Das Allgemeine und das Besondere. Über Veränderungen der Politik

Zusammenfassung

In den 70er Jahren hat die Politikwissenschaft in Deutschland die Kommunalpolitik ‚entdeckt‘ (vgl. Grauhan 1975 und Hesse 1989), in den 80er Jahren folgte die Geschichtswissenschaft mit ihrer Entdeckung der jüngeren Stadtgeschichte (vgl. Matzerath 1989 und Gall 1990). Beide Wissenschaften beschäftigten sich mit den besonderen Formen lokaler Politik im späten 19. und im 20. Jahrhundert; das Entstehen der ‚Leistungsverwaltung‘ wurde ihnen zum Thema (vgl. Gröttrup 1976). In der Geschichtswissenschaft kam stärker auch so etwas wie Bewunderung darüber auf, wie eigenständig Stadtpolitik nach 1871 war, wie umfassend man sich in den Städten mit den Folgen der Industrialisierung auseinandersetzte (vgl. Nipperdey 1992: 140ff.) oder wie bereitwillig man in den Großstädten die Zuschläge zu den Staatssteuern oft weit über diese selbst hinaus anhob, sich aber auch ganz unbefangen andere Einnahmequellen erschloß (vgl. Ellwein 1993: 334 ff und Krabbe 1989: 121 ff). Der ‚Munizipalsozialismus‘ wurde in diesem Zusammenhang als Phänomen der kaufmännisch geschickten Einnahmebeschaffung gesehen, aber auch als eine erstaunlich wenig diskutierte Abkehr von liberalen Vorstellungen über die notwendige Aufgabenbegrenzung der öffentlichen Hand — aus der ersten Jahrhunderthälfte liegen in dieser Hinsicht ganz andere Zeugnisse vor (etwa aus den ersten Verhandlungen von preußischen Provinzialständen zum Armenwesen; vgl. Croon 1918: 300ff.).