaltigen Zuwachs durch die Protestanten aus den neuen Bundesländern in der Größenordnung von 4,3 Millionen. Allerdings hat sie davon in den darauf folgenden sechs Jahren bereits fast die Hälfte wieder verloren. Die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche allein ist allerdings kein verhaltensrelevanter Faktor zugunsten der Union. Die Zahl der Kirchenmitglieder der katholischen Kirche ist in dem betrachteten Zeitraum relativ konstant geblieben (Statistische Jahrbücher 1974–1998 ).
Vgl. z.B. Andreas M. Wüst, Wahlverhalten in Theorie und Praxis: die Bundestagswahl 1998, in: Emil Hübner/ Heinrich Oberreuter (Hg.): Parteien in Deutschland zwischen Kontinuität und Wandel, München 2000, in Vorbereitung.
Forschungsgruppe Wahlen e.V.: Gesamtdeutsche Bestätigung für die Bonner Regierungskoalition, in: Hans-Dieter Klingemann/ Max Kaase (Hg.): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1990, Opladen 1994, S. 615–665; Dieter Roth/ Andreas M. Wüst: Parteien und Wähler, in: Heinrich Oberreuter (Hg.): Ungewissheiten der Macht, München 1998, S. 102–133.
Vgl. ALLBUS 1998: das Fernehen ist für 68% der Deutschen eine wichtige Informationsquelle für Politik, Zeitungen für 58%, im Osten ist dieser Unterschied größer als im Westen.
Vgl. Rüdiger Schmidt-Beck: Eine „vierte Gewalt”? Medieneinfluß im Superwahljahr 1994, in: Wilhelm Bürklin/ Dieter Roth (Hg.): Das Superwahljahr, Köln 1994, S. 266292.
Das Konzept der Parteiidentifikation und seine Übertragung auf die Bundesrepublik ist bekanntlich nicht unumstritten (Dieter Roth: Empirische Wahlforschung, Opladen 1998, S. 186ff.). Die in der Grafik dargestellten Ergebnisse beruhen auf den Antworten einer Frage (ebd., S. 125ff.), die immer konstant gehalten wurde.
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Roth, D. (2001). Die Bundestagswahl 1998 — eine Schlüsselwahl?. In: Derlien, HU., Murswieck, A. (eds) Regieren nach Wahlen. Herausgegeben im Auftrag der Sektion „Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11273-0_10
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